»Alec hatte recht«, sagte er ohne Umschweife. Seine Gesichtsknochen zeichneten sich deutlich unter der Haut ab, hervorgetreten durch den Hunger, geschärft durch seine Wut. »Die Männer sind auf dem Marsch nach Culloden – so sie überhaupt noch können. Sie haben seit zwei Tagen nicht geschlafen und gegessen; es gibt keine Munition für die Kanonen – aber sie gehen.« Die Wut brach plötzlich aus ihm heraus, und er ließ die Faust auf ein wackeliges Tischchen niedersausen. Die Kaskade kleiner Messingbecher, die von einem Stapel alter Haushaltsgegenstände rollte, weckte mit ihrem gottlosen Scheppern die Echos des Dachbodens.
Mit einer ungeduldigen Geste riss er den Dolch aus seinem Gürtel und rammte ihn mit aller Kraft in den Tisch, wo er heftig bebend stecken blieb.
»Die Leute auf dem Land sagen, wenn man Blut an seinem Dolch sieht, kommt der Tod.« Er holte zischend Luft und ballte die Hand auf dem Tisch zur Faust. »Nun, ich habe Blut gesehen. Alle haben es gesehen. Sie wissen es alle – Kilmarnock, Lochiel und der ganze Rest. Und es nützt nicht das Geringste!«
Er senkte den Kopf, die Hände auf den Tisch gestützt, und blickte auf den Dolch. Jamie schien viel zu groß für das Kämmerchen zu sein, eine wütende, schwelende Präsenz, die plötzlich in Flammen aufgehen konnte. Stattdessen warf er die Hände in die Luft und ließ sich auf eine altersschwache Bank fallen. Dort blieb er sitzen und vergrub den Kopf in den Händen.
»Jamie«, sagte ich und schluckte. Ich bekam die nächsten Worte kaum heraus, doch sie mussten gesagt werden. Ich hatte gewusst, was für Nachrichten er mitbringen würde, und ich hatte überlegt, was man noch tun konnte. »Jamie. Eines gibt es noch – nur die eine Möglichkeit.«
Sein Kopf blieb gesenkt, und er stützte die Stirn auf seine Fingerknöchel. Er schüttelte den Kopf, ohne mich anzusehen.
»Es gibt keinen Ausweg«, sagte er. »Er ist fest dazu entschlossen. Murray hat versucht, es ihm auszureden, genau wie Lochiel. Balmerino. Ich. Doch in dieser Stunde stehen die Männer auf dem Feld. Cumberland ist auf dem Marsch nach Drumossie. Es gibt keinen Ausweg.«
Die Heilkunst verfügt über große Macht, und jeder Arzt, der in der Verwendung heilender Substanzen versiert ist, kennt auch die Macht der Mittel, die den Menschen schaden. Ich hatte Colum das Zyanid gegeben, das er nicht mehr hatte benutzen können, und hatte das tödliche Fläschchen wieder von dem Tisch an seinem Bett genommen, wo sein Leichnam lag. Jetzt befand es sich in meiner Kiste, und die grob destillierten, bräunlich weißen Kristalle sahen trügerisch harmlos aus.
Mein Mund war so trocken, dass ich nicht sofort sprechen konnte. Ich hatte noch einen Rest Wein in meiner Feldflasche; ich trank ihn, und der saure Geschmack legte sich wie Galle auf meine Zunge.
»Es gibt einen Ausweg«, sagte ich. »Einen einzigen.«
Jamies Kopf verharrte in seinen Händen versunken. Es war ein weiter Ritt gewesen, und der Schreck dessen, was Alec uns erzählt hatte, hatte ihn nicht nur weiter ermüdet, sondern niedergeschlagen. Wir hatten einen Umweg gemacht, nur um festzustellen, dass sich seine Männer, zumindest die meisten, in miserablem, verlottertem Zustand befanden und von den aufs Skelett abgemagerten Frasers von Lovat in ihrer Nähe nicht zu unterscheiden waren. Das Gespräch mit Charles war nicht einmal mehr der letzte Strohhalm gewesen.
»Aye?«, sagte er.
Ich zögerte, doch ich musste sprechen. Die Möglichkeit musste auf den Tisch, ob er – oder ich – sich dazu durchringen konnte oder nicht.
»Es ist Charles Stuart«, sagte ich schließlich. »Alles steht und fällt mit ihm. Die Schlacht, der Krieg – das alles hängt nur von ihm ab, verstehst du?«
»Aye?« Jamie blickte jetzt zu mir auf, und seine blutunterlaufenen Augen sahen mich fragend an.
»Wenn er tot wäre …«, flüsterte ich schließlich.
Jamies Augen schlossen sich, und die letzten Blutstropfen sackten ihm aus dem Gesicht.
»Wenn er sterben würde … jetzt. Heute. Oder heute Abend. Jamie, ohne Charles gibt es nichts, wofür man kämpfen würde. Niemanden, der die Männer nach Culloden schicken kann. Es würde keine Schlacht geben.«
Die langen Muskeln in seinem Hals wellten sich langsam, als er schluckte. Er öffnete die Augen und starrte mich entgeistert an.
»Himmel«, flüsterte er. »Himmel, das kannst du nicht ernst meinen.«
Meine Hand schloss sich um den rauchigen, goldgefassten Kristall an meinem Hals.
Sie hatten mich gerufen, um den Prinzen zu behandeln, vor Falkirk. O’Sullivan, Tullibardine und die anderen. Seine Hoheit war krank – indisponiert, sagten sie. Ich hatte Charles untersucht, hatte ihn Brust und Arme entblößen lassen, seinen Mund und seine Augäpfel untersucht.
Es war Skorbut und mehrere der anderen Krankheiten, die durch Fehlernährung hervorgerufen wurden. Das sagte ich auch.
»Unsinn!«, hatte Sheridan getobt. »Seine Hoheit