Jamie befestigte den Kilt an seiner Taille und schüttelte den Kopf.
»Och, nein«, sagte er. Weil seine Hände beschäftigt waren, wies er mit dem Kopf zum Tisch. »Nur eine Ratte. War wohl hinter dem Brot her.«
Ich blickte zu Boden und sah dort einen schlaffen kleinen Körper liegen, auf dessen Schnauze eine kleine Perle aus Blut glänzte. Ich schaffte es gerade noch aus dem Bett.
»Es geht wieder«, sagte ich etwas später schwach. »Es gibt nichts mehr, was ich noch ausspucken könnte.«
»Spül dir den Mund aus, Sassenach, aber um Gottes willen nicht schlucken.« Jamie hielt mir den Becher hin und wischte mir den Mund mit einem Tuch ab, als wäre ich ein kleines, schmuddeliges Kind, dann hob er mich hoch und legte mich vorsichtig wieder auf das Bett. Mit besorgt gerunzelter Stirn blickte er auf mich hinunter.
»Vielleicht sollte ich besser hierbleiben«, sagte er. »Ich könnte eine Nachricht in den Hafen schicken.«
»Nein, nein, es geht mir gut«, sagte ich. Und so war es auch. Sosehr ich auch dagegen ankämpfte, mich morgens zu übergeben, ich konnte einfach nichts bei mir behalten. Doch sobald der Anfall vorüber war, ging es mir wieder bestens. Abgesehen von einem sauren Geschmack im Mund und etwas Muskelkater in der Magengegend war ich wieder ganz die Alte. Ich warf die Decken zurück und stand auf, um es ihm zu demonstrieren.
»Siehst du? Ich komme zurecht. Und du musst los; du kannst doch deinen Vetter schließlich nicht warten lassen.«
Allmählich wurde ich auch wieder fröhlich, trotz der kalten Luft, die unter der Tür hereinwehte und mir in die Falten meines Nachtgewandes kroch. Jamie zögerte immer noch, weil es ihm widerstrebte, mich allein zu lassen, und ich ging zu ihm und nahm ihn fest in die Arme, sowohl, um ihn zu beruhigen, als auch, weil er so herrlich warm war.
»Brr«, sagte ich. »Wie in aller Welt kannst du so warm sein wie ein frisches Brot, obwohl du nur deinen Kilt anhast?«
»Ich habe doch auch ein Hemd an«, protestierte er und blickte lächelnd auf mich hinunter.
Wir hielten uns eine Weile fest und genossen die Wärme des anderen in der stillen Kälte der französischen Morgenfrühe. Im Korridor näherte sich das Zimmermädchen schlurfend und scheppernd mit einem Eimer Brennholz.
Jamie bewegte sich sacht und drückte sich an mich. Weil das Reisen im Winter so beschwerlich war, hatten wir fast eine Woche von Ste. Anne nach Le Havre gebraucht. Und weil wir stets spät am Tage in trostlosen Wirtshäusern eingetroffen waren, durchnässt, schmutzig und zitternd vor Erschöpfung und Kälte, und weil meine Morgenübelkeit das Erwachen zunehmend unruhig gestaltet hatte, hatten wir einander seit unserer letzten Nacht im Kloster kaum noch berührt.
»Kommst du mit mir ins Bett?«, lud ich ihn leise ein.
Er zögerte. Sein Verlangen war unter dem Tuch seines Kilts nicht zu übersehen, und seine Hände lagen warm auf der kühlen Haut der meinen, doch er machte keine Anstalten, meiner Bitte zu folgen.
»Nun ja …«, sagte er skeptisch.
»Du willst es doch, oder?«, sagte ich und ließ meine eiskalte Hand unter seinen Kilt gleiten, um ganz sicherzugehen.
»Oh. Äh … aye. Aye, das will ich.« Die spürbare Beweislage unterstrich seine Aussage. Er stöhnte leise auf, als ich meine Hand zwischen seine Beine legte. »Oh, Himmel. Tu das nicht, Sassenach; ich kann die Finger nicht von dir lassen.«
Dann schlang er die langen Arme um mich und zog mein Gesicht in die schneeweißen Falten seines Hemds, das schwach nach der Wäschestärke roch, die Bruder Alfonse im Kloster benutzte.
»Warum solltest du sie denn von mir lassen?«, sagte ich gedämpft inmitten des Leinens. »Du hast doch noch ein bisschen Zeit? Der Ritt zu den Docks ist nicht weit.«
»Das ist es nicht«, sagte er und strich mir das aufmüpfige Haar glatt.
»Oh, ich bin zu fett?« Eigentlich war mein Bauch noch beinahe völlig flach, und aufgrund der Übelkeit war ich dünner als sonst. »Oder liegt es daran, dass …«
»Nein«, sagte er lächelnd. »Du redest zu viel.« Er beugte sich vor und küsste mich, dann hob er mich hoch und setzte sich auf das Bett, wo er mich auf dem Schoß hielt. Ich legte mich hin und zog ihn entschlossen zu mir.
»Claire, nein!«, protestierte er, als ich begann, den Gürtel um seinen Kilt zu lösen.
Ich starrte ihn an. »Warum denn nicht?«
»Nun ja«, sagte er verlegen und errötete ein wenig. »Das Kind … ich meine, ich möchte ihm doch nicht weh tun.«
Ich lachte.
»Jamie, du kannst ihm nicht weh tun. Es ist bis jetzt nicht größer als meine Fingerspitze.« Zur Illustration hielt ich meinen Finger hoch, dann benutzte ich ihn, um seine volle, geschwungene Unterlippe nachzuzeichnen. Er packte meine Hand und küsste mich abrupt, als wollte er das Kitzeln meiner Hand ausradieren.
»Bist du sicher?«, fragte er. »Ich meine … ich denke immer, es möchte vielleicht nicht durchgerüttelt werden …«
»Es wird nichts davon merken«, versicherte ich ihm, und meine Hände befassten sich erneut mit seiner Gürtelschnalle.
»Nun ja … wenn du dir sicher bist.«