Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Das wird Euch helfen«, sagte er und wies mit einem Kopfnicken auf den Becher. »Meine Frau hat ihn gemacht, sie ist eine große Heilerin.«

»Ja?« Der Junge atmete den Dampf tief und zitternd ein und berührte die heiße Flüssigkeit vorsichtig mit der Zunge. »Ich habe gesehen, wie sie – etwas gemacht hat. Mit dem Indianer, der gestorben ist.« Die Anklage war deutlich; sie hatte etwas gemacht, und der Mann war dennoch gestorben.

Weder Claire noch Ian hatten viele Worte darüber verloren, und er hatte keine Gelegenheit gehabt, sie zu fragen, was geschehen war – sie hatte die Augenbraue hochgezogen und ihm einen kurzen, goldenen Blick zugeworfen, der ihn beschwor, nicht vor Willie davon zu reden, der blassgesichtig und kalt mit ihr aus dem Maisspeicher zurückgekehrt war.

»Aye?«, sagte er neugierig. »Was hat sie denn gemacht?«

Was zum Teufel hatte sie getan?, fragte er sich. Sicher nichts, was den Tod den Mannes herbeigeführt hatte; das hätte er ihr sofort angesehen. Sie fühlte sich auch nicht schuldig oder hilflos – er hatte sie schon oft in den Armen gehalten und sie getröstet, während sie um jene weinte, die sie nicht retten konnte. Diesmal war sie still und niedergeschlagen gewesen – genau wie Ian –, aber nicht sehr verstört. Sie war ihm nur etwas verwirrt vorgekommen.

»Sie hatte Schlamm im Gesicht. Und sie hat ihm etwas vorgesungen. Ich glaube, es war ein Papistenlied; es war auf Lateinisch, und es hatte irgendetwas mit Sakramenten zu tun.«

»Wirklich?« Jamie unterdrückte sein eigenes Erstaunen über diese Beschreibung. »Aye, na ja. Vielleicht wollte sie dem Mann nur etwas Trost spenden, weil sie gesehen hat, dass sie ihm nicht helfen konnte. Die Indianer sind viel anfälliger für die Nebenwirkungen der Masern, wisst Ihr; manche Infektionen, die für sie tödlich sind, entlocken einem Weißen nicht einmal ein Stirnrunzeln. Ich habe selbst als kleiner Junge die Masern gehabt, und sie haben mir überhaupt nicht geschadet.« Er lächelte und richtete sich auf, als wollte er seine offenkundige Gesundheit demonstrieren.

Die Linien der Anspannung im Gesicht des Jungen lockerten sich ein wenig, und er trank vorsichtig einen Schluck von dem heißen Tee.

»Das ist es auch, was Mrs. Fraser gesagt hat. Sie hat gesagt, dass Papa nichts passiert. Sie – sie hat mir ihr Wort darauf gegeben.«

»Dann kannst du dich auch darauf verlassen«, sagte Jamie bestimmt. »Mrs. Fraser ist eine Frau von Ehre.« Er hustete und zog sich das Plaid höher über die Schultern; die Nacht war nicht kalt, doch es wehte ein Luftzug vom Hügel herab. »Hilft der Tee denn etwas?«

Willie machte ein verständnisloses Gesicht und blickte dann auf den Becher in seiner Hand.

»Oh! Ja. Ja, danke; er ist sehr gut. Mir geht es schon viel besser. Vielleicht waren es doch nicht die getrockneten Äpfel.«

»Vielleicht nicht«, stimmte Jamie zu und senkte den Kopf, um sein Lächeln zu verbergen. »Aber ich glaube, dass wir morgen etwas Besseres zum Abendessen bekommen; wenn wir Glück haben, gibt es Forelle.«

Der Ablenkungsversuch gelang; Willies Kopf zuckte von seinem Becher hoch, und in seinem Gesicht lag großes Interesse.

»Forelle? Wir können angeln?«

»Habt Ihr in England schon viel geangelt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass man die Forellengewässer mit diesen hier vergleichen kann, aber ich weiß, dass man im Lake District gut angeln kann – sagt jedenfalls Euer Vater.«

Er hielt den Atem an. Warum in Gottes Namen hatte er das gefragt? Er selbst hatte mit dem fünfjährigen Willie auf dem See in der Nähe von Ellesmere Rotforellen geangelt, als er dort seine Zwangsarbeit ableistete. Wollte er, dass sich der Junge daran erinnerte?

»Oh … ja. Sicher, es ist ganz nett auf den Seen – aber ganz anders als das.« Willie schwenkte den Arm in die ungefähre Richtung des Baches. Die Falten im Gesicht des Jungen hatten sich geglättet, und es war wieder ein leichtes, lebendiges Flackern in seine Augen zurückgekehrt. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Es ist ganz anders als England.«

»Das stimmt«, pflichtete Jamie ihm belustigt bei. »Aber werdet Ihr England nicht vermissen?«

Willie dachte einen Augenblick lang darüber nach, während er den restlichen Tee schlürfte.

»Ich glaube nicht«, sagte er und schüttelte entschlossen den Kopf. »Manchmal vermisse ich Großmama und meine Pferde, aber das ist alles. Da hatte ich nur Tutoren und Tanzstunden und Latein und Griechisch – igitt!« Er zog die Nase kraus, und Jamie lachte.

»Dann hat Euch das Tanzen also keinen Spaß gemacht?«

»Nein. Das muss man ja mit Mädchen machen.« Er warf Jamie einen Blick unter seinen feinen, dunklen Augenbrauen hervor zu. »Mögt Ihr Musik, Mr. Fraser?«

»Nein«, sagte Jamie lächelnd. »Aber ich mag Mädchen.« Und die Mädchen würden diesen Jungen auch mögen, dachte er und nahm unauffällig Notiz von dessen breiten Schultern, seinen langen Schenkeln und den langen, dunklen Wimpern, die seine schönen blauen Augen verbargen.

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