Von der Arbeit war ihm jetzt durch und durch warm geworden; sein Hemd begann, ihm an den Schultern zu kleben, und der Schweiß rann ihm über den Hals. Er machte kurz Pause, um aus seiner Wasserflasche zu trinken und sich ein Tuch als Schweißband um die Stirn zu wickeln.
Möglich, dass Fraser nicht ganz Unrecht hatte. Wenn ihm auch die Vorstellung, er selbst oder Brianna, ja, selbst Claire könnten
Und es gab noch andere. Geillis Duncan. Den unbekannten Reisenden, den sie Claire gegenüber erwähnt hatte. Den Mann, dessen abgetrennten Kopf Claire mit intakten Silberplomben in der Wildnis gefunden hatte. Bei dem Gedanken an ihn sträubten sich trotz des Schweißes die Haare auf seinen Unterarmen.
Jamie hatte den Kopf mit allem gebührenden Respekt und einem kurzen Gebet auf einem Hügel in der Nähe des Hauses beerdigt – der erste Insasse der kleinen, sonnenerfüllten Lichtung, die als zukünftiger Friedhof von Fraser’s Ridge gedacht war. Auf Claires Beharren hin hatte er das kleine Grab mit einem groben Granitbrocken markiert, der keine Inschrift trug – was gab es da auch zu sagen? –, aber von grünen Serpentinen durchzogen war.
Hatte Fraser Recht?
Und wenn sie nicht zurückgingen … würden sie eines Tages vielleicht alle zusammen dort auf der sonnigen Lichtung liegen: er selbst, Brianna, Jemmy, jeder unter einem Granitblock. Der einzige Unterschied war, dass jeder dieser Steine einen Namen tragen würde. Was in aller Welt würden sie für Daten nehmen?, fragte er sich plötzlich und wischte sich den Schweiß vom Kinn. Jemmys Geburtsdatum würde kein Problem darstellen, aber der Rest …
Das war natürlich der Haken – zumindest einer davon.
Er hackte brutal auf ein Grasbüschel ein, ohne es festzuhalten, und die Ähren flogen wie Schrapnell herum. Dann fiel ihm die kleine, rosafarbene Figur unter seinem Kissen wieder ein, und er holte tief Luft. Und wenn es funktionierte, wenn ein weiteres Kind kam, eins, das mit Sicherheit mit ihm blutsverwandt war? Drei zu eins – oder vielleicht eines Tages ein weiterer Stein auf dem Familienfriedhof?
Der Sack war beinahe voll, und es gab hier kein Heu mehr, das zu schneiden sich gelohnt hätte. Er holte das Beil, schlang sich den Sack über die Schulter und ging bergab, bis er den Rand des höchsten Maisfeldes erreichte.
Dessen Ähnlichkeit mit den britischen Maisfeldern, an die er gewöhnt war, war nicht größer als die der Hochwiesen mit einem Heufeld. Früher einmal war es unberührter Wald gewesen, und die Bäume ragten immer noch schwarz und tot gen Himmel. Sie waren geringelt und zum Sterben stehen gelassen worden. Den Mais hatte man in die Zwischenräume zu ihren Füßen gepflanzt.
Es war die schnellste Methode, Land für den Ackerbau zu roden. Wenn die Bäume tot waren, drang genug Sonnenlicht für den Mais durch ihr blattloses Geäst. Nach ein, zwei oder drei Jahren waren die Baumwurzeln so weit verrottet, dass sie die Stämme umstürzen konnten, um sie nach und nach zu Holz zu verarbeiten und abzutransportieren. Doch noch standen sie da, eine gespenstische Reihe schwarzer Vogelscheuchen, die ihre leeren Arme über den Mais breiteten.
Der Mais war schon geerntet; Trauertauben suchten in Scharen zwischen den getrockneten Stängeln nach Insekten, und ein Wachtelschwarm erschrak bei Rogers Annäherung und zerstreute sich wie eine Hand voll Murmeln, die zu Boden fällt. Ein Specht, der weit über ihm in Sicherheit saß, kreischte kurz und erschrocken auf und hielt mit seinem Hämmern inne, um ihn zu inspizieren, bevor er sich wieder an seine geräuschvolle Nahrungssuche machte.
»Du solltest dich doch freuen«, sagte er zu dem Vogel, während er den Sack abstellte und das Beil von seinem Gürtel löste. »Mehr Insekten für dich, aye?« Die abgestorbenen Bäume waren von Myriaden von Insekten befallen; auf jedem Feld mit geringelten Bäumen fanden sich mehrere Spechte, die mit schief gelegten Köpfen auf das Schaben ihrer unsichtbar grabenden Beute lauschten.