Fiona antwortete nicht, sondern sah ihn weiter an. Ganz plötzlich überwältigte ihn die Irrealität der Situation. Es konnte doch nicht wahr sein, dass er hier saß, in der gemütlichen, abgenutzten Küche, die er seit seiner Kindheit kannte, und Tee aus einer Tasse trank, die mit dem Gesicht der Queen bemalt war, und dabei mit Fiona über heilige Steine und Zeitreisen diskutierte. In Gottes Namen, nicht
Hatte er jedenfalls gedacht. Er griff nach der Tasse, trank sie aus und stellte sie mit einem leisen Klirren hin.
»Ich muss ihr folgen, Fiona – wenn ich kann. Kann ich?«
Sie schüttelte den Kopf, und es war klar, dass sie Angst hatte.
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nur von Frauen; vielleicht können es nur Frauen.«
Roger umklammerte den Salzstreuer. Das hatte er befürchtet – unter anderem.
»Dann gibt es nur eine Möglichkeit, es herauszufinden, nicht wahr?«, sagte er, äußerlich ruhig. Vor seinem inneren Auge erhob sich ein großer gespaltener Stein, ungebeten, schwarz, wie eine nackte Drohung vor dem verhangenen Himmel.
»Ich habe ihr Notizbuch«, platzte Fiona heraus.
»Was – wessen? Gillians? Sie hat etwas aufgeschrieben?«
»Aye, das hat sie. Da ist eine Stelle …« Sie warf ihm einen Blick zu und leckte sich die Lippen. »Da bewahren wir unsere Sachen auf, damit wir sie vorher greifbar haben. Sie hatte das Buch da hingelegt, und – und – ich habe es mitgenommen, nachher.« Nachdem man Gillians ermordeten Ehemann in dem Steinkreis gefunden hatte, das meinte sie wohl.
»Ich wusste, dass die Polizei es vielleicht haben sollte«, fuhr Fiona fort, »aber es – na ja, ich hätte es ihnen nicht gern überlassen, und trotzdem habe ich mir gedacht, was, wenn es etwas mit dem Mord zu tun hat? Ich konnte es ihnen doch nicht vorenthalten, und trotzdem …« Sie blickte zu Roger auf, und in ihrem Blick lag die Bitte um Verständnis. »Es war ihr persönliches Buch, verstehst du, ihre Handschrift. Und wenn sie es an diese Stelle gelegt hatte …«
»Dann war es geheim.« Roger nickte.
Fiona nickte ebenfalls und holte tief Luft.
»Also habe ich es gelesen.«
»Und deswegen weißt du auch, wohin sie gegangen ist«, sagte Roger leise.
Fiona seufzte erschauernd und lächelte ihn matt an.
»Also, der Polizei würde es jedenfalls nicht weiterhelfen, das steht fest.«
»Könnte es mir weiterhelfen?«
»Ich hoffe es«, sagte sie schlicht, wandte sich zur Anrichte, zog eine Schublade auf und holte ein kleines, in grünes Tuch gebundenes Buch heraus.
Kapitel 32
Grimoire
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