»Ihre ›derzeitigen Ermittlungen‹.« Ausdruckslos, emotionslos, so wie die Augen. »Wir wollen hier doch nicht unsere Zeit verplempern. Ihre
Mit genau diesen Worten hatte Harriman gerechnet, allerdings nicht damit, dass sie so aufgebracht vorgetragen wurden. »Mr. Ozmian, ich habe die Fakten dargestellt. So einfach ist das.«
»Über Fakten kann und sollte auf eine faire und unparteiliche Art berichtet werden«, sagte Ozmian. »Meine Tochter als eine Person ohne ›rettende Eigenschaft‹ zu bezeichnen und zu behaupten, dass ›es in der Welt besser aussehen würde, wenn sie tot wäre‹, das ist keine Berichterstattung. Das ist Rufmord.«
Harriman wollte gerade darauf antworten, als der Unternehmer mit einem Mal hinter seinem Schreibtisch aufsprang, um diesen herum trat und auf einem Stuhl neben dem Reporter Platz nahm, sodass dieser zwischen Ozmian und der Frau eingekeilt war.
»Mr. Harriman, ich halte Sie für einen vernünftigen Menschen«, fuhr Ozmian fort. »Wenn Sie mir garantieren, kein einziges Wort mehr über meine Tochter zu sagen oder zu schreiben – wenn Sie einfach nur ein paar positive Dinge über sie berichten, um das Leid zu lindern, das Sie verursacht haben –, dann müssen wir kein Wort mehr über die ganze Sache verlieren. Ich werde Sie nicht einmal auffordern, auf der Stelle die niederträchtigen Lügen zu widerrufen, die Sie bereits in die Welt gesetzt haben.«
Eine überraschend milde Kritik, dachte Harriman, auch wenn ihn die Unterstellung, dass er sich leicht beeinflussen ließ, beleidigte. »Es tut mir leid, aber ich muss so über Nachrichten schreiben, wie ich sie sehe, und kann nicht irgendjemanden bevorzugen, nur weil womöglich jemandes Gefühle verletzt werden. Ich weiß, es ist nicht angenehm zu hören, aber es gibt nichts, was ich über Ihre verstorbene Tochter geschrieben habe, das nicht stimmt.«
Es folgte eine kurze Stille. »Verstehe«, sagte Ozmian. »In dem Fall möchte ich Ihnen meine Beraterin, Ms. Alves-Vettoretto, vorstellen. Sie wird Ihnen erläutern, was passiert, wenn Sie auch nur ein weiteres Wort veröffentlichen – nur eines –, das meine Tochter diffamiert.«
Ozmian lehnte sich zurück in seinem Stuhl, während sich die Frau, deren Namen Harriman nicht ganz verstanden hatte, nach vorn setzte. »Mr. Harriman«, sagte sie mit leiser, geradezu seidiger Stimme, »wie ich höre, sind Sie Gründer und treibende Kraft hinter der Shannon Croix Foundation, einer gemeinnützigen Stiftung zur Förderung der Krebsforschung, benannt nach Ihrer verstorbenen Freundin, die an Gebärmutterhalskrebs verstorben ist.« Sie sprach mit leichtem Akzent, der zwar schwer einzuordnen war, ihren Worten jedoch eine gewisse Schärfe verlieh.
Harriman nickte.
»Wie ich zudem höre, ist der Fonds – mit Unterstützung der
»Das stimmt.« Harriman hatte keine Ahnung, worauf Ozmian hinauswollte.
»Gestern hatte der Fonds etwas über eine Million Dollar auf dem Konto – ein Geschäftskonto, das im Übrigen auf den Namen der Stiftung lautet, wobei Sie die treuhänderische Verantwortung tragen.«
»Ja, und was ist damit?«
»Heute ist das Konto leer.« Die Frau setzte sich wieder zurück.
Harriman blinzelte vor lauter Überraschung.
»Sie können das selbst nachprüfen. Es ist ganz einfach: Alles Geld, das sich auf dem Konto befunden hat, wurde auf ein Nummernkonto auf den Cayman-Inseln überwiesen. Wie Videoaufzeichnungen beweisen, wurde dieses Konto von Ihnen eröffnet und mit Ihrer Unterschrift versehen, wobei die Bankangestellten allesamt bezeugen können, dass Sie dort anwesend waren.«
»Ich war noch niemals auf den Cayman-Inseln.«
»Aber natürlich waren Sie das. All die Flüge, Ihre Reisepassnummer, es ist eine wunderschöne elektronische Spur extra für Sie geschaffen worden.«
»Wer wird Ihnen das glauben?«
Geduldig fuhr die Frau fort: »Das Geld wurde vollständig vom Konto der Stiftung auf Ihr privates Offshore-Konto überwiesen. Hier sind die Unterlagen der Transaktionen.« Sie griff in eine schmale Aktentasche aus Krokodilleder, die auf einem Tisch in der Nähe lag, zog ein Blatt Papier daraus hervor und hielt es Harriman mehrere Sekunden hin, ehe sie es wieder in die Aktenmappe zurücksteckte.
»Ausgeschlossen. Das ist Mist. Damit werden Sie nicht durchkommen!«