Читаем Outlander – Die geliehene Zeit: Roman (Die Outlander-Saga 2) (German Edition) полностью

Denn Meister Raymond hatte enorme Ähnlichkeit mit einem großen, freundlichen Frosch. Er war einen Hauch über einen Meter zwanzig groß, hatte einen kurzen, breiten Brustkorb, krumme Beine und leicht vorquellende, freundliche schwarze Augen. Abgesehen von der Kleinigkeit, dass er nicht grün war, fehlten ihm nur die Warzen.

»Madonna!«, sagte er und strahlte herzlich. »Was darf ich für Euch tun?« Er hatte keinerlei Zähne, was seine froschhafte Erscheinung noch verstärkte, und ich starrte ihn fasziniert an.

»Madonna?«, sagte er und blinzelte fragend zu mir auf.

Abrupt wurde mir klar, wie unhöflich ich ihn angaffte, und ich errötete. Ohne zu überlegen, sagte ich: »Ich habe mich gerade gefragt, ob Ihr je von einer schönen jungen Frau geküsst worden seid.«

Ich wurde noch röter, als er brüllend loslachte. Mit einem breiten Grinsen sagte er: »Viele Male, Madonna. Doch leider hilft es nicht. Wie Ihr seht. Quak

Wir brachen in hilfloses Gelächter aus, was die Aufmerksamkeit der Verkäuferin erregte, die alarmiert über die Halbtür schaute. Meister Raymond hielt sich die Seiten und wedelte die junge Frau von dannen, dann holperte er hustend zum Fenster, um die bleiverglasten Scheiben zu öffnen und einen Teil des Rauchs entweichen zu lassen.

»Oh, das ist besser!«, sagte er und atmete tief ein, als die kalte Frühlingsluft hereinströmte. Er wandte sich zu mir um und strich sich das lange Silberhaar zurück, das ihm auf die Schultern fiel. »Nun, Madonna. Da wir ja jetzt Freunde sind, würdet Ihr vielleicht einen Moment warten, während ich mich um etwas kümmere?«

Immer noch rot, bejahte ich, und er wandte sich seiner Feuerstelle zu. Unter kieksendem Lachen füllte er den Tank der Destille. Ich nutzte die Gelegenheit, mich wieder zu fassen, indem ich durch die Werkstatt schlenderte und mir Raymonds erstaunliches Sammelsurium betrachtete.

An der Decke hing ein ziemlich großes Krokodil, das vermutlich ausgestopft war. Ich blickte zu den gelben Bauchschuppen auf, hart und glänzend wie gepresstes Wachs.

»Ist das echt?«, fragte ich und setzte mich an den narbigen Eichentisch.

Meister Raymond hob lächelnd den Kopf.

»Mein Krokodil? Aber natürlich, Madonna. Es flößt den Kunden Vertrauen ein.« Er wies mit einem Ruck seines Kopfes auf das Regalbord, das knapp über Augenhöhe an der Wand entlanglief. Es war voller weißer Porzellangefäße, die mit goldenen Schnörkeln, aufgemalten Blumen und Tieren und sorgfältig in Schwarz beschrifteten Etiketten verziert waren. Die drei Gefäße, die mir am nächsten standen, waren lateinisch beschriftet, und ich übersetzte unter Schwierigkeiten – Krokodilblut sowie die Leber und Galle desselben Tiers, vermutlich ebenjenes Exemplars, das so gruselig über uns im Luftzug schwang, der aus dem Laden herüberwehte.

Ich nahm eins der Gefäße, entfernte den Verschluss und schnupperte vorsichtig.

»Senf«, sagte ich und zog die Nase kraus, »und Thymian. In Walnussöl, glaube ich, aber womit habt Ihr es so widerlich gemacht?« Ich neigte das Gefäß, um einen kritischen Blick auf die glitschige schwarze Flüssigkeit in seinem Inneren zu werfen.

»Ah, Ihr habt Eure Nase also nicht nur zur Zierde, Madonna!« Ein breites Grinsen überzog sein Krötengesicht und entblößte sein festes, blaues Zahnfleisch.

»Die schwarze Masse ist verfaultes Kürbisfleisch«, vertraute er mir an. Er beugte sich zu mir herüber und senkte die Stimme. »Was den Geruch betrifft … nun, das ist tatsächlich Blut.«

»Aber nicht von einem Krokodil«, sagte ich mit einem Blick an die Decke.

»Solcher Zynismus bei einer so jungen Person«, sagte Raymond bedauernd. »Die Damen und Herren bei Hofe sind glücklicherweise vertrauensseliger, nicht, dass Vertrauen das Erste wäre, was einem einfällt, wenn man an einen Aristokraten denkt. Nein, es ist Schweineblut, Madonna. Da man an Schweine so viel einfacher gelangen kann als an Krokodile.«

»Mm, ja«, stimmte ich zu. »Es muss Euch ja einiges gekostet haben.«

»Glücklicherweise habe ich es zusammen mit einem Großteil meines gegenwärtigen Inventars vom Vorbesitzer des Ladens geerbt.« Ich glaubte, einen Hauch von Beklommenheit in den Tiefen seiner sanften schwarzen Augen zu sehen, doch ich war in letzter Zeit hypersensibel für alle Nuancen des menschlichen Mienenspiels, weil ich bei jedem Empfang die Gesichter beobachtete, um auch noch den winzigsten Hinweis zu sehen, der Jamie bei seinen Manipulationen nützlich sein konnte.

Der kräftige kleine Ladeninhaber beugte sich noch dichter zu mir herüber und legte seine Hand vertraulich auf die meine.

»Eine Professionelle, wie?«, sagte er. »Ich muss sagen, danach seht Ihr gar nicht aus.«

Mein erster Impuls war es, meine Hand fortzureißen, doch seine Berührung war seltsam angenehm; ganz und gar unpersönlich, doch unerwartet warm und beruhigend. Mein Blick fiel auf den Frost, der die Kanten der bleiverglasten Fensterscheiben säumte, und ich dachte, dass es das sein musste; er trug keine Handschuhe, und doch waren seine Hände warm, zu dieser Jahreszeit hochgradig ungewöhnlich.

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