Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Ich sah nicht auf, sondern arbeitete rasch, öffnete die halb verheilten Wunden ordentlich mit einem Skalpell und quetschte so viel Eiter und tote Masse heraus, wie ich konnte. Ich spürte, wie seine Beinmuskeln vor Anspannung zitterten und sein Körper sich leicht aufbäumte, vom Schmerz angehoben und gekrümmt, doch er sagte kein Wort.

»Willst du etwas zum Draufbeißen, Roger?«, fragte ich, während ich meine Flasche mit der Wasser-Alkohol-Lösung zur Irrigation hervorholte. »Das wird jetzt etwas stechen.«

Er antwortete nicht. Brianna tat es.

»Er kommt schon klar«, sagte sie ruhig. »Mach weiter.«

Er machte ein ersticktes Geräusch, als ich begann, die Wunden auszuwaschen, und wälzte sich mit krampfendem Bein halb auf die Seite. Ich hielt seinen Fuß weiter fest und beendete so schnell wie möglich meine Arbeit. Als ich losließ und die Flasche wieder verkorkte, warf ich einen Blick auf das Kopfende der Liege. Sie saß auf dem Bett, die Arme fest um seine Schultern geschlossen. Sein Gesicht war in ihrem Schoß vergraben, seine Arme um ihre Taille gelegt. Ihr Gesicht war weiß, doch sie lächelte mich etwas mitgenommen an.

»Ist es vorbei?«

»Der schlimme Teil, ja. Nur noch ein bisschen«, versicherte ich ihnen. Ich hatte meine Vorbereitungen zwei Tage zuvor getroffen, zu dieser Jahreszeit war das nicht schwierig. Ich ging hinaus zum Räucherschuppen. Der Hirschkadaver hing im Halbdunkel und badete in schützenden Wolken aus duftendem Hickoryrauch. Doch ich hatte es auf weniger gründlich konserviertes Fleisch abgesehen.

»Igitt!« Brianna zog die Nase kraus, als ich hereinkam. »Was ist das denn? Es riecht wie verfaultes Fleisch.«

»Das ist es auch.« Teile der Überreste eines in einer Schlinge erlegten Kaninchens, um genau zu sein, am Gartenrand aufgesammelt und ausgelegt, um Besucher anzulocken.

Sie hielt immer noch seine Hände fest. Ich lächelte vor mich hin und nahm wieder meinen Platz ein, hob den verwundeten Fuß auf und griff nach meiner Zange mit den langen Enden.

»Mama! Was machst du da?«

»Es tut nicht weh«, sagte ich. Ich drückte sacht auf den Fuß und zog einen meiner chirurgischen Schnitte auseinander. Ich pickte eine der kleinen, weißen Maden aus den stinkenden Kaninchenresten und schob sie zielsicher in den klaffenden Spalt.

Rogers Augen waren geschlossen gewesen, seine Stirn mit einem Schweißfilm überzogen.

»Was?«, sagte er, während er den Kopf hob, über seine Schulter linste und versuchte zu sehen, was ich tat. »Was machst du?«

»Ich stecke Maden in die Wunden«, sagte ich, auf meine Arbeit konzentriert. »Das habe ich von einer alten Indianerin gelernt, die ich einmal gekannt habe.«

Am Kopfende erklangen Doppellaute des Schocks und der Übelkeit, doch ich behielt seinen Fuß fest im Griff und fuhr fort.

»Es funktioniert«, sagte ich und runzelte leicht die Stirn, während ich den nächsten Einschnitt öffnete und drei der zappelnden, weißen Larven darin deponierte. »Viel besser als die üblichen Methoden des Débridements; dazu müsste ich deinen Fuß viel extensiver öffnen und von Hand so viel totes Gewebe herauskratzen, wie ich erreichen könnte – was nicht nur teuflisch weh tun, sondern dich sehr wahrscheinlich auch dauerhaft verkrüppeln würde. Aber unsere kleinen Freunde hier fressen abgestorbenes Gewebe; sie kommen an die kleinsten Lücken, die ich niemals erreichen könnte, und machen ihre Arbeit schön gründlich.«

»Unsere Freunde, die Maden«, brummte Brianna. »Also, Mama!«

»Und was genau wird sie davon abhalten, mein ganzes Bein zu fressen?«, fragte Roger, dessen Bemühen um Gelassenheit durch und durch misslang. »Sie … äh … sie breiten sich doch aus, oder?«

»Oh, nein«, versicherte ich ihm gutgelaunt. »Maden sind Larven; sie vermehren sich nicht. Sie fressen auch kein lebendes Gewebe – nur das eklige, abgestorbene Zeug. Wenn es genug davon gibt, um sie bis zum Verpuppungsstadium zu ernähren, dann entwickeln sie sich zu winzigen Fliegen und fliegen weg – wenn nicht, wenn ihre Nahrung erschöpft ist, dann kriechen sie einfach heraus und suchen sich etwas Neues.«

Ihre beiden Gesichter waren jetzt hellgrün. Da ich mit der Arbeit fertig war, umwickelte ich den Fuß mit losen Gazebandagen und klopfte Roger auf das Bein.

»Na, bitte«, sagte ich. »Keine Sorge, ich sehe das nicht zum ersten Mal. Ein Krieger hat mir erzählt, dass es ein bisschen kitzelt, wenn sie an dir knabbern, dass es aber überhaupt nicht weh tut.«

Ich hob die Untertasse auf und trug sie hinaus, um sie zu spülen. Als ich aus dem Eingang bog, traf ich Jamie, der von unserem neuen Haus herunterkam und Ruaidh auf dem Arm hatte.

»Da ist Oma«, informierte er das Baby, nahm seinen Daumen aus Ruaidhs Mund und wischte sich den Speichel an der Seite seines Kilts ab. »Ist sie nicht großartig?«

»Gleh«, sagte Ruaidh, während er leicht schielend auf den Hemdknopf seines Großvaters blickte und nachdenklich darauf herumzukauen begann.

»Pass auf, dass er den nicht verschluckt«, sagte ich, stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste zuerst Jamie, dann das Baby. »Wo ist Lizzie?«

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