»Die zum Herrn schrien in ihrer Not, und er
»Und stillte das Ungewitter, dass die Wellen sich legten und sie froh wurden, dass es still geworden war –« Er zog Jemmy an sich und küsste ihn auf den Kopf. »Und er sie zu Lande brachte nach ihrem Wunsch.«
Brianna applaudierte seiner Darbietung sarkastisch, lächelte aber dennoch. Jamie hatte die Karten wieder an sich genommen und schob das Deck ordentlich zusammen. Er hielt inne und blickte auf. Verwundert über seine plötzliche Stille, wandte ich den Kopf und musterte ihn. Er sah mich an und lächelte.
»Der Wind hat nachgelassen«, sagte er. »Hörst du es? Morgen gehen wir aus.«
Als es Morgen wurde, hatte sich das Wetter aufgeklart, und die frische Brise, die von der See her wehte, brachte einen Hauch vom Ufer mit, der nach Strandflieder und Kiefern roch – und nach in der Sonne verrottendem Meeresgetier. Das Kai war nach wie vor deprimierend frei von Masten aller Art; es lagen keine großen Schiffe vor Anker, nicht einmal ein Zweimaster oder ein Paketboot, obwohl es im Wasser des Wilmingtoner Hafens von Dingis, Flößen, Kanus und kleinen, vierrudrigen Booten wimmelte, die wie Libellen über das Wasser tanzten und mit ihren fliegenden Rudern glitzernde Tropfen versprühten.
Die Besatzung eines dieser Boote sah uns missmutig auf dem Kai stehen und kam auf uns zugeflitzt. Die Ruderer riefen uns zu – ob wir ein Transportmittel suchten? Als Roger sich vorbeugte, um ihnen seine höfliche Verneinung zuzurufen, wehte ihm die Brise den Hut vom Kopf. Er wirbelte trunken auf das bräunliche Wasser hinaus und landete kreiselnd wie ein Blatt auf dem Schaum.
Das Boot verfolgte sofort den dahintreibenden Hut, und einer der Ruderer spießte ihn zielsicher mit dem Ruder auf und ließ ihn triumphierend an dessen Ende abtropfen. Doch als das Boot längsseits des Kais anlegte, verwandelte sich die jubelnde Miene des Bootsmanns in Erstaunen.
»MacKenzie!«, rief er. »Da brat mir doch einer ’nen Storch, wenn er’s nicht ist!«
»Duff! Duff, alter Knabe!« Roger bückte sich und ergriff seinen Hut, dann streckte er die Hand aus, um seinem alten Bekannten hinaufzuhelfen. Duff, ein kleiner Schotte mit grau meliertem Haar, einer sehr langen Nase, hohlen Wangen und einem zart sprießenden, ergrauenden Backenbart, der ihm das Aussehen verlieh, als sei er dick mit Puderzucker überzogen, hüpfte leichtfüßig auf den Kai, um Roger alsdann von Mann zu Mann zu umarmen, wobei er ihm unter zahlreichen Begeisterungsrufen heftig auf den Rücken klopfte. Roger zahlte es ihm von Herzen heim. Wir anderen standen höflich da und sahen ihrem Wiedersehen zu, während Marsali Germain davon abhielt, vom Kai ins Wasser zu springen.
»Kennst du den Mann?«, fragte ich Brianna, die den alten Freund ihres Mannes skeptisch betrachtete.
»Ich
»Jetzt sieh sich einer den an!«, rief Duff aus, der jetzt einen Schritt zurückgetreten war und sich fröhlich mit dem Ärmel unter der Nase entlangwischte. »’n Rock wie’n feiner Herr und passende Knöpfe dazu. Und der Hut! Hast wohl auf deine alten Tage das große Los gezogen, was?«
Roger lachte und bückte sich, um seinen nassen Hut aufzuheben. Er schlug sich damit auf den Oberschenkel, um ein Stück Blasentang zu entfernen, und reichte ihn geistesabwesend an Brianna weiter, die Mr. Duff nach wie vor mit tief zerfurchter Stirn betrachtete.
»Meine Frau«, stellte Roger sie vor und wies mit einer Handbewegung auf uns. »Und ihre Familie. Mr. James Fraser, Mrs. Fraser … und die Schwägerin meiner Frau, ebenfalls Mrs. Fraser.«
»Zu Diensten, Sir – die Damen.« Duff verbeugte sich vor Jamie und tippte sich zum Ausdruck seines Respekts kurz mit dem Finger an das zerschlissene Objekt auf seinem Kopf. Er sah Brianna an, und ein breites Grinsen spannte seine Lippen an.
»Oh, dann haste sie also geheiratet. Hast ihr die Hosen ausgezogen, wie ich sehe.« Er stieß Roger vertraulich in die Rippen und senkte seine Stimme zu einem heiseren Flüstern. »Haste ihrem Vater Geld für sie gegeben, oder hat er dich bezahlt, damit du sie nimmst?« Er gab ein knarrendes Geräusch von sich, das ich für Gelächter hielt.
Jamie und Brianna bedachten Mr. Duff mit identischen, kalten Blicken der Herablassung, doch bevor Roger etwas erwidern konnte, rief der andere Ruderer etwas Unverständliches aus dem Boot herauf.
»Oh, aye, aye, mach dir nicht in die Hose, Mann.« Mr. Duff winkte seinem Partner beschwichtigend zu.
»Hat er etwas von einem Wal gesagt?«, fragte ich ihn.
»Aber sicher doch! War das nicht der Grund, warum Ihr heute Morgen ans Ufer gekommen seid?«
Verständnislose Gesichter in der ganzen Runde.