Читаем Headhunt - Feldzug der Rache: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (Ein Fall für Special Agent Pendergast 17) (German Edition) полностью

Marsden Swope trat in die Dezemberkälte vor seiner Wohnung in der East 125th Street und atmete tief aus. Damit versuchte er, die abgestandene Luft seiner Einzimmer-Souterrain-Wohnung aus den Lungenflügeln rauszubekommen. Nach der Demonstration am gestrigen Nachmittag steckte er voller Energie. Seitdem – achtzehn Stunden am Stück – hatte Swope an seinem alten Gateway-Computer gesessen, er hatte gebloggt, getwittert, über Facebook, Instagram und E-Mail kommuniziert. Es ist schon erstaunlich, dachte er, wie sich eine bescheidene Idee in so kurzer Zeit zu etwas derart Großem entwickeln kann. Die Welt gierte nach dem, was er anzubieten hatte. Was für ein eigenartiges Gefühl – nach all den Jahren, in denen er sich, unbekannt und arm, abgerackert hatte.

Wieder atmete er mehrmals tief durch. Ihm war ein wenig schwindlig, nicht nur, weil er so lange auf einen Computerbildschirm gestarrt, sondern auch weil er seit zwei Tagen nichts mehr gegessen hatte. Er hatte zwar keinen Hunger, doch ihm war klar, dass er etwas essen musste, um weitermachen zu können. Sein Körper war ausgepowert, aber sein Geist war hellwach.

Draußen auf dem Bürgersteig, im hellen, kalten Winterlicht, brausten Autos vorbei, rücksichtslose Menschen gingen ihren bedeutungslosen Geschäften nach. Er ging zum Broadway runter und überquerte ihn, lief unter den erhöhten Bahngleisen hindurch, während über ihm ein Zug ratternd und donnernd seinen Weg nach Norden fortsetzte, dann bog er an der Ecke 125th und Broadway in Richtung McDonald’s ab.

Der Laden war voll mit den üblichen Obdachlosen, die versuchten, der Kälte zu entfliehen, indem sie sich an einem Becher Kaffee festhielten, sowie der unvermeidlichen Gruppe von Asiaten, die Karten spielten. Er hielt inne. Hier waren die völlig Unsichtbaren, die Armen, die von den Reichen und Mächtigen mit den Füßen zertreten, zermalmt und zerstört wurden. Doch bald, schon sehr bald, würde sich ihr Leben ändern … dank ihm.

Aber es war noch nicht ganz so weit. Am Verkaufstresen bestellte er zwei Dutzend Chicken McNuggets und eine Flasche Kakao, nahm seine Bestellung entgegen und ging zu einem der Tische. Auch er war so gut wie unsichtbar. Niemand kannte ihn, kein Mensch sah ihn an. Und in der Tat, es gab da nicht viel zum Anschauen – ein kleiner Mann in den Fünfzigern mit schütteren grauen Haaren, einem kurz getrimmten Bart, hager und unterernährt, bekleidet mit einer braunen Daunenjacke von der Heilsarmee, Stoffhose und Secondhand-Schuhen.

Ehemals Jesuitenpriester, war Swope vor zehn Jahren aus der »Societas Jesu« ausgetreten. Der Grund: Er wollte vermeiden, dass man ihn exkommunizierte, hauptsächlich wegen seines lautstark vorgebrachten Abscheus vor der Heuchelei der katholischen Kirche, was das viele Geld und das Grundeigentum betraf, welche sie im Lauf der Jahrhunderte angehäuft hatte, was ja in direktem Widerspruch zu den Lehren Jesu über Armut stand. Als Jesuit hatte er ein Armutsgelübde abgelegt, doch welchen Gegensatz stellte dieses zum obszönen Reichtum der Kirche dar. »Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.« Das war seines Erachtens die klarste Aussage, die Jesus während seiner Zeit auf Erden je getroffen hatte. Und doch wurde sie, so wie er es viele Male gegenüber seinen Oberen – sehr zu deren Missfallen – ausgedrückt hatte, von vielen sogenannten Christen abgelehnt.

Aber nicht mehr lange. Die Unterdrückten würden das nicht länger hinnehmen. Die Antwort lag allerdings nicht in einer äußeren Revolution von der Art, wie sie so viele Menschen unterstützten, die plötzlich zu protestieren begonnen hatten. Denn nichts würde sich je an der Habgier des Menschen ändern. Nein, wozu Swope aufrief, das war eine innere Revolution. Die in der Welt herrschende Gier ließ sich nicht ändern, doch sich selbst konnte man ändern, man konnte sich zu Armut und Einfachheit bekennen und alles Eitle zurückweisen.

Und so war er wie unter einer Wolke gegangen und hatte seinen einsamen Kreuzzug im Internet fortgesetzt, wo er gegen Geld, Reichtum und Privilegien gewettert hatte. Er war ein einsamer Rufer in der Wüste gewesen – bis er sich schließlich, einem spontanen Entschluss folgend, jener Demonstration angeschlossen hatte. Und während er mit den Leuten redete und marschierte und noch mehr redete, wurde ihm klar, dass er endlich sein Volk und seine Berufung gefunden hatte.

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