Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Aye, ich hab’s kapiert.« Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände, ganz sanft, und zog sie herunter. Sie gab nach; ihre Arme zitterten, und sie ließ ihn unter sich los.

»Sicher?«, sagte er.

»Ja. Was machen wir bloß?«, sagte sie und fing an zu weinen.

»Wir.« Sie hatte wir gesagt. Sie hatte gesagt, sie war sich sicher.

Roger lag im Staub der Straße, verkratzt, schmutzig und halbverhungert, neben einer Frau, die sich zitternd an seiner Brust ausweinte und ihm ab und zu einen kleinen Fausthieb versetzte. Er war noch nie in seinem Leben so glücklich gewesen.

»Psst«, flüsterte er, während er sie sanft wiegte. »Ist ja gut; es gibt noch einen Weg. Wir kommen schon zurück; ich weiß, wie. Mach dir keine Sorgen, ich pass auf dich auf.«

Schließlich war sie erschöpft und lag still in seiner Armbeuge, schniefend und hicksend. Auf der Vorderseite seines Hemdes war ein großer, feuchter Fleck. Die Grillen im Baum, die bei dem Aufruhr erschrocken verstummt waren, nahmen nach und nach ihren Gesang wieder auf.

Sie befreite sich, setzte sich auf und tastete in der Dunkelheit herum.

»Ich buss bir die Dase putzen«, sagte sie belegt. »Hast du ein Taschentuch?«

Er gab ihr den feuchten Stofffetzen, den er dazu benutzte, sich das Haar zurückzubinden. Sie machte Schniefgeräusche, und er lächelte im Dunkeln.

»Du hörst dich an wie eine Dose Rasierschaum.«

»Und wann hast du zum letzten Mal eine gesehen?« Sie legte sich wieder auf ihn, legte ihren Kopf in die Rundung seiner Schulter und langte herauf, um sein Kinn zu berühren. Er hatte sich vor zwei Tagen rasiert; seitdem hatte er weder Zeit noch Gelegenheit dazu gehabt.

Ihr Haar roch immer noch schwach nach Gras, aber nicht mehr nach künstlichen Blumen. Es musste ihr natürlicher Geruch sein.

Sie seufzte tief und legte ihren Arm fester um ihn.

»Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich wollte nicht, dass du mir hinterherkommst. Aber … Roger, ich bin schrecklich froh, dass du hier bist.«

Er küsste sie auf die Stirn; sie war feucht und salzig vom Schweiß und von den Tränen.

»Ich auch«, sagte er, und für den Augenblick kamen ihm alle Strapazen und Gefahren der letzten beiden Monate unbedeutend vor. Alle, außer einer.

»Wie lange hattest du es geplant?«, fragte er. Wahrscheinlich hätte er es ihr auf den Tag genau sagen können. Seit ihre Briefe angefangen hatten, sich zu verändern.

»Oh … ungefähr sechs Monate«, sagte sie und bestätigte seine Schätzung. »Es war, als ich in den letzten Osterferien nach Jamaika gefahren bin.«

»Aye?« Nach Jamaika anstatt nach Schottland. Sie hatte ihn gebeten mitzufahren, und er hatte abgelehnt, dummerweise gekränkt, weil sie nicht automatisch vorgehabt hatte, zu ihm zu kommen.

Sie holte tief Luft, atmete wieder aus und tupfte sich mit dem Hemdkragen über ihre Haut.

»Ich hatte diese Träume«, sagte sie. »Von meinem Vater. Meinen Vätern. Allen beiden.«

Die Träume waren kaum mehr als Fragmente gewesen; plastische Bilder von Frank Randalls Gesicht, dann und wann auch längere Szenen, in denen sie ihre Mutter sah. Und dann und wann einen hochgewachsenen, rothaarigen Fremden, von dem sie wusste, dass er der Vater war, dem sie noch nie begegnet war.

»Besonders den einen Traum …« In dem Traum war es Nacht gewesen, irgendwo in den Tropen, mit Feldern aus hohen, grünen Pflanzen, die wohl Zuckerrohr waren, und Feuern, die in der Ferne brannten.

»Es schlugen Trommeln, und ich wusste, dass sich etwas verbarg, im Zuckerrohr lauerte; etwas Furchtbares«, sagte sie. »Meine Mutter war da und trank Tee mit einem Krokodil.« Roger grunzte, und ihre Stimme verhärtete sich. »Es war ein Traum, klar?

Dann trat er aus dem Zuckerrohr heraus. Ich konnte sein Gesicht nicht besonders gut sehen, aber ich konnte sehen, dass er rote Haare hatte; wenn er den Kopf drehte, glänzte es auf wie Kupfer.«

»War er das schreckliche Wesen zwischen den Zuckerpflanzen?«, fragte Roger.

»Nein.« Er konnte ihre Haare hören, als sie den Kopf schüttelte. Es war inzwischen völlig dunkel geworden, und sie war kaum mehr als ein beruhigendes Gewicht auf seiner Brust, eine leise Stimme, die neben ihm aus dem Schatten kam.

»Er stand zwischen meiner Mutter und dem schrecklichen Wesen. Ich konnte es nicht sehen, aber ich wusste, dass es da war und wartete.« Unwillkürlich zitterte sie leicht, und Roger umfasste sie fester.

»Dann wusste ich, dass meine Mutter aufstehen und direkt darauf zugehen würde. Ich habe versucht, sie aufzuhalten, doch ich konnte sie nicht dazu bringen, mich zu sehen oder zu hören. Also habe ich mich an ihn gewandt und ihm zugerufen, dass er mit ihr gehen sollte – sie davor retten sollte, was es auch immer war. Und er hat mich gesehen!« Die Hand auf seinem Oberschenkel drückte fest zu. »Wirklich, er hat mich gesehen, und er hat mich gehört. Und dann bin ich aufgewacht.«

»Aye?«, sagte Roger skeptisch. »Und deswegen bist du nach Jamaika gefahren, und …«

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