Man nehme ein paar gestandene Calvinisten, die fest überzeugt waren, dass der Papst durch den Kamin rauschen und ihnen in die Zehen beißen würde, wenn sie ihre Bettdecken nicht ordentlich feststeckten, und stopfe sie auf engstem Raum in ein Gefängnis voller Männer, die laut zur Jungfrau Maria beteten … aye, er konnte es sich vorstellen. Fußballkrawalle waren nichts dagegen.
»Was hat ihn denn nach Ardsmuir verschlagen – Christie, meine ich?«
Kenny machte ein überraschtes Gesicht.
»Och, er war Jakobit – man hat ihn mit den anderen in Culloden festgenommen, vor Gericht gestellt und ins Gefängnis geworfen.«
»Ein protestantischer Jakobit?« Es war alles andere als unmöglich, nicht einmal besonders weit hergeholt – die Politik schmiedete noch ganz andere Allianzen, das war schon immer so gewesen. Aber ungewöhnlich war es schon.
Kenny seufzte auf und spähte zum Horizont, wo die Sonne langsam hinter den Kiefern versank.
»Komm mit ins Haus, MacKenzie. Wenn Tom Christie nach Fraser’s Ridge gekommen ist, ist es wohl besser, wenn dir jemand die ganze Sache erzählt. Wenn ich mich beeile, kommst du noch rechtzeitig zum Abendessen.«
Wie angekündigt, war Rosamund nicht daheim, doch im Kühlhaus war kalte Buttermilch. Nachdem er zwei Stühle geholt und jedem von ihnen einen Becher Buttermilch eingeschenkt hatte, löste Kenny Lindsay sein Wort ein und kam zur Sache. Christie war Lowlander, sagte Kenny; das hätte sich MacKenzie ja sicher schon gedacht. Aus Edinburgh. Zur Zeit des Aufstandes war Christie dort Kaufmann gewesen und hatte ein gut gehendes Geschäft geführt, das er frisch von seinem äußerst fleißigen Vater geerbt hatte. Auch Tom Christie selbst war alles andere als faul. Er war entschlossen gewesen, den Sprung in die erleseneren Kreise zu schaffen.
So hatte Christie in dem Moment, als Prinz
»Wir haben gehört, wie es dort zuging, auf diesen Bällen im Palast.
Dann rüttelte er sich zurück in die Gegenwart.
»Nun denn«, sagte er nüchtern. »Als die Armee aus Edinburgh aufbrach, hat sich Christie ihr angeschlossen. Ich weiß nicht, ob er es aus Sorge um seine Investition getan hat oder ob er dem Prinzen im Gedächtnis bleiben wollte.«
Roger nahm im Stillen zur Kenntnis, dass die Möglichkeit, Tom Christie könnte aus patriotischen Motiven gehandelt haben, auf Kennys Liste nicht auftauchte. Ob aus Vorsicht oder Ehrgeiz, ganz gleich, was seine Gründe waren, Christie war geblieben – und er war zu lange geblieben. Er hatte sich am Vortag von Culloden in Nairn von der Armee getrennt und sich mit einem der Verpflegungswagen auf den Rückweg nach Edinburgh gemacht.
»Wenn er den Wagen zurückgelassen und eins der Pferde geritten hätte, hätte er es vielleicht sogar geschafft«, sagte Kenny zynisch. »Aber nein, er ist geradewegs in einen Haufen Campbells hineingesteuert. Regierungstruppen, aye?«
Roger nickte.
»Ich habe gehört, dass er versucht hat, sich als fahrenden Händler auszugeben, aber er hatte eine Ladung Mais von einem Gehöft an dieser Straße mitgenommen, und der Bauer hat Stein und Bein geschworen, dass Christie noch vor drei Tagen mit einer weißen Kokarde an der Brust auf seinem Hof gewesen war. Also haben sie ihn festgenommen, aus und vorbei.«
Christie hatte zuerst im Gefängnis von Berwick gesessen und war dann – aus Gründen, die nur der Krone bekannt waren – nach Ardsmuir gekommen, wo er ein Jahr vor Jamie Fraser angelangt war.