Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Ja, ich würde verdammt noch mal Angst haben. Andererseits war ich alt genug, um zu wissen, dass Angst allein normalerweise nicht tödlich war – zumindest nicht automatisch. Wenn man natürlich den einen oder anderen Bären oder Wilden hinzufügte, na ja, dann sah die Sache anders aus.

Zum ersten Mal dachte ich mit inniger Sehnsucht an River Run zurück, an heißes Wasser, warme Betten und regelmäßige Mahlzeiten, an Ordnung und Sauberkeit … und Sicherheit.

Ich konnte allerdings sehr gut verstehen, warum Jamie nicht zurückwollte: Noch ein paar Monate länger auf Jocastas Kosten zu leben, würde ihn ihr gegenüber noch tiefer verpflichten, würde es noch schwieriger machen, ihren Schmeicheleien zu widerstehen.

Er wusste auch – sogar noch besser als ich –, dass Jocasta Cameron eine geborene MacKenzie war. Ich hatte ihre Brüder, Dougal und Colum, gut genug gekannt, um diese Abstammung mit einigem Argwohn zu betrachten: Die MacKenzies von Leoch gaben nicht so leicht auf und waren sich mit Sicherheit nicht zu schade dazu, ihre Ziele mit Intrigen und Manipulation zu erreichen. Und vielleicht webte eine blinde Spinne ihre Netze ja umso fester, weil sie sich allein auf den Tastsinn verlassen musste.

Außerdem hatten wir jeden Grund, Sergeant Murchisons Nähe wie die Pest zu meiden, denn er schien definitiv von der nachtragenden Sorte zu sein. Und dann waren da noch Farquard Campbell und das ganze Netz aus Pflanzern und Regulatoren, Sklaven und Politik, das uns dort erwartete … Nein, ich konnte absolut verstehen, warum Jamie nicht zu diesen Verwicklungen und Komplikationen zurückwollte, ganz zu schweigen von der bedrohlichen Tatsache des bevorstehenden Krieges. Zur gleichen Zeit aber war ich mir relativ sicher, dass keiner dieser Gründe den Ausschlag für seine Entscheidung gab.

»Es ist nicht nur, weil du nicht zurück nach River Run willst, oder?« Ich lehnte mich an ihn und spürte seine Wärme im Kontrast zur Kühle des Abendwindes. Die Jahreszeit hatte noch nicht gewechselt; es war immer noch Spätsommer, und die von der Sonne geweckten Düfte der Blätter und Beeren erfüllten die Luft, doch so hoch in den Bergen wurde es nachts kalt.

Ich spürte das sanfte Rumpeln des Gelächters in seiner Brust, und sein warmer Atem streifte mein Ohr.

»Ist es denn so offensichtlich?«

»Ziemlich.« Ich drehte mich in seinen Armen um und lehnte meine Stirn an die seine, so dass nur wenige Zentimeter unsere Augen trennten. Die seinen waren von einem tiefen Dunkelblau, dieselbe Farbe wie der Abendhimmel über dem Bergpass.

»Eule«, sagte ich.

Er lachte verblüfft, und als er den Kopf zurückzog, senkten sich seine langen, kastanienbraunen Wimpern zu einem kurzen Blinzeln.

»Was?«

»Du hast verloren«, erklärte ich. »Es ist ein Spiel und heißt ›Eule‹. Wer zuerst blinzelt, hat verloren.«

»Oh.« Er fasste meine Ohren bei den Ohrläppchen und zog mich sanft an sich, Stirn an Stirn. »Na gut, Eule. Du hast wirklich Augen wie eine Eule, ist dir das schon aufgefallen?«

»Nein«, sagte ich. »Kann ich nicht behaupten.«

»Ganz klar und golden – und sehr weise.«

Ich blinzelte nicht.

»Dann sag es mir – warum bleiben wir hier?«

Er blinzelte ebenfalls nicht, doch ich spürte, wie sich seine Brust unter meiner Hand hob, als er tief Luft holte.

»Wie soll ich dir erklären, wie es ist, wenn man einen Platz zum Leben braucht?«, sagte er leise. »Schnee unter den Schuhen. Die Berge, die mir ihren Atem in die Nase hauchen, so wie Gott es bei Adam getan hat. Einen rauhen Felsen unter meiner Hand, wenn ich klettere, und den Anblick der Flechten darauf, die ausharren in Sonne und Wind.«

Er hatte die Luft in seinen Lungen verbraucht. Er holte tief Luft und raubte mir dabei den Atem. Er hatte die Hände hinter meinem Kopf verschränkt und hielt mich fest, Gesicht an Gesicht.

»Wenn ich wie ein Mensch leben soll, brauche ich einen Berg«, sagte er schlicht. Seine Augen waren weit geöffnet und suchten in den meinen nach Verständnis.

»Vertraust du mir, Sassenach?«, sagte er. Seine Nase war gegen die meine gepresst, doch er blinzelte nicht. Und ich auch nicht.

»Absolut.«

Ich spürte das Lächeln auf seinen Lippen, zwei Zentimeter von den meinen entfernt.

»Von ganzem Herzen?«

»Immer«, flüsterte ich, schloss die Augen und küsste ihn.

Und so wurde es abgemacht. Myers würde nach Cross Creek zurückkehren, Duncan Jamies Instruktionen überbringen, Jocasta versichern, dass es uns gutging, und so viel Proviant besorgen, wie mit unserem restlichen Geld finanzierbar war. Wenn vor dem ersten Schneefall noch Zeit blieb, sollte er mit dem Nachschub gleich zurückkehren, wenn nicht, erst im Frühjahr. Ian würde bei uns bleiben; wir würden seine Hilfe beim Bau der Hütte und auf der Jagd brauchen.

Unser tägliches Brot gib uns heute, dachte ich, während ich mich durch das feuchte Gebüsch schob, das den Bach säumte, und führe uns nicht in Versuchung.

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