Roger knirschte mit den Zähnen, als er hörte, wie die Dekanin sich an einem schottischen Akzent versuchte, und öffnete den Mund, um noch einmal nein zu sagen, doch er war ein bisschen zu langsam.
»Und es sind Amerikaner, Rog«, sagte sie. »Sie können doch so
»Jetzt hören Sie mal, Edwina«, sagte er und rang um Geduld. »Ich muss in diesen Ferien einiges erledigen. Und dazu gehört nicht, dass ich amerikanische Touristen durch die Londoner Museen scheuche.«
»Nein, nein«, versicherte sie ihm. »Wir haben bezahlte Aufpasser für die Touristengeschichten; Sie hätten nur mit der Konferenz selbst zu tun.«
»Ja, aber …«
»Geld, Roger«, schnurrte sie durchs Telefon und zog damit ihre Geheimwaffe. »Es sind Amerikaner, habe ich gesagt. Sie wissen, was
»Äh …« Er konnte spüren, wie er schwachwurde.
»Ich habe gehört, Sie wollen demnächst heiraten, Rog. Damit könnten Sie doch eine Extraportion Haggis für die Hochzeit kaufen, oder?«
»Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, wie subtil Sie sind, Edwina?«, wollte er wissen.
»Noch nie.« Sie gluckste noch einmal kurz und wechselte dann abrupt in den Beamtenmodus. »Also gut, dann sehen wir uns Montag in einer Woche beim Vorbereitungstreffen«, und dann legte sie auf.
Er unterdrückte den zwecklosen Impuls, den Hörer auf den Boden zu knallen, und ließ ihn stattdessen auf die Gabel fallen.
Vielleicht war es ja gar keine so schlechte Idee, dachte er dumpf. Ehrlich gesagt, war ihm das Geld egal, doch vielleicht würde ihn die Organisation einer Konferenz ablenken. Er hob den mehrfach zerknüllten Brief auf, der neben dem Telefon lag, und strich ihn glatt. Sein Blick wanderte über die entschuldigenden Zeilen, ohne sie wirklich zu lesen.
Tut mir so leid, hatte sie gesagt. Besondere Einladung zu einer Ingenieurstagung in Sri Lanka (Gott, besuchten denn alle Amerikaner im Sommer irgendwelche Konferenzen?), wichtige Kontakte, Bewerbungsgespräche (
»Ja, klar«, sagte er. »In Liebe.«
Er knüllte das Blatt wieder zusammen und warf es gegen die Anrichte. Es prallte vom Rand des silbernen Bilderrahmens ab und fiel auf den Teppich.
»Du hättest es mir geradeheraus sagen können«, sagte er laut. »Also hast du einen anderen gefunden; du hattest damals also recht, nicht wahr? Du warst klug und ich der Dumme. Aber konntest du nicht ehrlich sein, du alte Lügnerin?«
Er versuchte, sich so richtig in Wut zu reden; alles, was half, die Leere in seiner Magengrube zu füllen. Doch es funktionierte nicht.
Er ergriff den Silberrahmen mit ihrem Bild und hätte ihn am liebsten in Stücke gebrochen, ihn am liebsten an sein Herz gedrückt. Am Ende stand er einfach nur lange da und sah das Bild an, bevor er es sanft mit dem Gesicht nach unten hinlegte.
»Tut mir so leid«, sagte er. »Ja, mir auch.«
Die Kisten warteten in der Portiersloge auf ihn, als er am letzten Tag der Konferenz ins College zurückkehrte. Ihm war heiß, er war müde, und er hatte die Nase gründlich voll von allen Amerikanern. Es waren fünf große Holzkisten, die mit bunten, internationalen Frachtaufklebern zugekleistert waren.
»Was ist das denn?« Roger balancierte die Schreibunterlage, die ihm der Paketbote überreicht hatte, in der einen Hand und durchsuchte mit der anderen seine Tasche nach Trinkgeld.
»Na, das weiß ich doch nicht, oder?« Missmutig und verschwitzt von seinem Gang über den Hof zur Portiersloge ließ der Mann die letzte Kiste mit einem Knall auf die anderen fallen. »Alles für dich, Kumpel.«
Roger stupste die obere Kiste probehalber an. Wenn das keine Bücher waren, dann war es Blei. Doch beim Schieben hatte er den Rand eines Briefes gesehen, der an der unteren Kiste festgeklebt war. Mit einigen Schwierigkeiten löste er ihn ab und riss ihn auf.
Er starrte einen Moment lang auf die Notiz, dann faltete er sie zusammen und steckte sie in seine Brusttasche. Er ging vorsichtig in die Hocke, packte die obere Kiste und hob sie hoch. Himmel, sie wog mindestens dreißig Kilo!