Jamie hatte sich an mich gelehnt, sein Rücken ruhte an meinen Oberschenkeln. Meine Hand lag wieder auf seiner unverletzten Schulter, und ich spürte, wie das Zittern nachließ, als der Whisky sich warm in seinem Magen auszubreiten begann. Er war nicht schwer verletzt, doch der Kampf und die fortdauernde Wachsamkeit forderten ihren Tribut.
Der ältere Mann ergriff die Pfeife und nahm mehrere tiefe, entspannte Züge, die er mit sichtlichem Genuss wieder ausblies. Dann kniete er nieder, nahm noch einen Zug und hauchte den Rauch vorsichtig in die Nüstern des toten Bären. Er wiederholte diesen Vorgang mehrere Male, wobei er beim Ausatmen etwas vor sich hin murmelte.
Dann erhob er sich ohne jedes Zeichen von Steifheit und hielt Jamie die Pfeife hin.
Jamie rauchte genau wie die Indianer – ein oder zwei zeremonielle Züge –, dann hob er die Pfeife und wandte sich um, um sie mir zu reichen.
Ich ergriff die Pfeife und zog vorsichtig daran. Sofort füllte mir brennender Rauch Augen und Nase, und meine Kehle zog sich zu einem überwältigenden Hustenreiz zusammen. Ich würgte ihn hinunter und gab Jamie hastig die Pfeife. Ich spürte, wie ich rot wurde, als sich der Rauch träge durch meine Brust kringelte und mich kitzelte und verbrannte, als er sich seinen Weg durch meine Lunge bahnte.
»Man
»Das sagst du … mir … jetzt«, sagte ich, während ich mir Mühe gab, nicht zu ersticken.
Die Indianer beobachteten mich höchst interessiert. Der ältere Mann legte den Kopf schief und runzelte die Stirn, als versuchte er, ein Rätsel zu lösen. Er sprang auf, umrundete das Feuer und hockte sich vor mich, um mich neugierig anzusehen. Er war mir so nah, dass ich den seltsamen Rauchgeruch wahrnahm, der von seiner Haut aufstieg. Er trug nur einen Lendenschurz und eine Art kurzer Lederschürze, doch seine Brust war von einer großen, reichverzierten Kette bedeckt, in die Muscheln, Steine und die Zähne eines großen Tieres eingearbeitet waren.
Ohne Vorwarnung streckte er plötzlich die Hand aus und drückte meine Brust. Die Geste hatte nichts auch nur entfernt Lüsternes an sich, doch ich fuhr zusammen. Jamie tat dasselbe, und seine Hand fuhr an sein Messer.
Der Indianer setzte sich ruhig auf die Fersen zurück und winkte ab. Er legte die Hand flach auf seine Brust, wölbte sie dann und zeigte auf mich. Es hatte nichts zu bedeuten – er hatte sich nur vergewissern wollen, dass ich wirklich eine Frau war. Er zeigte von mir auf Jamie und zog eine Augenbraue hoch.
»Aye, sie gehört zu mir«, nickte Jamie und ließ den Dolch sinken, hielt ihn aber weiter fest und sah den Indianer stirnrunzelnd an. »Benimm dich, ja?«
Unbeeindruckt von diesem Zwischenspiel, sagte einer der jüngeren Indianer etwas und deutete ungeduldig auf den Kadaver am Boden. Der ältere Mann, der Jamies Verärgerung nicht beachtet hatte, antwortete und zog das Häutemesser aus seinem Gürtel, als er sich umwandte.
»Halt – das ist meine Sache.«
Die Indianer drehten sich überrascht um, als Jamie sich erhob. Er deutete mit dem Dolch auf den Bären und wies dann mit der Spitze fest auf seine eigene Brust.
Ohne auf eine Reaktion zu warten, kniete er sich neben dem Kadaver auf den Boden und sagte etwas auf Gälisch, wobei er das Messer über dem reglosen Körper erhoben hielt. Ich kannte den Wortlaut nicht genau, aber ich hatte ihn schon einmal dabei beobachtet, als er auf der Reise von Georgia ein Reh getötet hatte.
Es war das Grallochgebet, das man ihm beigebracht hatte, als er in den schottischen Highlands als Junge das Jagen lernte. Es war alt, hatte er mir erzählt, so alt, dass einige der Worte nicht mehr gebräuchlich waren, daher klang es ungewohnt. Doch man musste es über jedem getöteten Tier sprechen, das größer als ein Hase war, bevor man ihm die Kehle oder die Bauchdecke aufschlitzte.
Ohne zu zögern, machte er einen flachen Einschnitt quer über die Brust des Bären – er brauchte den Kadaver nicht auszubluten, denn das Herz stand schon lange still – und riss die Haut zwischen den Beinen auf, so dass die Eingeweide bleich aus dem schwarzen Pelz hervorquollen und im Licht aufglänzten.
Man braucht sowohl Kraft als auch beträchtliche Erfahrung, um die zähe Haut aufzuschneiden und abzuziehen, ohne Gekröse und Eingeweidesack zu durchbohren. Da ich schon sehr viel nachgiebigere menschliche Körper geöffnet hatte, erkannte ich chirurgische Kompetenz, wenn ich sie sah. Dasselbe galt für die Indianer, die die Vorgänge mit kritischem Interesse beobachteten.