»Vielleicht eins von beidem, vielleicht beides«, sagte er trocken, »oder vielleicht war er auch einfach nur ein Rotschopf, aye?«
Ich lachte, und er hockte sich neben mich und löste die Brosche, die sein Plaid festhielt.
»Es ist eine besondere Pflanze«, sagte er und berührte den Zweig in meiner offenen Hand. »Blüten, Früchte und Blätter gleichzeitig. Die weißen Blüten stehen für die Ehre, die roten Früchte für Mut – und die grünen Blätter für Beständigkeit.«
Es schnürte mir die Kehle zu, als ich ihn ansah.
»Volltreffer«, sagte ich.
Er umfing meine Hand mit der seinen und presste meine Finger um den winzigen Stengel.
»Und die Frucht hat die Form eines Herzens«, sagte er leise und beugte sich zu mir, um mich zu küssen.
Die Tränen waren dicht unter der Oberfläche; immerhin hatte ich eine gute Entschuldigung für die eine, die jetzt hervorquoll. Er tupfte sie mir ab, stand dann auf, öffnete seinen Gürtel und ließ das Plaid zu Boden fallen. Dann zog er sich Hemd und Hose aus und lächelte mich an, nackt.
»Hier ist niemand«, sagte er. »Niemand außer uns.«
Ich hätte gesagt, dass das kein Grund war, doch ich spürte, was er wirklich meinte. Tagelang waren wir von Weite und Gefahren umgeben gewesen, und die Wildnis war nicht weiter von uns entfernt gewesen, als der blasse Lichtkreis unseres Feuers reichte. Doch hier waren nur wir beide, wir gehörten zu diesem Ort, und am helllichten Tag gab es keinen Grund, die Wildnis auf Abstand zu halten.
»In alter Zeit haben die Menschen das getan, um die Felder fruchtbar zu machen«, sagte er und reichte mir die Hand zum Aufstehen.
»Ich sehe keine Felder.« Und war mir auch nicht sicher, ob ich nicht hoffte, dass ich nie welche sehen würde. Dennoch streifte ich mein Wildlederhemd ab und zog den Knoten meines improvisierten Büstenhalters auf. Er betrachtete mich anerkennend.
»Nun, ich werde ohne Zweifel zuerst ein paar Bäume fällen müssen, aber das kann warten, aye?«
Wir machten uns ein Bett aus Plaid und Umhängen und legten uns nackt darauf, Haut an Haut, umgeben von gelben Gräsern und dem Duft von Balsam und wilden Erdbeeren.
Wir berührten uns lange, oder vielleicht waren es auch nur Augenblicke, die wir zusammen im Garten der irdischen Freuden verbrachten. Ich verdrängte die Gedanken, die mich während des ganzen Aufstiegs geplagt hatten, und wollte nur noch seine Freude teilen, solange sie anhielt. Ich umschloss ihn fest, und er atmete tief ein und presste sich an meine Hand.
»Und was wäre das Paradies ohne eine Schlange?«, murmelte ich, während meine Finger auf und ab strichen.
Seine Augen zogen sich zu blauen Dreiecken zusammen.
»Und wirst du mit mir speisen,
Ich ließ meine Zungenspitze herausgleiten und zog sie ihm als Antwort über die Unterlippe. Er erschauerte unter meinen Fingern, obwohl die Luft warm und süß war.
Er neigte den Kopf, und sein Mund saugte sich an meiner Brustwarze fest, die so geschwollen war wie eine der kleinen, reifen Beeren.
Und dann teilten wir uns die Früchte und die Blüten, und die grünen Blätter, die alles bedeckten.
Wir lagen ineinander verschlungen und schläfrig da und regten uns nur, um vorwitzige Insekten fortzuwedeln, bis die ersten Schatten unsere Füße berührten. Jamie stand leise auf und deckte mich mit einem Umhang zu – er dachte, dass ich schlief. Ich hörte das verstohlene Rascheln, als er sich anzog und dann durch das Gras schritt.
Ich rollte mich auf die andere Seite und sah ihn ein kleines Stück entfernt am Waldrand stehen und über das Land blicken, das zum Fluss hin abfiel.
Er hatte sich nur das zerknitterte, blutbefleckte Plaid um die Taille geschlungen, das Haar fiel ihm ungebändigt auf die Schultern – er sah aus wie der wilde Highlander, der er war. Was ich für sein Verderben gehalten hatte – seine Familie, sein Clan –, war seine Stärke. Und was ich für meine Stärke gehalten hatte – meine Einsamkeit, mein Mangel an Bindungen –, war meine Schwäche.
Da er Nähe erfahren hatte, im Guten wie im Schlechten, hatte er die Kraft, sie aufzugeben, jeden Sicherheitsgedanken hinter sich zu lassen und allein aufzubrechen. Und ich – die ich einmal so stolz auf meine Selbstgenügsamkeit gewesen war – konnte die Vorstellung, wieder einsam zu sein, nicht ertragen.
Ich hatte mich entschlossen, nichts zu sagen, nur für den Augenblick zu leben, zu akzeptieren, was auch immer kam. Doch der Augenblick war gekommen, und ich konnte ihn nicht akzeptieren. Ich sah, wie er den Kopf hob und seinen Entschluss fasste, und im selben Augenblick sah ich seinen Namen in kalten Stein gemeißelt. Schrecken und Verzweiflung überfluteten mich.
Als hätte er das Echo meines stummen Schreis gehört, wandte er mir den Kopf zu. Was auch immer er in meinem Gesicht sah, es brachte ihn rasch zu mir.
»Was ist, Sassenach?«