Und das war alles. Es gab keine weitere Erwähnung der Randalls – oder des Mannes namens James Fraser. Roger legte das Buch hin und rieb sich die Schläfen; er hatte leichte Kopfschmerzen von der Lektüre der kursiven Handschrift.
Abgesehen davon, dass er seinen Verdacht bestätigt sah, dass ein Mann namens James Fraser in all das verwickelt war, blieb das Rätsel so undurchdringlich wie eh und je. Was in Gottes Namen hatte Jonathan Randall damit zu tun, und warum in aller Welt war er in St. Kilda begraben? In dem Offizierspatent hatte ein Anwesen in Sussex als Randalls Geburtsort gestanden; was hatte ihn auf einen abgelegenen schottischen Friedhof verschlagen? Es war natürlich nicht weit von Culloden entfernt – doch warum hatte man ihn nicht nach Sussex überführt?
»Brauchen Sie heute Abend noch etwas, Mr. Wakefield?« Fionas Stimme riss ihn aus seinen fruchtlosen Grübeleien. Er richtete sich blinzelnd auf und sah sie mit Besen und Staubtuch vor sich stehen.
»Was? Äh, nein. Nein danke, Fiona. Aber was machen Sie denn da? Sie machen doch um diese Tageszeit nicht noch sauber?«
»Wegen der Pfarrfrauen«, erklärte Fiona. »Sie wissen doch noch, dass Sie ihnen gesagt haben, dass sie hier morgen ihr monatliches Treffen abhalten können? Ich dachte, ich sorge lieber ein bisschen für Ordnung.«
Die Pfarrfrauen? Roger bekam weiche Knie bei der Vorstellung, wie vierzig vor Mitgefühl triefende Hausfrauen in einer Lawine aus Tweed, Twinsets und Perlenketten über das Pfarrhaus herfielen.
»Werden Sie den Tee mit den Damen einnehmen?«, fragte Fiona. »Der Reverend hat das auch immer getan.«
Der Gedanke, Brianna Randall und die Pfarrfrauen gleichzeitig unter seinem Dach zu haben, gab Roger den Rest.
»Äh, nein«, sagte er abrupt. »Ich … ich bin morgen bereits verabredet.« Seine Hand senkte sich auf das Telefon, das unter den Trümmern auf dem Schreibtisch des Reverends halb vergraben war. »Wenn Sie mich entschuldigen würden, Fiona, ich muss jemanden anrufen.«
Brianna lächelte vor sich hin, als sie in unser Zimmer zurückkam. Ich hob den Blick von meinem Buch und zog fragend die Augenbraue hoch.
»Anruf von Roger?«
»Woher wusstest du das?« Im ersten Moment war ihre Miene verblüfft, dann grinste sie und zog ihren Morgenmantel aus. »Oh, weil er der einzige Mann ist, den ich in Inverness kenne?«
»Ich dachte nicht, dass dich einer deiner Freunde per Ferngespräch aus Boston anrufen würde«, sagte ich und warf einen Blick auf die Uhr auf dem Tisch. »Jedenfalls nicht um diese Uhrzeit; sie dürften jetzt alle beim Footballtraining sein.«
Brianna beachtete meine Worte nicht und schob die Füße unter die Bettdecke. »Roger hat uns eingeladen, morgen zu einem Ort namens St. Kilda zu fahren. Er sagt, es ist eine interessante alte Kirche.«
»Ich habe davon gehört«, sagte ich und gähnte. »Also schön, warum nicht? Ich nehme meine Pflanzenpresse mit; vielleicht finde ich ja eine Platterbse – ich habe sie Dr. Abernathy versprochen. Aber wenn wir den Tag damit verbringen wollen, alte Grabsteine zu lesen, gehe ich jetzt ins Bett. Die Vergangenheit auszugraben, ist harte Arbeit.«
In Briannas Gesicht flackerte etwas auf, und ich dachte, sie wollte etwas sagen. Aber sie nickte nur, und auch als sie die Hand ausstreckte, um das Licht auszuschalten, nistete das geheimnisvolle Lächeln noch in ihrem Mundwinkel.