Читаем Outlander - Ein Hauch von Schnee und Asche: Roman (Die Outlander-Saga 6) (German Edition) полностью

Ein Mann hob sein Schießeisen und feuerte. Die Kugel pfiff harmlos über unsere Köpfe hinweg und durchschlug das Hauptsegel.

»Oi!«, rief Roarke aufgebracht. »Was habt Ihr denn?«

Die einzige Antwort darauf war eine weitere Salve, gefolgt vom Öffnen der Bordklappen, die uns am nächsten lagen, und dem plötzlichen Erscheinen der langen schwarzen Nasen mehrerer Kanonen und einer noch intensiveren Gestankwolke.

»Ach du liebe Güte«, sagte Roarke erstaunt. »Nun, wenn das so ist … soll Euch doch der Teufel holen!«, rief er und wies mit der geballten Faust auf das Schiff. »Hol Euch der Teufel, sage ich!«

Moses, der es nicht so mit der Rhetorik hatte, war beim ersten Schuss losgefahren und passierte schon die Ruderpinne; innerhalb von Sekunden glitten wir an dem Sklavenschiff vorbei aufs offene Meer.

»Nun, irgendetwas geht da vor«, sagte ich und beäugte das Schiff noch einmal misstrauisch. »Ob es nun mit Bonnet zusammenhängt oder nicht.«

Roger klammerte sich mit weißen Knöcheln an die Reling.

»So ist es«, sagte Jamie. Er wischte sich mit der Hand über den Mund und schnitt eine Grimasse. »Könnt Ihr uns in Sichtweite, aber außer Schussweite halten, Mr. Roarke?« Der Geruch von Fäkalien, Fäulnis und Hoffnungslosigkeit wehte erneut auf uns ein, und er nahm die Farbe von ranzigem Talg an. »Und das eventuell von der Windrichtung abgewandt?«

Wir waren gezwungen, ein gutes Stück aufs Meer hinauszusegeln und zu kreuzen, um all diese Bedingungen zu erfüllen, doch schließlich hatten wir es geschafft und lagen in sicherem Abstand vor Anker, so dass wir das Sklavenschiff gerade eben sehen konnten. Hier blieben wir den Rest des Tages liegen und betrachteten das fremde Schiff abwechselnd durch Kapitän Roarkes Teleskop.

Doch nichts geschah; weder vom Schiff noch vom Ufer kamen irgendwelche Boote. Und während wir alle schweigend an Deck saßen und zusahen, wie am mondlosen Himmel die Sterne aufgingen, wurde das Schiff von der Dunkelheit verschlungen.




Kapitel 107

Neumond

Sie gingen weit vor Tagesanbruch vor Anker, und ein kleines Boot brachte sie ans Ufer.

»Wo sind wir?«, fragte sie heiser, weil sie ihre Stimme so lange nicht benutzt hatte – Bonnet hatte sie mitten in der Nacht geweckt. Sie hatten unterwegs dreimal angehalten, in namenlosen Buchten, wo rätselhafte Männer aus dem Gebüsch kamen und Fässer vor sich herrollten oder Ballen trugen, doch man hatte sie in keiner davon an Land gelassen. Die Insel war lang und flach, mit dichtem Krüppelwald und einem Nebelschleier überzogen, und unter dem verschwindenden Mond sah sie gespenstisch aus.

»Ocracoke«, antwortete er und beugte sich vor, um in den Nebel zu blinzeln. »Etwas mehr backbord, Denys.« Der Seemann an den Rudern lehnte sich stärker zur Seite, und die Nase des Bootes wandte sich folgsam dem Ufer zu.

Es war kalt auf dem Wasser; sie war dankbar für den dicken Umhang, den er um sie gelegt hatte, bevor er sie in das Boot dirigierte. Dennoch hatte die Kühle der Nacht und der offenen See wenig mit dem leisen, ununterbrochenen Zittern zu tun, das ihre Hände beben und ihre Füße und Finger taub werden ließ.

Leises Gemurmel unter den Piraten, weitere Anweisungen. Bonnet sprang in das hüfttiefe, schlammige Wasser, watete in die schwarzen Schatten und schob den dichten Pflanzenwuchs beiseite, so dass plötzlich das glatte Wasser des verborgenen Kanals dunkel vor ihnen aufglänzte. Das Boot schob sich unter überhängenden Bäumen hindurch, dann bremste es, so dass sich Bonnet über das Dollbord ziehen konnte und spritzend und triefend wieder an Bord kam.

Ein markerschütternder Schrei erscholl so dicht in ihrer Nähe, dass Brianna hämmernden Herzens zusammenfuhr, bevor sie begriff, dass es nur ein Vogel irgendwo im Sumpf war. Ansonsten war die Nacht still bis auf das gedämpfte, rhythmische Plätschern der Ruder.

Sie hatten Josh und die Fulani-Männer mit in das Boot gesetzt; Josh saß zu ihren Füßen, eine geduckte schwarze Gestalt. Er zitterte; sie konnte es spüren. Sie zog ein Stück ihres Umhangs unter sich hervor, legte es über ihn und legte ihm darunter die Hand auf die Schulter, um ihm Mut zu spenden, sofern sie das konnte. Eine Hand hob sich, legte sich sanft auf die ihre und drückte zu, und auf diese Weise verbunden fuhren sie langsam in die unbekannte Finsternis unter den tropfnassen Bäumen.

Es wurde hell am Himmel, als das Boot eine kleine Anlegestelle erreichte. Rosagefärbte Wolkenstreifen zogen sich über den Horizont. Bonnet sprang hinaus und hielt ihr die Hand entgegen. Widerstrebend ließ sie Josh los und stand auf.

Ein Haus stand halb verborgen zwischen den Bäumen. Es war aus grauen Brettern gezimmert und schien in den Resten des Nebels zu versinken, als sei es nicht ganz echt und könnte jeden Moment verschwinden.

Перейти на страницу:

Похожие книги

Берег скелетов
Берег скелетов

Сокровища легендарного пиратского капитана…Долгое время считалось, что ключ к их местонахождению он оставил на одном из двух старинных глобусов, за которыми охотились бандиты и авантюристы едва ли не всего мира.Но теперь оказалось, что глобус — всего лишь первый из ключей.Где остальные? Что они собой представляют?Таинственный американский генерал, индийский бандит, испанские и канадские мафиози — все они уверены: к тайне причастна наследница графа Мирославского Катя, геолог с Дальнего Востока. Вопрос только в том, что девушку, которую они считают беззащитной, охраняет едва ли не самый опасный человек в мире — потомок японских ниндзя Исао…

Борис Николаевич Бабкин , Борис Николаевич Бабкин , Джек Дю Брюл , Дженкинс Джеффри , Джеффри Дженкинс , Клайв Касслер

Приключения / Приключения / Прочие приключения / Морские приключения / Проза / Военная проза