Dem Mann folgte eine Frau, deren hochgewachsener, kräftiger Körperbau und hübsches Gesicht sie als die Mutter des Mädchens auswiesen. Die Frau war allerdings blond, während der Mann – der Vater des Mädchens? – so dunkel war wie ein Bär und diesem Tier auch sonst ausgesprochen ähnlich sah. Er war nahezu genauso groß wie Jamie, jedoch fast doppelt so breit, mit einer massigen Brust, kräftigen Schultern und dichtem Bartwuchs.
Keiner von ihnen schien im Geringsten alarmiert zu sein. Der Mann machte ein überraschtes Gesicht, die Frau ein beleidigtes. Das Mädchen lachte herzlich und wies dabei zuerst auf Jamie, dann auf Roger.
»Ich komme mir allmählich ziemlich albern vor«, sagte Jamie zu Roger. Er ließ die Pistole sinken und trat argwöhnisch zurück. Dann versuchte er es mit einer anderen Sprache aus seinem Repertoire.
»Ich glaube nicht, dass sie Deutsche sind«, sagte Roger. »Sie« – er wies mit dem Daumen auf das Mädchen, das Jamie jetzt prüfend ansah, als wollte sie sein Potential als Turnpartner im Stroh einschätzen – »schien weder Französisch noch Deutsch zu verstehen, wenn sie vielleicht auch nur so getan hat.«
Der Mann hatte stirnrunzelnd zwischen Jamie und Roger hin und her geblickt, um auszumachen, was sie sagten. Doch bei dem Wort »Französisch« schien sich seine Miene zu erhellen.
»
»
Der Riese lächelte und hielt seinen schwieligen Daumen und seinen Zeigefinger etwa drei Zentimeter auseinander.
»
Ein sehr kleines
»Ruschki«, sagte Chemodurow und schlug sich mit der Hand auf die fleischige Brust.
»Russen?« Roger starrte die drei verdattert an, wogegen Jamie einen faszinierten Eindruck machte.
»Ich bin noch nie einem Russen begegnet«, sagte er. »Aber was in Gottes Namen machen die hier?«
Mit einigen Schwierigkeiten vermittelte man Mr. Chemodurow diese Frage. Dieser strahlte und wies mit einer ausladenden Geste seines massigen Arms auf das Dock.
»
Angesichts des beißenden Aromas, das alle drei Russen absonderten, kam die Erwähnung von Schweinen nicht besonders überraschend. Was die russischen Schweinehirten mit Philip Wylie verband, war schon weniger offensichtlich. Doch bevor man der Frage nachgehen konnte, erklang draußen ein lauter Rumms und ein knirschendes Geräusch, als sei etwas Großes, Hölzernes gegen das Dock gestoßen. Daraufhin folgte ein durchdringender Chor von Bell- und Kreischgeräuschen, die meisten davon schweinischen Ursprungs, einige jedoch auch menschlich – und weiblich.
Für seine Größe bewegte sich Chemodurow erstaunlich schnell, doch Jamie und Roger waren ihm direkt auf den Fersen, als er jetzt durch die Tür des Schuppens polterte.
Roger hatte gerade genug Zeit, um zu sehen, dass jetzt zwei Schiffe am Dock vertäut waren; die kleine Barke der Russen und ein kleineres, offenes Boot. Mehrere bis an die Zähne mit Messern und Pistolen bewaffnete Männer schwärmten gerade aus dem kleineren Boot auf das Dock.
Bei diesem Anblick machte Jamie einen Satz zur Seite und verschwand um die Ecke eines kleineren Schuppens. Roger griff nach seiner Pistole, zögerte jedoch, denn er konnte sich nicht entscheiden, ob er feuern oder flüchten sollte. Er zögerte eine Sekunde zu lange. Jemand rammte ihm eine Muskete unter die Rippen, so dass ihm der Atem verging, und Hände fassten ihm an den Gürtel und raubten ihm Pistolen und Dolch.
»Keine Bewegung, Kumpel«, sagte der Mann mit der Muskete. »Wenn du auch nur zuckst, puste ich dir die Leber durch die Wirbelsäule.«
Er sprach ohne besonderen Nachdruck, aber mit hinreichendem Ernst, so dass Roger keine Neigung verspürte, ihn auf die Probe zu stellen. Er stand still, die Hände halb erhoben, und sah zu.
Chemodurow war ohne zu zögern mitten unter die Eindringlinge gewatet und teilte mit vollen Händen Hiebe aus. Ein Mann, der offenbar vom Dock geschubst worden war, befand sich im Wasser, einen anderen hielt der Russe umklammert und würgte ihn mit brutaler Effizienz. Er ignorierte sämtliche Rufe, Drohungen und Hiebe, ganz und gar auf den Mann konzentriert, den zu ermorden er auf dem besten Wege war.