»Sie haben tatsächlich mit uns geredet«, sagte er nach einer längeren Pause. Der Rauchschleier in der Luft hatte sich aufgelöst. Ich konnte das summende Geräusch der Lüftungsanlage hören, solange seine gleichmäßige Stimme sie nicht übertönte. »Sie schickten einen einzelnen Abgesandten, nicht viel größer als ein halbwüchsiges Kind.« Er verzog das Gesicht zu einem Ausdruck des Unwillens. »Falls Sie denken, der Tote da unten sei kein schöner Anblick, lassen Sie mich Ihnen versichern, dass der Lebende kaum weniger einnehmend aussah. Die großen, durchgehend schwarzen Augen bieten dem Blick keinen Anhaltspunkt und die Haut sieht aus wie die einer Schlange, die sich gerade gehäutet hat.« Er trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte. »Ja, so war es, Schlangenhaut, die jemand über einen Haufen Knochen gespannt hat. Da waren Membranen an seinem Kopf, hinter denen der menschliche Blick Schädelknochen erwartete, und dennoch bewegten sie sich, wenn das Ding atmete. Das ganze war so fremdartig, dass ich überhaupt nichts damit anzufangen wusste. Ich glaube, den anderen erging es nicht anders.«
»Truman?«
Er würdigte mich nicht einmal eines Blickes. »Ich denke, jeder in dem Zelt fühlte sich damals heillos überfordert. Es gab keine Vorschriften, keine Pläne, keine Empfehlungen. Niemand hatte je zuvor über eine solche Situation nachgedacht, nicht damals. Schon unsere ganzen Vorbereitungen waren ein einziges Durcheinander gewesen. Es war einfach beängstigend. Eine einzige Funkbotschaft und sowohl Regierung als auch Militärapparat hatten sich in ein einziges Chaos verwandelt.« Er lachte leise, ein ganz anderes Lachen, als ich es jemals zuvor von ihm gehört hatte. »Falls Sie einmal in eine ähnliche Situation kommen sollten, dann nehmen Sie sich die Zeit, die Gesichter der Umstehenden genau zu betrachten. Ich habe damals gelernt, dass auch die mächtigsten Männer der Welt vergessen, den Mund zuzumachen, wenn man es schafft, sie zu überrumpeln.« Sein Gesicht wurde übergangslos wieder ernst. »Und überrumpelt haben sie uns, bei Gott.«
»Was ist passiert?«, fragte ich langsam.
»Ihr Abgesandter hat diese Folie in der Luft vor uns ausgebreitet und sie ist langsam auf Präsident Truman zugesegelt und vor ihm auf dem Tisch niedergegangen, sanft wie ein Blatt und zielsicher wie ein ferngesteuertes Modellflugzeug. Er sprach kein Wort, während der ganzen Zeit nicht. Er machte nur eine Geste, mit der er Truman bedeutete, das dreieckige Blatt mit zwei Fingern zu berühren.« Bach tippte mit Zeigefinger und Mittelfinger auf den Tisch, um es mir zu verdeutlichen. Es erinnerte an die Hand des Grauen, die ebenfalls zwei Finger hatte und zwei kleine Daumen darunter. »Roscoe Hillenkoetter hatte es als Erster von uns begriffen, der alte Mistkerl«, erklärte Bach in widerwilliger Anerkennung. »Einer von Trumans Beratern musste natürlich davon abraten. Politiker und Soldaten... es ist immer wieder dieselbe Geschichte.«
»Hat er es getan?«
»Natürlich hat er«, antwortete Bach. »Harry Truman war ein Hurensohn, aber was immer er sonst für Schwächen hatte, er wusste genau, wann er keine Wahl hatte. Er wusste, dass die Reihe an ihm war. Als nichts geschah, stand er auf und murmelte etwas davon, dass er wie ein Idiot aussähe. Im selben Moment bewegte sich die Folie unter seinen Fingern, gerade so wie eine Wasseroberfläche, und er zuckte zurück.« Bach deutete ein Lächeln an. »Er hielt sich gut, das muss ich ihm lassen. Ein zäher alter Mann.« Er musterte mich und jeder Humor war aus seinen Zügen verschwunden. »Die Folie oder was immer es war, sie hatte zu ihm gesprochen. Er sagte, er hätte eine Stimme gehört, nicht mit den Ohren, sondern im Kopf. Er hatte sogar verstanden, was sie sagte.« Er tippte noch einmal mit den beiden Fingern auf den polierten Tisch, wiederholte die Geste. »Sie verlangten unsere bedingungslose Kapitulation.«
Ich schüttelte stumm den Kopf. Alles zusammengenommen ergaben seine Worte einen Sinn und, alles zusammengenommen, war seine Geschichte noch schlimmer, als ich befürchtet hatte.
»Sie gaben uns eine Stunde – zumindest hatte der Präsident sie so verstanden. Der größte Teil davon wurde in endlosen Diskussionen vergeudet. Der Abgesandte stand die ganze Zeit regungslos in dem anderen Zelt und wartete. Forrestal und die anderen redeten von Verhandlungen und günstigen Bedingungen.« Jetzt war sein Tonfall offen verächtlich geworden. »Der Präsident konnte reden, so viel er wollte, sie ignorierten es einfach, bis ihm der Geduldsfaden riss. Er erklärte uns, dass er nicht der erste Präsident der Vereinigten Staaten sein wolle, der eine Kapitulationsurkunde unterschriebe, aber er wolle auch keinen Krieg auf unserem eigenen Grund und Boden verlieren.«