Читаем Headhunt - Feldzug der Rache: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (Ein Fall für Special Agent Pendergast 17) (German Edition) полностью

Nach einem weiteren Dank und einem weiteren freundlichen Händedruck ging Harriman die Stufen hinunter und schlenderte zum Uber, das mit laufendem Motor am Bordstein stand. Es war bereits später Nachmittag am Silvestertag, und wegen des Urlaubsverkehrs würde es verdammt lange dauern, nach New York in seine Wohnung in der Upper East Side zurückzukommen. Doch das war Harriman egal. Tatsächlich war ihm im Moment fast alles egal – nur nicht der Triumph, den er im Begriff war zu feiern.

Harriman hielt sich an eine altbekannte Maxime, nämlich: Wenn man irgendwelche Stützen der Gesellschaft mit der Botschaft Alles ist entdeckt konfrontiert, ergriffen alle, bis auf den Allerletzten, sofort die Flucht. Hier war Schmutz vonnöten, und niemand – einmal abgesehen von seinem verstorbenen journalistischen Erzfeind Bill Smithback – war besser darin, schmutzige Wäsche zu waschen, als Bryce Harriman.

Seinen großen Durchbruch hatte er kurz nach dem Frühstück erzielt. Er war online gewesen und hatte alte Ausgaben von Zeitungen aus den Vororten Bostons durchforstet, in denen Ozmian aufgewachsen war. Und im Dedham Townsman hatte er gefunden, wonach er gesucht hatte. Vor fast dreißig Jahren war Ozmian wegen Sachbeschädigung der katholischen Kirche »Our Lady of Mercy« in der Bryant Street verhaftet worden. Mehr hatte Harriman zwar nicht ausgraben können, einen einzigen, in einer alten Zeitung versteckten Artikel, doch mehr benötigte er auch nicht. Ein Anruf in Massachusetts ergab dann zwar, dass Ozmian schnell wieder aus der Haft entlassen und die Anklage wegen geringfügigen Vergehens fallen gelassen worden war, aber das schreckte Harriman nicht ab. Um elf saß er im Flieger nach Boston. Um zwei war er in »Our Lady of Mercy« gewesen und hielt eine Liste mit mehreren Personen in Händen, samt Adressen der Personen, die zur Zeit des Zwischenfalls Kirchenmitglieder gewesen waren. Und er hatte nur an drei Türen anklopfen müssen, bevor er jemanden – Giles Sanderton – fand, der sich nicht nur an die damaligen Ereignisse erinnerte, sondern auch noch deren Augenzeuge gewesen war.

Und die Geschichte, die er zu erzählen hatte, war der Hammer.

Während er sich auf den Weg zum Logan Airport machte, lehnte sich Harriman auf dem Rücksitz zurück und ging seine Notizen durch. Sanderton war damals vor dreißig Jahren in der Mittagsmesse gewesen – die von Pater Anselm gelesen wurde, einem der angeseheneren Priester der Kirche –, als sich mitten in der Predigt die Kirchentür öffnete und der jugendliche Anton Ozmian erschien. Wortlos ging er bis zum Chor, stieß den Altartisch um, schnappte sich ein Kruzifix, schwang es wie einen Baseballschläger gegen Pater Anselm, stieß diesen zu Boden und fuhr dann fort, ihm die Seele aus dem Leib zu prügeln. Nachdem Ozmian den Priester blutend und bewusstlos vor der Kanzel liegen gelassen hatte, hatte er das blutige Kruzifix auf die ausgestreckt auf dem Boden liegende Gestalt fallen lassen, sich umgedreht und war ebenso ruhig aus der Kirche hinausgegangen, wie er hereingekommen war. In seinem Gesicht zeigte sich keinerlei Anzeichen von Wut – nur kühle Absicht. Erst Monate später konnte Pater Anselm wieder normal sprechen und gehen, und kurz darauf zog er in ein Heim für pensionierte Priester und verstarb nicht lange danach.

Harriman rieb sich die Hände vor kaum verhohlener Freude. Das Ganze hatte sich so schnell zu seinen Gunsten entwickelt, dass es an Zauberei grenzte. Noch beim Frühstück hatte er nichts in Händen gehalten, und jetzt am Nachmittag hatte er den Beweis für eine Story über Ozmian, die so grässlich und brutal war – einen Priester mit einem Kruzifix beinahe zu Tode zu prügeln! –, dass er Ozmian damit seinen Willen aufzwingen konnte. Zwar behauptete der, nichts auf die Meinung der Leute zu geben, doch diese entsetzliche Enthüllung würde mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit den Aufsichtsrat dazu bringen, ihn von seinem Posten abzuberufen. DigiFlood war in der ersten Zeit von mehreren Toprisikokapitalunternehmen und Hedgefonds unterstützt worden, vom erheblichen Investment von Microsoft ganz zu schweigen. Diese Unternehmen hatten einen Ruf zu schützen, und sie hielten mehr als fünfzig Prozent der Aktien von DigiFlood. Ja, Harriman war überzeugt davon, dass Ozmian aus dem Unternehmen hinausgedrängt werden würde, sollten seine Enthüllungen veröffentlicht werden.

Es war merkwürdig, dass es keine Anklage wegen Körperverletzung gegeben hatte – bis Harriman herausfand, dass Ozmians Familie eine beträchtliche Summe an die Gemeinde »gespendet« hatte. Das war das letzte Stück in dem Puzzle.

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