Vermutlich hätte es ein Kaufmann, der wie ein Abstinenzler aussah, schwer gehabt, den Leuten Wein oder Spirituosen in größeren Mengen zu verkaufen. In dieser Beziehung hatte Mr. Hawkins Glück, weil er die permanent geröteten Wangen und das herzliche Lächeln eines echten Genießers hatte, obwohl mir Jamie erzählt hatte, dass er seine eigenen Waren niemals kostete und tatsächlich selten etwas Stärkeres als normales Bier trank – wohingegen sein Appetit in den Wirtshäusern, die er frequentierte, legendär war. In seinen glänzenden braunen Augen lauerte ein Ausdruck wachsamer Berechnung hinter der glatten Jovialität, die seine Geschäfte schmierte.
»Mein bester Lieferant, das muss ich sagen«, erklärte er, während er eine große Bestellung mit einem Schnörkel unterzeichnete. »Immer verlässlich, immer die beste Qualität. Euer Vetter wird mir sehr fehlen, solange er fort ist«, sagte er und verneigte sich vor Jamie, »doch er hat seine Vertretung gut gewählt. Typisch Schotte, das Geschäft in der Familie zu halten.«
Seine leuchtenden Äuglein verharrten auf Jamies Kilt, dessen Fraser-Rot sich hell von der dunklen Holzvertäfelung des Zimmers abhob.
»Seid Ihr gerade erst aus Schottland gekommen?«, fragte Mr. Hawkins beiläufig und tastete in seinem Rock umher.
»Nein, ich bin schon eine Weile in Frankreich«, wiegelte Jamie lächelnd ab. Er nahm Mr. Hawkins die Schreibfeder aus der Hand, doch da er sie als zu stumpf empfand, warf er sie beiseite und zog eine frische aus dem Gänsefedersträußchen, das aus einem kleinen Glasgefäß auf der Anrichte spross.
»Ah. Ich sehe an Eurer Kleidung, dass Ihr Highlandschotte seid; ich hatte gedacht, Ihr könntet mich vielleicht über die derzeitige politische Stimmung in diesem Teil des Landes informieren. Man hört ja Gerüchte, wisst Ihr.« Auf Jamies Handbewegung hin ließ sich Mr. Hawkins in einen Sessel sinken, und sein rundes, rosiges Gesicht schien ganz auf die fette Lederbörse konzentriert zu sein, die er jetzt aus der Tasche gezogen hatte.
»Was das Gerede betrifft – nun, das ist doch in Schottland an der Tagesordnung, nicht wahr?«, sagte Jamie, während er eifrig den frischen Federkiel schärfte. »Aber politische Stimmung? Nein, ich fürchte, dafür habe ich selbst nicht viel Aufmerksamkeit übrig.« Sein kleines Taschenmesser hobelte leise klickend Hornspäne vom dicken Kiel der Feder.
Mr. Hawkins holte mehrere Silbermünzen aus seiner Börse und stapelte sie ordentlich zwischen sich und Jamie aufeinander.
»Tatsächlich?«, sagte er beinahe abwesend. »Nun, dann seid Ihr der erste Highlander, der mir begegnet, der sich nicht dafür interessiert.«
Jamie hatte seinen Kiel geschärft und hielt blinzelnd die Spitze hoch, um zu sehen, ob er den richtigen Winkel getroffen hatte.
»Mm?«, sagte er vage. »Aye, nun ja, ich habe genug andere Sorgen; ein Geschäft wie dieses beansprucht viel Zeit, wie Ihr vermutlich selber wisst.«
»So ist es.« Mr. Hawkins zählte die Münzen auf seinem Stapel noch einmal durch und entfernte eine, um sie durch zwei kleinere zu ersetzen. »Ich habe gehört, dass Charles Stuart vor kurzem in Paris eingetroffen ist«, sagte er. Sein rundes Säufergesicht legte nicht mehr als schwache Neugier an den Tag, doch seine fett geränderten Augen waren hellwach.
»Oh, aye«, murmelte Jamie, und sein Tonfall ließ es offen, ob dies die Bestätigung einer Tatsache war oder nur der Ausdruck höflicher Indifferenz. Er hatte die Bestellung vor sich liegen und unterzeichnete jede Seite mit übertriebener Sorgfalt, indem er jeden einzelnen Buchstaben kunstvoll auf das Papier malte, statt ihn wie üblich hinzukritzeln. Als linkshändiger Mann, der als Junge gezwungen worden war, die Feder mit rechts zu führen, fiel ihm das Schreiben immer schwer, doch so umständlich stellte er sich nur selten an.
»Dann teilt Ihr die Sympathien Eures Vetters in dieser Hinsicht nicht?« Hawkins lehnte sich ein wenig zurück und beobachtete Jamies über den Tisch gebeugten Scheitel, der natürlich nicht viel verriet.
»Geht Euch das irgendetwas an, Sir?« Jamie hob den Kopf und fixierte Mr. Hawkins mit nachsichtigen blauen Augen. Einen Moment lang erwiderte der untersetzte Kaufmann seinen Blick, dann winkte er mit seiner Pummelhand ab.
»Ganz und gar nicht«, sagte er ungerührt. »Dennoch, die jakobitischen Neigungen Eures Vetters sind mir vertraut – er macht ja kein Geheimnis daraus. Ich habe mich nur gefragt, ob alle Schotten derselben Meinung sind, was die Ansprüche der Stuarts auf den Thron betrifft.«
»Wenn Ihr schon öfter mit Highlandschotten zu tun hattet«, sagte Jamie trocken und reichte ihm eine Kopie der Bestellung, »werdet Ihr wissen, dass es schwer ist, zwei zu finden, die sich über irgendetwas einig sind, von der Farbe des Himmels einmal abgesehen – und selbst diese wird hin und wieder zum Streitgegenstand.«