»Nun denn«, sagte Jamie mit überzeugend vorgetäuschter Lässigkeit, »ich nehme an, wir sind so weit.« Er streckte seine Beine aus und wackelte unter der Decke kräftig mit den Zehen. Angesichts des Zustandes, in dem sich sein Bein befand, musste ihn das furchtbar schmerzen, doch ich begriff, dass er die seiner Meinung nach letzte Gelegenheit wahrnahm, das Bein zu bewegen, und ich biss mir auf die Lippe.
»Nun, wir sind so weit, dass wir etwas ausprobieren können«, sagte ich und lächelte ihn an, wobei ich mich bemühte, einen zuversichtlichen, beruhigenden Eindruck zu machen. »Sollte jemand dafür beten wollen, bitte.«
Überraschtes Gemurmel trat an die Stelle der angsterfüllten Atmosphäre, die sich bei meinem Erscheinen erhoben hatte, und ich sah, wie Marsali, die mit der einen Hand ihre schlafende Tochter festhielt, hastig mit der anderen in ihrer Tasche herumtastete, um ihren Rosenkranz zum Vorschein zu bringen.
Man beeilte sich, den Nachttisch freizuräumen, der mit Büchern und Papieren übersät war, mit Kerzenstummeln, diversen Köstlichkeiten – sämtlich unangetastet –, die man nach oben gebracht hatte, um Jamie Appetit zu machen, dazu aus irgendeinem unerfindlichen Grund die Griffleiste eines Zimbals und ein halb gegerbtes Murmeltierfell. Ich stellte das Tablett hin, und Brianna, die mit mir nach oben gekommen war, trat vor. Sie trug ihre Erfindung vorsichtig auf beiden Händen wie ein Messdiener, der dem Priester das Brot hinhält.
»Was in Gottes Namen ist das denn?« Jamie warf zuerst dem Instrument, dann mir einen stirnrunzelnden Blick zu.
»Eine Do-it-Yourself-Klapperschlange«, sagte Brianna zu ihm.
Es folgte allgemeines, interessiertes Gemurmel, und alle reckten die Hälse, um es zu sehen – doch das Interesse wandte sich abrupt anderen Dingen zu, als ich die Bettdecke zurückschlug und mich daran machte, unter einem Chor schockierten Gemurmels und mitfühlender Ausrufe sein Bein auszuwickeln.
Lizzie und Marsali hatten ihm pflichtbewusst den ganzen Tag über frische Umschläge mit heißen Zwiebeln und Flachssaat gemacht, und als ich die Umhüllung jetzt entfernte, stiegen Dampfwölkchen auf. Die Haut seines Beins war bis zum Knie knallrot, zumindest an den Stellen, an denen sie nicht schwarz war oder eiterte. Wir hatten die Maden vorerst entfernt, weil wir Angst hatten, dass die Hitze sie umbringen würde; im Augenblick befanden sie sich unten in meinem Sprechzimmer auf einem Teller, wo sie sich an den scheußlichsten Funden der Bugs gütlich taten. Wenn es mir gelang, das Bein zu retten, konnten sie später beim Versäubern helfen.
Ich hatte die Abfälle sorgfältig Stück für Stück durchgesehen, die blauen Schimmelpilze unter dem Mikroskop betrachtet und alles, was ich als
Unterdessen hatte ich eine Auswahl jener Kräuter getroffen, denen man nachsagte, dass sie sich zur innerlichen Behandlung eitriger Entzündungen eigneten, und sie zu einem kräftigen Tee verarbeitet, den ich mehrere Stunden lang in kochendem Wasser ziehen ließ. Ich goss einen Becher mit dieser stark duftenden Lösung voll und reichte ihn Roger, wobei ich meine Nase sorgfältig abgewandt hielt.
»Sieh zu, dass er das trinkt«, sagte ich. »Ganz«, fügte ich viel sagend hinzu und betrachtete Jamie festen Blickes.
Jamie roch an dem Becher, den Roger ihm hinhielt und erwiderte meinen Blick – doch dann nippte er gehorsam daran und zog zur Unterhaltung seiner Besucher, die anerkennend kicherten, übertriebene Fratzen. Nachdem sich die Stimmung auf diese Weise gelockert hatte, kam ich zur Hauptsache und drehte mich um, um Brianna die improvisierte Spritze abzunehmen.
Die Beardsleyzwillinge, die Seite an Seite in der Ecke standen, drängten sich stolzgeschwellt vor, um besser sehen zu können. Auf Briannas Bitten hin hatten sie sich sofort aufgemacht und waren am frühen Nachmittag mit einer prächtigen Klapperschlange zurückgekehrt, die fast einen Meter lang – und zum Glück tot war. Sie hatten sie mit einer Axt fast halbiert, um den wertvollen Kopf zu bewahren.
Ich hatte die Giftbeutel mit großer Vorsicht herausgetrennt, die Fangzähne abgelöst und dann Mrs. Bug damit betraut, die Zähne mehrmals in Alkohol zu spülen, um eventuelle Giftreste zu beseitigen.