Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Werden wir Ihre junge Dame bald hier begrüßen, Mr. Wakefield?« Martin reckte den Hals und schielte unverhohlen auf den Brief mit den amerikanischen Briefmarken. Der Portier hatte Brianna kennengelernt, als sie kurz vor Weihnachten mit Roger heruntergekommen war, und er war ihrem Charme erlegen.

»Ich hoffe es. Vielleicht im Sommer. Danke!«

Er wandte sich seiner Treppe zu und steckte die Briefe sorgfältig in den Ärmel seines Talars, während er nach seinem Schlüssel suchte. Wenn er an den Sommer dachte, fühlte er eine Mischung aus Freude und Frustration.

Sie hatte gesagt, sie würde im Juli kommen, doch bis dahin waren es noch vier Monate. Je nach seiner Stimmung glaubte er, dass er keine vier Tage mehr überstehen konnte.

Roger faltete den Brief wieder zusammen und steckte ihn in seine Innentasche, über seinem Herzen. Sie schrieb ihm alle paar Tage, von kurzen Notizen bis hin zu langen Berichten, und jeder ihrer Briefe rief ein sanftes, warmes Glühen in ihm hervor, das meistens bis zur Ankunft des nächsten anhielt.

Doch gleichzeitig waren ihre Briefe zurzeit etwas unbefriedigend. Immer noch voll warmer Zuneigung, immer mit »In Liebe« unterzeichnet, immer voller Versicherungen, dass er ihr fehlte und sie ihn gern bei sich hätte. Aber nicht mehr die Art von Worten, mit der man Papier in Flammen setzt.

Vielleicht war es natürlich; eine normale Entwicklung, jetzt, da sie sich länger kannten; niemand konnte in alle Ewigkeit täglich einen leidenschaftlichen Brief schreiben, nicht, wenn er ehrlich war.

Er bildete es sich bestimmt nur ein, dass Brianna sich in ihren Briefen zurücknahm. Es mussten ja nicht unbedingt die Exzesse der Freundin eines Bekannten sein, die sich ein paar Schamhaare abgeschnitten und sie in einen Brief gesteckt hatte – obwohl er die Geisteshaltung hinter dieser Geste bewunderte.

Er biss in sein Sandwich und kaute geistesabwesend, während er an den letzten Artikel dachte, den Fiona ihm geschickt hatte. Jetzt, da sie verheiratet war, betrachtete sich Fiona als Expertin in Eheangelegenheiten und entwickelte ein schwesterliches Interesse an dem holperigen Verlauf von Rogers Liebesbeziehung.

Sie schnitt ständig hilfreiche Tipps aus Frauenmagazinen aus und schickte sie ihm. Der letzte Ausschnitt war ein Artikel aus Meine Woche gewesen, mit dem Titel »Wie umgarne ich einen Mann«. Wie du mir, hatte Fiona in aller Deutlichkeit an den Rand geschrieben.

»Teilen Sie seine Interessen«, lautete ein Hinweis. »Wenn Sie Fußball für Zeitverschwendung halten, er aber nicht davon abzubringen ist, setzen Sie sich neben ihn, und fragen Sie, wie diese Woche die Chancen für Arsenal stehen. Fußball mag langweilig sein, er ist es nicht.«

Roger lächelte etwas grimmig. Er hatte ihre Interessen geteilt, und wie, falls es als Zeitvertreib zählte, die Spur ihrer verdammten Eltern durch deren haarsträubende Geschichte zu verfolgen. Allerdings konnte er nur herzlich wenig davon mit ihr teilen.

»Seien Sie reserviert«, lautete ein anderer Zeitungstipp. »Nichts weckt das Interesse eines Mannes mehr als eine Aura der Zurückhaltung. Lassen Sie ihn nicht zu schnell zu nah an sich heran.«

Roger fragte sich plötzlich, ob Brianna wohl ähnliche Ratschläge in amerikanischen Magazinen gelesen hatte, aber dann schob er den Gedanken von sich. Sie war sich zwar nicht zu schade, um Modemagazine zu lesen – er hatte es ein paar Mal gesehen –, doch Brianna war ebenso wenig in der Lage, solche dummen Spiele zu spielen, wie er selbst.

Nein, sie würde ihn nicht auf Abstand halten, um sein Interesse an ihr zu schüren; wozu auch? Sie wusste doch wohl, wie viel ihm an ihr lag.

Wusste sie das wirklich? Mit plötzlicher Beklommenheit erinnerte er sich an einen anderen Rat, den Meine Woche für Verliebte bereithielt.

»Gehen Sie nicht davon aus, dass er Ihre Gedanken lesen kann«, hieß es in dem Artikel. »Deuten Sie ihm Ihre Gefühle an.«

Roger biss irgendwo in sein Sandwich und kaute, ohne zu bemerken, worauf. Doch, ja, er hatte sie angedeutet. Sich vorgewagt und ihr sein verdammtes Herz ausgeschüttet. Und sie war prompt in ein Flugzeug gesprungen und hatte sich nach Boston verdrückt.

»Seien Sie nicht zu aggressiv«, murmelte er und zitierte schnaubend Tipp Nummer vierzehn. Die Professorin neben ihm rückte ein Stück zur Seite.

Roger seufzte und legte das angebissene Sandwich angewidert auf das Plastiktablett. Er hob die Tasse mit dem sogenannten Kaffee des Speisesaals hoch, trank aber nicht, sondern saß nur da, hielt sie zwischen den Händen und absorbierte ihre spärliche Wärme.

Das Problem war, dass er zwar glaubte, Briannas Aufmerksamkeit von der Vergangenheit abgelenkt zu haben, er selbst aber nicht in der Lage gewesen war, sie zu ignorieren. Er war besessen von Claire und ihrem verdammten Highlander; so, wie sie ihn faszinierten, hätten sie gut zu seiner eigenen Familie gehören können.

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