»Habe euch alles beigebracht was ihr wißt, nehme ich an, oder? Gut, wie ist es nun mit diesen Autogrammen? Sagen wir ein rundes Dutzend? Ihr könnt sie dann all euren kleinen Freunden geben und niemand wird ausgelassen!«
Aber genau jetzt wurde ein Kopf aus einer Tür am anderen Ende des Korridors gesteckt und eine Stimme rief:
»Gilderoy, du böser Junge, wohin hast du dich davongemacht?
Eine mütterlich aussehende Heilerin mit einem Lamettakranz im Haar kam eilig den Korridor entlang und schenkte Harry und den anderen ein warmes Lächeln.
»O Gilderoy, du hast Besuch! Wie lieb; und noch dazu am Weihnachtstag! Ihr müsst wissen, er bekommt nie Besuch, das arme Kerlchen, und ich kann mir überhaupt nicht vorstellen warum, er ist so ein Süßer; das bist du doch, oder?«
»Wir machen Autogramme!«sagte Gilderoy der Heilerin mit einem glänzenden Lächeln.»Die wollen Massen davon und wollen kein Nein als Antwort haben! Ich hoffe nur, daß wir genügend Fotos haben!«
»Hört ihn an,«sagte die Heilerin, nahm Lockharts Arm und strahlte ihn liebevoll an, als wäre er ein zu groß geratener Zweijähriger.»Vor einigen Jahren war er ziemlich bekannt; wir hoffen sehr, daß seine Vorliebe für das Autogramme geben ein Zeichen dafür ist, daß sein Gedächtnis vielleicht anfängt zurück zu kehren. Würdet ihr bitte in diese Richtung gehen. Er ist in einem geschlossenen Zimmer, wißt ihr, er muß hinausgeschlüpft sein, als ich die Weihnachtsgeschenke hereinbrachte, normalerweise ist die Tür immer abgeschlossen… nicht das er gefährlich wäre! Aber,«sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern,»er ist eine gewisse Gefahr für sich selbst, ach Gott… er weiß nicht wo er ist, versteht ihr, macht sich davon und kann sich dann nicht mehr daran erinnern wie er zurückkommt… nett von euch, daß ihr gekommen seid um nach ihm zu sehen.«
»Ääh,«sagte Ron, und wies mit einer schwachen Handbewegung nach oben,»eigentlich wollten wir gerade… äh…«
Aber die Heilerin lächelte ihn erwartungsvoll an und Rons leise gemurmeltes»eine Tasse Tee trinken.«löste sich in Nichts auf. Sie sahen sich gegenseitig hilflos an, dann folgten sie Lockhart und seiner Heilerin den Gang entlang.
»Lasst uns nicht lange bleiben.«sagte Ron leise.
Die Heilerin richtete ihren Zauberstab auf die Tür des Janus-Thickey-Zimmers und murmelte
»Dies ist unser Zimmer für Langzeit-Patienten,«informierte sie Harry, Ron, Hermine und Ginny mit leiser Stimme.
»Für dauerhafte Zauberspruch-Schäden, wißt ihr. Sicherlich, mit starken Heilzaubertränken und -sprüchen und ein bißchen Glück können wir manche Besserung erreichen. Gilderoy scheint ein wenig Gefühl von sich selbst zurück zu gewinnen; und wir haben bei Mr. Bode eine echte Besserung festgestellt, es sieht so aus, als ob er die Fähigkeit zu Sprechen zurück gewinnt, obwohl er keine Sprache spricht, die wir bis jetzt erkennen könnten. So, ich muß weitermachen, die Weihnachtsgeschenke zu verteilen. Ich gehe, damit ihr euch unterhalten könnt.«
Harry sah sich um. Dieses Krankenzimmer zeigte eindeutige, daß es ein ständiges Heim für seine Bewohner war. Sie hatten viel mehr persönliche Dinge um ihre Betten herum als in Mr. Weasleys Zimmer; die Wand am Kopfende von Gilderoys Bett, zum Beispiel, war mit Bildern von ihm selbst tapeziert. Alle strahlten mit breitem Lächeln und winkten den Neuangekommen zu. Gilderoy hatte viele der Bilder auf kindliche, abgehackte Weise signiert. In dem Moment, in dem er von der Heilerin in seinem Stuhl untergebracht war, zog sich Gilderoy einen neuen Stapel Fotos heran, packte eine Feder und begann fieberhaft, sie zu unterschreiben.
»Du kannst sie in Umschläge stecken,«sagte er zu Ginny indem er ihr die Bilder eins nach dem anderen, so wie er sie fertig hatte, in den Schoß warf.»Ich bin nicht vergessen, wißt ihr, oh nein, ich bekomme immer noch einen sehr großen Haufen Fanpost… Gladys Gudgeon schreibt wöchentlich… ich wünschte mir nur, ich wüsste warum… Er unterbrach sich, sah etwas verwirrt aus, dann strahlte er wieder und wandte sich mit erneuter Energie dem Signieren zu.»Ich nehme an, es ist einfach mein gutes Aussehen…«
Ein sorgenvoll aussehender Zauberer mit gelblicher Hautfarbe lag im nächsten Bett. Er starrte an die Decke, murmelte etwas vor sich hin und schien sich seiner Umgebung überhaupt nicht bewusst zu sein. Zwei Betten weiter lag eine Frau, deren gesamter Kopf mit Fell bedeckt war; Harry erinnerte sich, daß Hermine in ihrem zweiten Jahr etwas Ähnliches passiert war, obwohl es in ihrem Fall glücklicherweise kein bleibender Schaden gewesen war. Am anderen Ende des Zimmers waren geblümte Vorhänge um zwei Betten gezogen worden, um ihren Benutzern und deren Besuchern etwas Privatsphäre zu gewähren.