Die Wohnung war in einem eklektischen Stil eingerichtet. Sie stand voll mit abgelegtem Mobiliar, das ihm ältere Verwandte vererbt hatten, die mittlerweile verstorben waren. Viele dieser Möbelstücke waren wertvoll, und alle waren alt. Das einzig Neue in der gesamten Wohnung, abgesehen von den Küchenarmaturen, war der Laptop, der auf einem Queen-Anne-Tisch aus brasilianischem Ahorn mit Cabriolbeinen stand – einst im Besitz von Großonkel Davidson, der nun auch schon seit zehn Jahren unter der Erde lag.
Harriman blieb kurz stehen und ging dann zum Tisch hinüber. Außer dem Laptop mit dem hellen Bildschirm sah man drei Stapel Papiere, einer für jeden Mord, die Seiten waren voll mit Notizen, Kritzeleien, Doodles, groben Skizzen und hin und wieder einem Fragezeichen. Einen Augenblick lang blätterte Harriman zerstreut in den Seiten, dann ging er wieder auf und ab.
Diese nagende berufliche Angst, die ihn nach seinem Coup, dem Interview mit Izolda Ozmian, befallen hatte, war erneut aufgetaucht. Er wusste, er
Aber es gab da ein noch größeres Problem. Selbst wenn er mit sämtlichen Beamten der New Yorker Polizei auf Du und Du gewesen wäre, Harriman war sich nicht sicher, ob ihm das diesmal helfen würde. Denn offenbar hatten die Morde sie genauso verwirrt wie ihn. Es kursierte ein Dutzend verschiedener Theorien: ein Mörder, zwei Mörder, drei Mörder, ein Nachahmermörder, ein Einzelgängermörder, der so tat, als wäre er ein Nachahmungstäter. Die Theorie
Und so hatte er kurz nach seinem Interview mit Izolda Ozmian pflichtbewusst an alle Türen geklopft, war an allen Tatorten aufgetaucht und hatte die besten Storys geschrieben, die er hinbekam. Auf der Pressekonferenz vor zwei Tagen hatte er sich so sichtbar gemacht, wie es nur irgend möglich war, ohne ein Leuchtreklameschild in die Höhe zu halten. Doch er machte sich nichts vor: Mit Sichtbarkeit allein ließen sich keine Zeitungen verkaufen, und seine neuen Artikel enthielten zwar viele Anspielungen, aber kaum Fakten und Beweise.
Er machte noch zwei weitere Rundgänge durch die Wohnung und blieb dann wieder im Wohnzimmer stehen. Dort stand der Laptop, das Textverarbeitungsprogramm war geöffnet, der Cursor blinkte ihn an wie ein erhobener Mittelfinger. Er sah sich um. An drei Wänden des Zimmers hingen recht gute Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen, die er geerbt hatte. Die vierte Wand war Fotos von Shannon, seiner verstorbenen Freundin, gewidmet, wie auch einigen Gedenktafeln sowie Auszeichnungen, die er für seine Artikel zugunsten der Krebsforschung erhalten hatte. Die auffälligste Tafel galt der Shannon-Croix-Stiftung. Er hatte in ihrem Namen einen Fonds aufgelegt, um Geld für medizinische Forschungen zum Thema Gebärmutterhalskrebs zu sammeln. Das hatte er mithilfe der