Neben Roger bewegte sich etwas, und als er sich umdrehte, blickte ihm ein monströser, dunkler Kopf über die Schulter. Ein winziges, blutig-dunkles Auge erwiderte seinen Blick, und er stieß einen Schrei aus und fuhr zurück. Mit einem lauten Knall ging seine Büchse los, dann folgte ein Rascheln und ein dumpfer Schlag, und er fand sich um einen Baumstamm gewickelt wieder. Er bekam keine Luft, und ihm blieb nur eine flüchtige Erinnerung an einen massigen, haarigen Körper, dessen Kraft ihn wie ein Blättchen durch die Luft geschleudert hatte.
Er setzte sich hin und rang nach Atem. Jamie kniete im Laub und wühlte hektisch nach Rogers Gewehr.
»Auf!«, sagte er. »Steh auf, Roger! Mein Gott, es sind Büffel!«
Dann war er auf den Beinen und folgte Jamie. Er war immer noch außer Atem, doch er rannte, das Gewehr in der Hand, ohne dass er sich hätte erinnern können, wie es dort hingekommen war, und sein Pulverhorn schlug gegen seine Hüfte.
Jamie flog mit Riesensätzen wie ein Hirsch durchs Gebüsch, und sein zusammengebündelter Umhang hüpfte auf seinem Rücken auf und ab. Im Wald war es nicht länger still; vor ihnen krachte und splitterte es, und ein leises, schnaubendes Röhren erscholl.
Er holte Jamie ein, als es wieder bergauf ging; sie kämpften sich mühselig nach oben, weil sie ständig auf dem Laub ausrutschten, und ihre Lungen brannten vor Anstrengung; dann erreichten sie den Gipfel einer Anhöhe und kamen auf einem langen, abschüssigen Hang heraus, auf dem dürre Kiefern und Hickoryschösslinge verstreut standen.
Da waren sie; acht oder neun der riesigen, zotteligen Tiere, die sich dicht beieinanderhielten, während sie den Hügel hinabdonnerten, und sich nur trennten, um Büschen oder Bäumen auszuweichen. Jamie sank auf ein Knie nieder, zielte und feuerte, jedoch ohne sichtbare Wirkung.
Ihm blieb keine Zeit zum Innehalten und Nachladen; sie durften die Herde nicht aus den Augen verlieren. Rechts unter ihnen glitzerte zwischen den Bäumen eine Biegung des Flusses auf. Aufgeregt polterte Roger mit fliegender Feldflasche und Patronendose den Abhang hinunter, und sein Herz donnerte wie die Hufe der Büffelherde. Er konnte Jamie hinter sich auf Gälisch brüllen hören.
Ein Ausruf in einem veränderten Tonfall veranlasste Roger, sich umzusehen. Jamie war stehen geblieben, sein Gesicht vor Schreck erstarrt. Bevor Roger ihm etwas zurufen konnte, verwandelte sich der Schreck in einen Ausdruck der Wut. Mit entblößten Zähnen packte er seine Büchse am Lauf und ließ mit aller Kraft den Kolben niedersausen. Fast ohne innezuhalten, hob er das Gewehr und hieb erneut zu – und noch einmal, mit weit ausholenden Bewegungen.
Roger brach widerstrebend die Verfolgung ab, drehte sich um und keuchte den Hang hinauf zu ihm.
»Was zum Teufel –?« Dann sah er, was geschehen war, und spürte, wie ihm am ganzen Körper vor Abscheu die Haare zu Berge standen. Zwischen den Grasbüscheln ringelte sich etwas Dickes, braun Geschupptes. Das eine Ende der Schlange war zu Brei zerstampft, und ihr Blut befleckte den Kolben von Frasers Muskete, doch der kopflose Körper wand sich weiter wie ein Wurm.
»Hör auf damit! Sie ist tot. Hörst du mich? Aufhören, sage ich!« Er packte Fraser am Arm, doch sein Schwiegervater riss sich los und ließ den Kolben noch einmal niedersausen. Dann hörte er auf und stand heftig zitternd halb auf sein Gewehr gestützt da.
»Himmel! Was ist passiert? Hat sie dich erwischt?«
»Aye, am Bein. Ich bin auf sie getreten.« Jamies Lippen waren so weiß wie sein Gesicht. Er warf einen Blick auf den Kadaver, der sich immer noch wand, und erschauerte erneut.
Roger unterdrückte seinen eigenen Schauder und packte Frasers Arm.
»Komm mit. Setz dich hin, dann sehen wir es uns an.«
Jamie folgte ihm halb stolpernd und ließ sich auf einen umgestürzten Baumstamm sinken. Er kämpfte mit zitternden Fingern mit seinem Strumpfsaum. Roger schob Jamies Hand beiseite und zog ihm Gamasche und Strumpf vom rechten Fuß. Der Biss war deutlich zu sehen; ein dunkelroter Doppelpunkt in Frasers Wade. Rings um die Bisslöcher war seine Haut bläulich angelaufen. Selbst im späten, goldenen Licht war das deutlich zu sehen.
»Die Wunde ist vergiftet. Ich muss sie ausschneiden.« Roger hatte einen trockenen Mund, spürte aber nicht die geringste Panik, sondern eine seltsame Ruhe. Er zog das Messer aus seinem Gürtel, dachte kurz daran, es zu sterilisieren, und verwarf den Gedanken wieder. Ein Feuer anzuzünden, würde ihn wertvolle Minuten kosten, und er durfte keine Zeit verlieren.
»Warte.« Fraser war immer noch bleich, hatte aber aufgehört zu zittern. Er nahm die kleine Zinnflasche von seinem Gürtel und träufelte Whisky auf die Klinge, dann goss er ein paar Tropfen auf seine Finger und rieb die Flüssigkeit auf die Wunde. Er sah Roger mit einem kurzen Zucken seines Mundes an, das als Lächeln gedacht war.
»Das macht Claire auch immer, bevor sie jemanden schneidet.« Er lehnte sich zurück, stützte sich mit den Händen auf den moosigen Baumstamm und nickte. »Na dann los.«