Der Gedichtband, — so Joachim Seng, — erscheint als sprachliches Gitterwerk, das unbesetzten, freien Raum lässt, der zum inneren Aufbau des Ganzen gehört, wie zu Sprechen das Schweigen. Erst dieser Zwischenraum ermöglicht, gemeinsam mit dem kompositorisch strengen Aufbau des Bandes, jene vielschichtige Kommunikation zwischen den Gedichten des Bandes, Gedichten anderer Bände sowie fernen und nahen Personen, mit denen sich im Gedichtraum eine Begegnung vollzieht.[16]
Somit ist das Schweigen eine wichtige Konstituente dieses Gedichtbandes, Pausen und Leerstellen gehören zu seinem Gitterbau genauso wie das verbal Artikulierte. Erst im Zusammenspiel dieser Elemente realisieren sich seine Grundidee und sein tiefererSinn.
Die „grauere Sprache”, die bei Celan im Gedichtband Sprachgitter als poetologisches Programm der „Lyrik nach Auschwitz” postuliert wird, zeichnet sich durch die spürbare Reduzierung der überlieferten „poetischen Mittel” und den Verzicht auf jegliche dekorativen Elemente aus. Sie wird exakter, trockener, wahrer, sie setzt auf verborgene suggestive und assoziative Zusammenhänge, durch die sie tiefere Schichten der menschlichen Psyche aufdeckt, profundere Gedanken ausbreitet, prägnantere Wortbilder in unserem Bewusstsein hinterlässt. Ingeborg Bachmann, die in ihren
Die Metaphern sind völlig verschwunden, die Worte haben jede Verkleidung, Verhüllung abgelegt, kein Wort fliegt mehr einem anderen zu, berauscht ein anderes. Nach einer schmerzlichen Wendung, einer äußerst harten Überprüfung der Bezüge von Wort und Welt, kommt es zu neuen Definitionen.[17]
Diese „neuen Definitionen” bedeuteten vor allem eine neue Entwicklungsphase des ästhetischen Bewusstseins und des poetischen Denkens, den entscheidenden qualitativen Wechsel, der hier vollzogen wurde. Unter diesem Blickwinkel erscheint die Stellung von
Поетична збірка Пауля Целана