Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Ich gehe in meinem Körper, nicht in meiner Seele. Und indem ich meine Seele verweigere, gebe ich keine Macht an irgendwelche Kräfte ab, außer denen, über die ich die Kontrolle habe. Ich ersuche weder Teufel noch Gott um ihre Gunst; ich verneine sie. Denn wenn es keine Seele, keinen Tod zu berücksichtigen gibt, dann regiert weder Gott noch Teufel – ihr Kampf kümmert jene nicht, die nur für ihren Körper leben.

Wir regieren einen Augenblick lang und doch für alle Zeit. Ein empfindliches Netz, gesponnen, um Erde und Raum zu umgarnen. Uns ist nur ein Leben gegeben – und doch können wir seine Jahre in vielen Zeiten verbringen – wie vielen Zeiten?

Wer Macht ausüben will, der muss seine Zeit und seinen Ort sorgfältig auswählen, denn nur, wenn uns der Schatten des Steins zu Füßen liegt, steht das Tor des Schicksals wirklich offen.

»Bekloppt, das steht fest«, murmelte Roger. »Und was für ein furchtbarer Stil.« Die Küche war leer; er redete sich selbst Mut zu. Es funktionierte nicht.

Er blätterte vorsichtig um und überflog die Zeilen, die in einer klaren, rundlichen Handschrift verfasst waren.

Auf die Einleitung folgte ein Kapitel mit der Überschrift »Sonnenfeste und Feuerfeste« und dann eine Liste – Imbolc, Alban Eilir, Beltane, Litha, Lughnassadh, Alban Elfed, Samhain, Alban Arthuan. Jedem Namen folgten einige Notizen, und daneben stand eine Reihe von Kreuzen. Was zum Teufel sollte das?

Sein Blick fiel auf Samhain und die sechs Kreuze daneben.

Dies ist das erste der Totenfeste. Schon lange vor Christus und seiner Auferstehung entstiegen in der Samhain-Nacht die Seelen der Helden ihren Gräbern. Sie sind selten, solche Helden. Wer kommt schon zur Welt, wenn die Sterne richtig stehen? Und nicht jeder, der so geboren wird, hat den Mut, nach der Macht zu greifen, die ihm zusteht.

Obwohl sie ganz offensichtlich völlig verrückt war, hatte sie Methode und besaß Organisationstalent – eine merkwürdige Vermischung von kühler Beobachtungsgabe und poetischer Raserei. Der Mittelteil des Buches war mit »Fallstudien« überschrieben, und wenn sich Roger beim ersten Kapitel die Nackenhaare gesträubt hatten, dann war das zweite geeignet, ihm das Blut in den Adern gefrieren zu lassen.

Es war eine sorgfältig nach Daten und Orten sortierte Auflistung von Leichen, die man in der Umgebung von Steinkreisen gefunden hatte. Ihr Aussehen wurde beschrieben, und darunter waren jeweils ein paar Vermutungen notiert.

14. August 1931. Sur-le-Meine, Bretagne. Männliche Leiche, nicht identifiziert. Alter Mitte vierzig. Gefunden nahe der Nordseite eines Steinkreises. Todesursache nicht ersichtlich, aber Verbrennungen an Armen und Beinen. Kleidung nur als »Lumpen« beschrieben. Kein Foto.

Möglicher Grund für Fehlschlag: (1) männlich, (2) falsches Datum – 23 Tage nach dem letzten Sonnenfest.

2. April 1650. Castlerigg, Schottland. Frauenleiche, nicht identifiziert. Alter ungefähr fünfzehn. Beträchtliche Verstümmelungen, vielleicht von Wölfen vom Steinkreis weggezerrt. Kleidung nicht beschrieben.

Möglicher Grund für Fehlschlag: (1) falsches Datum – 28 Tage vor Sonnenfest, (2) mangelnde Vorbereitung.

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