Читаем Outlander - Ein Hauch von Schnee und Asche: Roman (Die Outlander-Saga 6) (German Edition) полностью

Ihr Kopf stieß in die feuchte Luft unter freiem Himmel vor, und sie holte keuchend Atem. Sie hatte sich mit dem Ellbogen auf einen Deckenbalken gestützt und drückte sich jetzt weiter daran ab. Ihre Beine strampelten vergeblich in der Luft, um ihr Auftrieb zu geben, und sie spürte die Überlastung ihrer Schultermuskeln, doch schiere Verzweiflung beförderte sie nach oben – das, und die alptraumhafte Vorstellung, dass Emmanuel ins Zimmer kommen und ihre untere Körperhälfte von der Decke hängen sehen könnte.

Unter einem heftigen Blätterregen schob sie sich hinaus und legte sich flach auf das regennasse Dach. Es regnete immer noch stark, und innerhalb von Sekunden war sie durch und durch nass. Ein Stückchen weiter sah sie eine Konstruktion aus dem Dach ragen und robbte vorsichtig darauf zu, indem sie – ständig in der Angst, das Dach könnte unter ihrem Gewicht nachgeben – mit Händen und Ellbogen nach den festen Deckenbalken unter der gepressten Blätterschicht suchte.

Die Konstruktion erwies sich als kleine Plattform, die auf der einen Seite ein Geländer hatte und fest auf den Balken auflag. Auf der Insel regnete es noch, doch auf dem offenen Meer war der Himmel weitenteils klar, und die untergehende Sonne in ihrem Rücken ergoss sich zwischen den verstreuten, schwarzen Wolkenstreifen in brennendem, blutigem Orange über Himmel und Wasser. Es sieht aus wie das Ende der Welt, dachte sie, und ihre Rippen drückten gegen die Schnüre ihres Korsetts.

Von diesem Aussichtspunkt auf dem Dach aus konnte sie über den Wald blicken; der Strandstreifen, den sie von ihrem Fenster aus erspäht hatte, war deutlich zu sehen – und jenseits davon zwei Schiffe, die dicht vor der Insel vor Anker lagen.

Zwei Boote lagen am Strand, allerdings in einigem Abstand voneinander – wahrscheinlich eins von jedem Schiff, dachte sie. Eins der Schiffe musste das Sklavenschiff sein, das andere gehörte wahrscheinlich Howard. Eine Welle der Erniedrigung und Wut überspülte sie – es überraschte sie, dass der Regen nicht auf ihrer Haut verdampfte. Doch sie hatte keine Zeit, sich große Gedanken darüber zu machen.

Stimmen drangen schwach durch den prasselnden Regen, und sie duckte sich, begriff dann aber, dass es nicht sehr wahrscheinlich war, dass jemand aufblickte und sie entdeckte. Als sie den Kopf hob, um durch das Geländer zu spähen, sah sie Gestalten aus dem Wald an den Strand gehen – eine Reihe hintereinandergeketteter Männer mit zwei oder drei Wächtern.

»Josh!« Sie bemühte sich angestrengt, etwas zu erkennen, doch im gespenstischen Zwielicht waren die Gestalten nicht mehr als Umrisse. Sie glaubte, die hochgewachsenen, schlanken Gestalten der beiden Fulani-Männer auszumachen – vielleicht war der Kleinere hinter ihnen Josh, doch sie konnte es nicht sagen.

Ihre Finger klammerten sich ohnmächtig um das Geländer. Sie konnte nicht helfen, das wusste sie, doch zum bloßen Zusehen gezwungen zu sein … Während sie die Prozession noch beobachtete, erscholl am Strand ein schriller Schrei, und eine kleinere Gestalt rannte mit wehenden Röcken aus dem Wald. Die Wächter drehten sich aufgeschreckt um; einer von ihnen packte Phaedre – sie musste es sein; Brianna hörte sie »Josh! Josh!« schreien, rauh wie der Schrei einer fernen Möwe.

Sie kämpfte mit dem Wächter – einer der Angeketteten drehte sich abrupt um und stürzte sich auf den anderen. Ein Knoten von Männern fiel ringend in den Sand. Jemand rannte von dem Boot auf sie zu, etwas in der Hand …

Die Vibration unter ihren Füßen riss ihr Augenmerk von der Szene am Strand los.

»Mist!«, sagte sie unwillkürlich. Emmanuel steckte den Kopf über die Dachkante und starrte sie ungläubig an. Dann verzog er das Gesicht, und er hievte sich hoch – an der Hauswand musste eine Leiter montiert sein, dachte sie; natürlich, man baute sich ja keine Aussichtsplattform, zu der man keinen Zugang hatte …

Während sich ihr Verstand mit diesem Unsinn befasste, ergriff ihr Körper konkretere Maßnahmen. Sie hatte die angespitzte Elfenbeinstange gezogen und hockte auf der Plattform. Sie hielt die Hand niedrig, so wie Ian es ihr beigebracht hatte.

Emmanuel betrachtete den Gegenstand in ihrer Hand mit verächtlicher Miene und griff nach ihr.

Sie konnten den Herrn kommen hören, lange bevor sie ihn sahen. Er sang leise vor sich hin, irgendein französisches Liedchen. Er war allein; der Bedienstete musste zum Boot zurückgekehrt sein, während sie sich ihren Weg durch den Wald bahnten.

Roger erhob sich langsam und verharrte gebückt hinter dem Busch, den er sich ausgesucht hatte. Er war am ganzen Körper steif und räkelte sich unauffällig.

Als der Herr ihn erreichte, trat Jamie vor ihn auf den Weg. Der Mann – ein schmächtiges, geckenhaft aussehendes Kerlchen – kreischte alarmiert auf wie ein Mädchen. Doch bevor er die Flucht ergreifen konnte, hatte Jamie ihn am Arm gepackt. Dabei lächelte er freundlich.

»Euer Diener, Sir«, sagte er höflich. »Habt Ihr wohl zufällig Mr. Bonnet einen Besuch abgestattet?«

Der Mann blinzelte ihn verwirrt an.

»Bonnet? Aber, aber … ja.«

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