Seit dem Aufbruche vom Schlachtfelde bey Lützen hatten wir verschiedene Gegenden durchzogen. Das flache Land dehnt sich von Lützen her durch das Altenburgsche bis gegen Rochlitz hin. Niedliche Städtchen, viele und schöne, besonders im Altenburg'schen reiche Dörfer verschönern die Landschaft. Bey Rochlitz fangt das Land an, hügelicht zu werden, und gegen Mittelwayda hin, erheben sich die Hügel zu Bergen. Hier steigt das Erzgebürge empor. Aus dem reichen und gesegneten Lande gelangt man in einen rauhen, unfruchtbaren Landstrich, der zwar wohl bevölkert ist, aber nicht durch die Erzeugnisse /
Wie im platten Lande von Sachsen, so hatten auch die Bewohner des Erzgebürges und des Elbethals hart gelitten durch die seitherigen Truppenmärsche, und aller Orten gewahrte man, /
Im Allgemeinen litten wir zwar keinen Mangel, doch gab es einzelne Tage, wo die Nahrung im umgekehrten Verhältnisse stand mit den Anstrengungen, die wir zu machen hatten. Die Lebensmittel wurden durch grössere Requisitionen herbeygeschafft, dem Einzelnen war jede Requisition strenge untersagt. Bey uns wurde gute Mannszucht gehalten, bey den Franzosen war sie weniger strenge, die Italiener erlaubten sich ungeahndet jeden Exceß.
Drittes Capitel.
Die Kosaken, die mich gefangen genommen hatten, waren im Begriff, ein Piquet zu beziehen, und nahmen mich dahin mit. Hier plünderten sie meine Taschen aus, zogen mir den Ueberrock ab, und verlangten nun mein Geld. Zufälligerweise hatte ich dieses den Tag zuvor meinem Bedienten zum Einkauf von Lebensmitteln in Dresden übergeben, und so befand ich mich gänzlich von aller Baarschaft entblöst. Meine Zeichen, // S. 123// daß ich ohne Geld sey, wurden zwar von den Kosaken wohl verstanden, aber nicht geglaubt. Schon machten sie Miene, mich durch Schläge zu Herausgabe des verborgenen Geldes zu vermögen, als ich meine Uhr, die sie noch nicht gefunden hatten, hervorzog, und sie dem Unterofficier anbot. Hiedurch rettete ich mich vor Mißhandlungen, und dem nemlichen Unterofficier hatte ich es auch zu danken, daß mir meine Stiefeln{710}
blieben, die mir die Kosaken schon auszuziehen begannen. Erst, als sie sahen, daß weiter nichts bey mir zu erbeuten sey, machten sie durch Zeichen verschiedene Fragen an mich, deren Beantwortung ich aber meistentheils schuldig blieb. Nun zog ein Kosake Brod, Butter und Branntwein hervor, und ich ward genöthigt, mit zu essen und zu trinken. Nach dem Frühstück ward ich zum Schwadrons-Commandanten geführt, der bey Schwepnitz bivouacquirte, und bey dem Anblick meiner Uniform, die er von gestern her kannte, sehr erfreut war. Nach einigen unbedeutenden Fragen schickte er mich etwa 1. Stunde weit zu seinem General, der in gutem Deutsch mich um Namen und Charge162, die Art meiner Gefangennehmung, die Stärke der französischen Armeen, ihre Stellung, das Hauptquartier