Читаем Headhunt - Feldzug der Rache: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (Ein Fall für Special Agent Pendergast 17) (German Edition) полностью

Die Wohnung war in einem eklektischen Stil eingerichtet. Sie stand voll mit abgelegtem Mobiliar, das ihm ältere Verwandte vererbt hatten, die mittlerweile verstorben waren. Viele dieser Möbelstücke waren wertvoll, und alle waren alt. Das einzig Neue in der gesamten Wohnung, abgesehen von den Küchenarmaturen, war der Laptop, der auf einem Queen-Anne-Tisch aus brasilianischem Ahorn mit Cabriolbeinen stand – einst im Besitz von Großonkel Davidson, der nun auch schon seit zehn Jahren unter der Erde lag.

Harriman blieb kurz stehen und ging dann zum Tisch hinüber. Außer dem Laptop mit dem hellen Bildschirm sah man drei Stapel Papiere, einer für jeden Mord, die Seiten waren voll mit Notizen, Kritzeleien, Doodles, groben Skizzen und hin und wieder einem Fragezeichen. Einen Augenblick lang blätterte Harriman zerstreut in den Seiten, dann ging er wieder auf und ab.

Diese nagende berufliche Angst, die ihn nach seinem Coup, dem Interview mit Izolda Ozmian, befallen hatte, war erneut aufgetaucht. Er wusste, er wusste, was für tolle Storys diese Morde ergeben könnten – doch es bereitete ihm erhebliche Probleme, darüber zu schreiben. Eine Schwierigkeit lag darin, dass seine Informanten bei der Polizei nicht besonders ergiebig waren, außerdem waren sie nicht erpicht darauf, ihm zu helfen. Sein alter Erzrivale Smithback war ein Meister darin gewesen, sich bei Polizisten einzuschmeicheln, er hatte ihnen Drinks ausgegeben, ihnen Honig um den Bart geschmiert und ihnen Geschichten entlockt. Aber Harriman, auch wenn er es sich nur höchst ungern eingestand, hatte einfach nicht den Bogen raus. Möglicherweise lag das daran, dass er der weißen, angelsächsischen Oberschicht angehörte, an den Jahren am Choate- und am Dartmouth-College, daran, dass er zusammen mit dem Jachtklub-und-Cocktail-Set aufgewachsen war –, doch was auch immer der Grund sein mochte, er konnte sich einfach nicht entspannen in Gesellschaft von Polizisten, sprach einfach nicht ihre Sprache. Und das wussten sie. Folglich litten seine Artikel darunter.

Aber es gab da ein noch größeres Problem. Selbst wenn er mit sämtlichen Beamten der New Yorker Polizei auf Du und Du gewesen wäre, Harriman war sich nicht sicher, ob ihm das diesmal helfen würde. Denn offenbar hatten die Morde sie genauso verwirrt wie ihn. Es kursierte ein Dutzend verschiedener Theorien: ein Mörder, zwei Mörder, drei Mörder, ein Nachahmermörder, ein Einzelgängermörder, der so tat, als wäre er ein Nachahmungstäter. Die Theorie du jour lautete, die kleine Ozmian sei von einem Mörder umgebracht worden, dann später von irgendwem enthauptet, der dann weitergemacht und weitere »Nachahmermorde« begangen habe. Die Cops weigerten sich zu sagen, warum genau sie glaubten, dass der zweite und dritte Mord zusammenhingen. Aus dem, was Harriman ausgraben konnte, schien allerdings ziemlich deutlich hervorzugehen, dass der Modus Operandi in beiden Fällen ähnlich war.

Und so hatte er kurz nach seinem Interview mit Izolda Ozmian pflichtbewusst an alle Türen geklopft, war an allen Tatorten aufgetaucht und hatte die besten Storys geschrieben, die er hinbekam. Auf der Pressekonferenz vor zwei Tagen hatte er sich so sichtbar gemacht, wie es nur irgend möglich war, ohne ein Leuchtreklameschild in die Höhe zu halten. Doch er machte sich nichts vor: Mit Sichtbarkeit allein ließen sich keine Zeitungen verkaufen, und seine neuen Artikel enthielten zwar viele Anspielungen, aber kaum Fakten und Beweise.

Er machte noch zwei weitere Rundgänge durch die Wohnung und blieb dann wieder im Wohnzimmer stehen. Dort stand der Laptop, das Textverarbeitungsprogramm war geöffnet, der Cursor blinkte ihn an wie ein erhobener Mittelfinger. Er sah sich um. An drei Wänden des Zimmers hingen recht gute Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen, die er geerbt hatte. Die vierte Wand war Fotos von Shannon, seiner verstorbenen Freundin, gewidmet, wie auch einigen Gedenktafeln sowie Auszeichnungen, die er für seine Artikel zugunsten der Krebsforschung erhalten hatte. Die auffälligste Tafel galt der Shannon-Croix-Stiftung. Er hatte in ihrem Namen einen Fonds aufgelegt, um Geld für medizinische Forschungen zum Thema Gebärmutterhalskrebs zu sammeln. Das hatte er mithilfe der Post bewerkstelligt, die von Zeit zu Zeit im Zusammenhang mit einer Artikelserie Wohltätigkeitsgalas veranstaltete. Die Stiftung hatte einigen Erfolg und mehrere Millionen Dollar eingesammelt. Harriman war Mitglied im Stiftungsrat. Er konnte zwar nichts tun, was Shannon wieder lebendig gemacht hätte, doch wenigstens konnte er sein Bestes geben, um dafür zu sorgen, dass ihr Tod nicht völlig umsonst gewesen war.

Перейти на страницу:

Похожие книги

Сходство
Сходство

«Сходство» – один из лучших детективов из знаменитой серии Таны Френч о работе дублинского отдела убийств. Однажды в уединенном полуразрушенном коттедже находят тело молодой женщины, жившей по соседству в усадьбе «Боярышник». На место убийства вызывают Кэсси Мэддокс, бывшего детектива из отдела убийств. Кэсси в недоумении, она уже давно ушла из Убийств и работает теперь в отделе домашнего насилия. Но, оказавшись на месте, она понимает, в чем дело: убитая – ее полный двойник, то же лицо, фигура, волосы. Как такое возможно? И возможно ли вообще?.. Однако бывшему боссу Кэсси, легендарному агенту Фрэнку Мэкки, нет дела до таких загадок, для него похожесть детектива на жертву – отличная возможность внедрить своего человека в окружение жертвы и изнутри выяснить, кто стоит за преступлением. Так начинается погружение детектива в чужую жизнь, и вскоре Кэсси понимает, что ее с жертвой объединяет не только внешнее сходство, но и глубинное сродство.

Тана Френч

Триллер