Ich gab einen schrillen Protestlaut von mir, und er riss die Augen auf. Er starrte mich an, seine Augen nur Zentimeter von den meinen entfernt, ohne mich zu sehen, dann schärfte sich sein Blick abrupt, und er begriff. Er erstarrte.
»Was zum
Er riss sich los und warf sich aus dem Bett. Dabei zog er die Bettwäsche hinter sich her, so dass sie unordentlich auf dem Boden liegen blieb. Er nahm seine Kleider vom Kleiderhaken, war mit zwei Schritten an der Tür, öffnete sie und verschwand. Die Tür knallte er hinter sich zu.
Ich setzte mich auf und fühlte mich gründlich durcheinander. Ich klaubte die Bettdecke wieder auf und legte sie um mich. Ich fühlte mich benommen, wütend – und halb ungläubig. Ich rieb mir mit den Händen durch das Gesicht und versuchte, ganz aufzuwachen.
Nein. Er war es gewesen. Er hatte halb – oder ganz – geschlafen und hatte verflucht noch einmal gedacht, ich sei die verfluchte Laoghaire! Das war die einzige Erklärung für die Art, wie er mich berührt hatte, mit einer schmerzhaften, mit Wut versetzten Ungeduld. Er hatte mich im Leben noch nie so berührt.
Ich legte mich wieder hin, doch es war mir absolut unmöglich, wieder einzuschlafen. Ich starrte ein paar Minuten an die dunkle Decke hinauf, dann erhob ich mich entschlossen und zog mich an.
Der Hof lag trostlos und kalt unter einem hohen, hellen Mond. Ich trat ins Freie, schloss leise die Küchentür hinter mir, zog meinen Umhang fest um mich und lauschte. Nichts regte sich in der Kälte, und der Wind war nicht mehr als ein Seufzen in den Kiefern. Doch in einiger Entfernung hörte ich ein schwaches, regelmäßiges Geräusch. Ich wandte mich in diese Richtung und bahnte mir vorsichtig meinen Weg durch die Dunkelheit.
Die Tür des Heuschobers stand offen.
Ich lehnte mich an den Torpfosten und beobachtete mit verschränkten Armen, wie er hin und her stampfte und im Mondschein Heu gabelte, um sich abzureagieren. Auch mir pulsierte immer noch das Blut in den Schläfen, doch es begann zu verebben, während ich ihm zusah.
Das Problem war, dass ich ihn verstand, und zwar nur zu gut. Ich war zwar nicht vielen von Franks Frauen begegnet – er war diskret. Doch dann und wann fing ich bei einer Fakultätsparty oder im Supermarkt einen Blickwechsel auf – und ein Gefühl finsterer Wut stieg in mir auf, nur um von der verblüfften Frage gefolgt zu werden, was genau mich das eigentlich anging.
Eifersucht hatte nicht das Geringste mit Logik zu tun.
Laoghaire MacKenzie war viertausend Meilen weit fort; wahrscheinlich würde keiner von uns beiden sie je wieder sehen. Frank war noch weiter fort, und es stand fest, dass keiner von uns ihn diesseits des Grabes wieder sehen würde.
Nein, Eifersucht hatte wirklich nichts mit Logik zu tun.
Mir wurde allmählich kalt, doch ich blieb weiter stehen. Er wusste, dass ich da war; ich konnte es an der Art sehen, wie er den Kopf über seine Arbeit gebeugt hielt. Trotz der Kälte schwitzte er; der dünne Stoff seines Hemdes klebte an ihm fest und bildete einen dunklen Fleck auf seinem Rücken. Schließlich stieß er die Mistgabel in den Heuhaufen, ließ sie stecken und setzte sich auf eine Bank, die aus einem halbierten Baumstamm bestand. Er nahm den Kopf in die Hände und raufte sich mit den Fingern heftig die Haare.
Schließlich sah er zu mir auf, und sein Gesicht trug einen Ausdruck irgendwo zwischen Bestürzung und widerstrebender Belustigung.
»Ich verstehe das nicht.«
»Was denn?« Ich trat zu ihm und setzte mich neben ihn, die Füße unter mich geklemmt. Ich konnte den Schweiß auf seiner Haut riechen, dazu Mandelcreme und einen Hauch seiner verflogenen Lust.
Er warf mir einen Seitenblick zu und antwortete trocken: »Alles, Sassenach.«
»So schlimm kann es doch nicht sein, oder?« Ich streckte zögernd die Hand nach ihm aus und ließ sie sacht über seinen Rücken gleiten.
Er seufzte tief auf und atmete durch gespitzte Lippen aus.
»Als ich dreiundzwanzig war, habe ich nicht verstanden, wie es sein konnte, dass ein einziger Blick auf eine Frau meine Knochen in Wasser verwandeln und mir doch gleichzeitig das Gefühl geben konnte, als könnte ich mit bloßen Händen Stahl verbiegen. Als ich fünfundzwanzig war, konnte ich nicht verstehen, wie es sein konnte, dass ich den Wunsch verspürte, eine Frau zärtlich zu lieben und zugleich über sie herzufallen.«
»
»Eine
Es war still in der Scheune, doch die Wandbretter knarrten und setzten sich in der Kälte. Ich rutschte auf der Bank näher an ihn heran. Nur ein wenig. Das Mondlicht strömte durch das weit geöffnete Tor und überzog das aufgestapelte Heu mit einem dumpfen Schimmer.