»Ich habe eine Probe Methamphetamin in seiner Wohnung gefunden. Die großen, gelblichen, salzähnlichen Körner habe ich sogleich als eine spezielle ›Sorte‹ Meth identifiziert. Diese ist bekannt für ihre kristalline Form, Farbe und Konsistenz. Eine schnelle, kurze Recherche ergab, dass die Drogenfahnder den Meth-Koch dieser besonderen Variante überwacht hatten, in Vorbereitung einer Festnahme, und dass die Ware in einem besonderen Nachtklub verkauft wurde. Deshalb hat ein gewisser Kollege von mir es geregelt, dass ich mir die Überwachungsvideos ansehen konnte, die die Drogenfahndung von den Ein- und Ausgängen des Nachtklubs gemacht hatte. Und in der Tat: Lasher wurde dabei beobachtet, wie er den Nachtklub betritt, zweifellos, um einen Kauf zu tätigen, und eine Dreiviertelstunde später wieder verlässt … exakt der Zeitraum, in dem Cantucci getötet wurde.«
D’Agosta starrte ihn an, dann lachte er schließlich und schüttelte den Kopf. »Verdammter Mist. Es ist nicht Baugh, es ist nicht Ingmar, es ist nicht Lasher – jede einzelne anständige Spur verläuft im Sande. Langsam habe ich das Gefühl, einen Felsblock Scheiße einen endlosen Berg hinaufzurollen.«
»Mein lieber Vincent, Sisyphos wäre stolz auf Sie.«
Als sie das Bellevue verließen, brachte gerade ein großer
DER ENTHAUPTER ENTTARNT!
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Das ist eine Premiere für mich«, sagte Singleton, als D’Agosta und er aus dem Municipial Building traten, um den kurzen Fußmarsch vom One Police Plaza zur City Hall anzutreten. Es war ein sonniger, brutal kalter Morgen, die Temperatur lag bei minus zwölf Grad. Weil noch kein Schnee gefallen war, ähnelten die Straßen Korridoren voll frostigen Sonnenlichts.
D’Agosta hatte Angst. Er war noch nie ins Büro des Bürgermeisters zitiert worden, geschweige denn gemeinsam mit dem Captain. »Irgendeine Idee, was uns da erwartet?«, fragte er.
Singleton sagte: »Schauen Sie, das Ganze ist nicht gut. Es ist nicht einmal schlecht. Es ist grauenhaft. Normalerweise macht der Bürgermeister seine Ansichten durch den Commissioner bekannt. Wie gesagt, das hat es noch nie gegeben. Haben Sie seine Miene nach der Pressekonferenz bemerkt?«
Ohne dass sie sich weiter unterhalten hatten, bogen sie in den City Hall Park und betraten die opulente neoklassische Rotunde des New Yorker Rathauses. Ein Diener im grauen Anzug, der auf ihre Ankunft gewartet hatte, führte sie an der Security vorbei und brachte sie nach oben in einen riesigen, Furcht einflößenden Marmorflur mit düsteren Gemälden an den Wänden, bis zu einer zweiflügeligen Tür. Sie wurden durch ein Vorzimmer geradewegs ins Büro des Bürgermeisters geleitet. Kein Warten.
Kein Warten. Das schien D’Agosta das schlimmste Omen von allen zu sein.
Der Bürgermeister stand hinter seinem Schreibtisch. Darauf lagen zwei penibel ausgelegte Exemplare der
Der Bürgermeister bot ihnen weder einen Stuhl an, noch nahm er selbst Platz oder bot ihnen die Hand zum Gruß.
»Nun gut«, sagte er in dem ihm eigenen dröhnenden Tonfall. »Ich bekomme Druck von allen Seiten. Sie haben gesagt, Sie hätten erste Spuren. Ich muss wissen, wo wir stehen. Ich will die neuesten Details erfahren.«
Singleton hatte D’Agosta bereits vorher klargemacht, dass er in seiner Funktion als Commander der Detective Squad das Gespräch bestreiten müsse.
»Bürgermeister DeLillo, vielen Dank für Ihr Interesse –«, begann D’Agosta.
»Hören Sie auf mit diesem Schwachsinn und sagen Sie mir, was ich wissen muss.«
D’Agosta holte tief Luft. »Es ist …« Er beschloss, bei der Wahrheit zu bleiben. »Es sieht ehrlich gesagt nicht gut aus. Anfangs hatten wir mehrere Spuren, von denen uns einige vielversprechend erschienen sind, die aber zu keinen neuen Erkenntnissen geführt haben. Es ist frustrierend.«
»Endlich mal Klartext. Reden Sie weiter.«
»Beim ersten Mord hatten wir Gründe, den Vater des kleinen Jungen zu verdächtigen, den das Opfer bei einem Unfall mit Fahrerflucht getötet hatte. Aber er hat ein felsenfestes Alibi. Beim zweiten Mord waren wir sicher, dass es jemand war, der sich mit dem Sicherheitssystem des Opfers auskannte. Mehr noch, wir sind uns noch nicht ganz sicher, aber die drei wahrscheinlichsten Verdächtigen scheiden aus.«
»Was ist mit diesem Kerl, Lasher, der einen Ihrer Beamten angeschossen hat?«
»Er hat ein Alibi.«
»Wie sieht das aus?«
»Er wurde von den Drogenfahndern im Rahmen eines Drogendeals exakt zur Tatzeit auf Video aufgenommen.«
»Verdammt. Und der dritte Mord?«