»Weil ich wissen möchte, wo er ist«, sagte er ruhig. Er tat erst gar nicht so, als verstünde er mich nicht, und ein Kältegefühl durchfuhr meine Brust.
»Weiß Hayes, wo er ist? Hat er von Bonnet gehört?«
Er schüttelte wortlos den Kopf. Er sagte mir die Wahrheit. Erleichtert lockerte ich meinen Griff, und er entzog mir seinen Arm – nicht wütend, aber mit einer Ausstrahlung stiller, entschlossener Distanz.
»Es ist sehr wohl meine Sache!«, sagte ich als Antwort auf seine Geste. Ich hielt meine Stimme bedeckt und überzeugte mich kurz, dass weder Brianna noch Roger in Hörweite waren. Roger entdeckte ich nicht; Brianna stand am Feuer, in ein Gespräch mit den Bugs vertieft, dem älteren Ehepaar, das Jamie angeheuert hatte, um ihm beim Betrieb der Farm zu helfen. Ich drehte mich zu Jamie zurück.
»Warum suchst du nach diesem Mann?«
»Ist es nicht vernünftig zu wissen, woher uns Gefahr drohen könnte?« Er sah mich nicht an, sondern lächelte jemandem über meine Schulter hinweg kopfnickend zu. Ich blickte mich um und sah Fergus, der sich auf dem Weg zum Feuer die vor Kälte gerötete Hand unter dem Arm rieb. Er winkte fröhlich mit seinem Haken, und Jamie grüßte mit halb erhobener Hand zurück, wandte sich aber ein Stück ab, so dass er mir immer noch zugewandt stand, er aber durch seine Haltung signalisierte, dass er nicht wünschte, dass sich Fergus zu uns gesellte.
Das Kältegefühl kehrte zurück, so scharf, als hätte jemand meine Lunge mit einem Eissplitter durchbohrt.
»Oh, natürlich«, sagte ich, so kühl ich konnte. »Du möchtest natürlich wissen, wo er ist, damit du ihm dann möglichst aus dem Weg gehen kannst, nicht wahr?«
Etwas, das ein Lächeln hätte sein können, huschte über sein Gesicht.
»Oh, aye«, sagte er. »Natürlich.« Angesichts der geringen Bevölkerungsdichte von North Carolina im Allgemeinen und der abgeschiedenen Lage von Fraser’s Ridge im Besonderen waren unsere Chancen, zufällig über Stephen Bonnet zu stolpern, ungefähr so groß wie die, beim Verlassen der Haustür auf eine Qualle zu treten – und das wusste Jamie ganz genau.
Ich musterte ihn prüfend. Sein Mundwinkel verzog sich für den Bruchteil einer Sekunde, dann entspannte er sich, und sein Blick wurde wieder ernst. Es gab nur einen Grund , warum er Stephen Bonnet ausfindig machen wollte – und
»Jamie«, sagte ich und legte ihm die Hand wieder auf den Arm. »Lass ihn in Ruhe. Bitte.«
Er legte seine Hand über die meine und drückte zu, doch ich empfand die Geste nicht als beruhigend.
»Mach dir keine Sorgen, Sassenach. Ich habe mich während des ganzen
»Gut so«, sagte ich. Es
»Lass ihn in Ruhe«, wiederholte ich leise und sah ihm direkt in die Augen. »Es kommen schon genug Schwierigkeiten auf uns zu; wir brauchen nicht noch mehr.« Er war dicht an mich herangetreten, um etwaigen Unterbrechungen besser vorbeugen zu können, und ich konnte seine Stärke an jeder Stelle spüren, wo er mich berührte, wo sein Arm unter meiner Hand lag, sein Oberschenkel den meinen streifte. Ein kraftvoller Körper und ein feuriger Verstand, und das alles ummantelte einen Kern aus stahlharter Entschlusskraft, der ihn zu einem tödlichen Projektil machte, wenn er sich einmal etwas vorgenommen hatte.
»Du sagst, es ist sehr wohl deine Sache.« Seine Augen waren reglos, ihr Blau vom Winterlicht gebleicht. »Ich weiß, dass es meine Sache ist. Dann bist du also auf meiner Seite?«
Das Eis keimte in meinem Blut auf, Nadeln aus kalter Panik. Der verdammte Mistkerl! Er meinte es ernst. Es gab einen Grund, Stephen Bonnet aufzuspüren, und zwar nur den einen Grund.
Ich machte auf dem Absatz kehrt und zog ihn hinterher, so dass wir dicht aneinander gepresst dastanden, die Arme verschlungen, den Blick auf das Feuer gerichtet. Brianna, Fergus, Marsali und die Bugs lauschten gebannt auf Roger, der mit vor Kälte und Lachen leuchtendem Gesicht irgendetwas rezitierte. Jemmys Gesicht war uns über die Schulter seiner Mutter hinweg zugewandt, die runden Augen voller Neugier.
»
»Aye, mehr als genug.«
Er zog mich dichter an sich; ich konnte seine Körperhitze durch seine Kleider spüren, doch seine Stimme war so kalt wie der Regen. Fergus’ Blick fiel auf uns; er lächelte mich warm an und fuhr dann mit seiner Geschichte fort. Für ihn hatten wir zweifellos das Aussehen eines Paars, das einen kurzen Moment der Zuneigung teilte, die Köpfe einander in Liebe zugeneigt.