In der Zeit vom 28. May bis 12. Juli hatten wir manche gute, aber auch viele böse Tage gehabt. Weithin im Herzogthum Warschau zogen wir täglich durch russische Truppen-Detaschements, die dem Heere nacheilten, und uns ihren Groll fühlen ließen, und als wir diese Fährlichkeiten{722}
überstanden hatten, so hatten wir mit dem Hasse der russischen Besatzungen, deren wir grösere oder kleinere in jedem polnischen Städtchen trafen, zu kämpfen. Schon im ersten Nachtquartier ereignete sich ein Auftritt, der uns vor unserer Zukunft schaudern machte. Der russische Oberste Krukenikow, der hier im Quartier lag, und sich anfangs artig gegen uns benommen hatte, näherte sich der Eingangsthüre vor der Scheuer, in welcher die gefangenen Soldaten bewacht wurden, und rief in gutem Französisch einige Franzosen hervor. Bereitwillig traten sogleich zwey an die Thüre, aber kaum waren sie da angekommen, und hatten höflich nach seinem Begehren gefragt, so hieb er unter den gräßlichsten Verwünschungen mit scharfer Klinge auf sie ein, und würde sie unfehlbar ermordet haben, wenn sich die wachhabenden Baschkiren, // S. 134// und unser Kosaken-Lieutenant, der sich zum Glück in der Nähe befand, nicht ins Mittel geschlagen hätten. Die Russen selbst, die herbey gekommen waren, zeigten sich höchlich empört über diese That, und sie und unser Kosakenofficier erschöpften sich in Betheurungen ihrer Mißbilligung dieses Vorfalls, und suchten uns auf alle Weise zu beruhigen. Bey dieser That ließ es aber der wüthende Barbar nicht bewenden, sondern er verfolgte unsern Transport, da er wegen Anfällen von Verrücktheit vom Heere entfernt wurde, und den gleichen Weg mit uns zog, einige Tage lang, mißhandelte180 in Ostrow durch Faustschläge und Säbelhiebe den sogenannten Herrn Laudon, verfolgte mehrere von uns mit gezücktem Säbel in den Straßen der Stadt, und erst in Kalisch wurden wir auf unsere und unsers Kosaken-Lieutenants Klage von seinen Nachstellungen dadurch befreyt, daß er für einige Tage Arrest erhielt. Auch sonst hatten wir der Beispiele noch mehrere von dem tiefen Hasse der russischen Militärs gegen uns, aber nirgends äusserte er sich auf eine so grelle Art.Das Benehmen der Pohlen gegen uns war ganz verschieden von dem der Schlesier. Bey jenen fanden wir überall die artigste zuvorkommendste Aufnahme, jeder bedauerte die gegenwärtige Lage der politischen Verhältnisse, und keiner war, der nicht offen als seinen sehnlichsten Wunsch ausgesprochen hätte, die Wiederherstellung der Herrschaft der Franzosen in Polen. Von den Russen waren dergleichen Aeusserungen allerdings schwer verpönt, allein sie // S. 135// konnten uns doch nicht jeden Umgang mit den Einwohnern verbieten, und diese hüteten sich wohl, ihres Herzens innerste