Читаем Outlander - Ferne Ufer: Roman (Die Outlander-Saga 3) (German Edition) полностью

Mit einem Seufzer legte er sein Schreibgerät nieder und schloss die Augen, um sich den Schmerz zwischen den Augenbrauen fortzumassieren. Die Sonne hatte sich seit seiner Ankunft nicht ein einziges Mal die Mühe gemacht, sich zu zeigen, und den ganzen Tag bei Kerzenlicht in einem verqualmten Raum zu arbeiten, verwandelte seine Augen in glühende Kohlen. Seine Bücher waren tags zuvor eingetroffen, doch er hatte sie noch nicht einmal ausgepackt, da er abends zu erschöpft gewesen war, um mehr zu tun, als seine schmerzenden Augen in kaltem Wasser zu baden und schlafen zu gehen.

Er hörte ein leises, verstohlenes Geräusch, riss die Augen auf und setzte sich kerzengerade hin. Eine große braune Ratte saß auf der Schreibtischkante, ein Stückchen Pflaumenkuchen zwischen den Vorderpfoten. Sie bewegte sich nicht, sondern betrachtete ihn nur nachdenklich, und ihre Schnurrhaare zuckten.

»Da soll mich doch der Teufel holen!«, rief Grey voll Erstaunen aus. »Mistvieh! Das ist mein Abendessen!«

Die Ratte knabberte in aller Ruhe an dem Pflaumenkuchen, die leuchtenden Knopfaugen fest auf den Major geheftet.

»Verschwinde da!« Aufgebracht griff Grey nach dem nächstbesten Gegenstand und warf ihn nach der Ratte. Die Tintenflasche explodierte als schwarzer Sprühnebel auf dem Steinboden, und die erschrockene Ratte sprang vom Schreibtisch und flüchtete. Sie galoppierte zwischen den Beinen des noch erschrockeneren MacKay hindurch, der an der Tür erschien, um zu sehen, woher der Lärm kam.

»Hat das Gefängnis eine Katze?«, wollte Grey wissen und kippte den Inhalt seines Essenstabletts in den Abfalleimer vor dem Schreibtisch.

»Aye, Sir, es gibt Katzen in den Vorratskammern«, antwortete MacKay, der auf Händen und Knien rückwärtskroch, um die kleinen schwarzen Pfotenabdrücke aufzuwischen, die die Ratte infolge ihrer überstürzten Flucht durch die Tintenpfütze hinterlassen hatte.

»Nun, bringt bitte eine hierherauf, MacKay«, ordnete Grey an. »Sofort.« Er stöhnte bei der Erinnerung an diesen obszönen nackten Schwanz, der ganz unbekümmert auf seinem Teller drapiert lag. Natürlich hatte er im Feld schon oft mit Ratten zu tun gehabt, aber vor den eigenen Augen das Abendessen ruiniert zu bekommen, war etwas, das ihn ganz besonders in Rage brachte.

Er schritt zum Fenster, wo er stehen blieb und versuchte, den Kopf mit Hilfe frischer Luft freizubekommen, während MacKay zu Ende aufwischte. Die Abenddämmerung senkte sich über den Innenhof und füllte ihn mit violetten Schatten. Die Steine des Zellenflügels gegenüber sahen noch kälter und trostloser aus als sonst.

Die Wärter kamen jetzt durch den Regen aus dem Küchenflügel; eine Prozession kleiner Karren, die mit dem Essen der Gefangenen beladen waren; großen Töpfen mit dampfendem Hafermehl und Körben voller Brot, die zum Schutz vor dem Regen mit Tüchern bedeckt waren. Immerhin bekamen die armen Teufel nach ihrem nassen Tagewerk im Steinbruch etwas Warmes.

Als er sich vom Fenster abwandte, kam ihm ein Gedanke.

»Gibt es in den Zellen viele Ratten, MacKay?«

»Aye, Sir, sehr viele«, erwiderte der Gefangene und wischte ein letztes Mal über die Schwelle. »Ich sage dem Koch, er soll Euch ein frisches Tablett zubereiten, ja, Sir?«

»Bitte«, sagte Grey. »Und dann sorgt doch bitte dafür, MacKay, dass jede Zelle ihre eigene Katze bekommt.«

MacKays Miene war ein wenig skeptisch. Grey, der gerade seine Papiere wieder ordnete, hielt inne.

»Stimmt etwas nicht, MacKay?«

»Nein, Sir«, erwiderte MacKay langsam. »Es ist nur so, dass die braunen Biester das Ungeziefer in Schach halten. Und bei allem Respekt, Sir, ich glaube nicht, dass die Männer es gern sähen, wenn ihnen eine Katze die ganzen Ratten wegfrisst.«

Grey starrte den Mann an, und ihm wurde ein wenig mulmig.

»Die Gefangenen essen die Ratten?«, fragte er und sah dabei noch einmal die scharfen gelben Zähne vor sich, die an seinem Pflaumenkuchen knabberten.

»Nur, wenn sie das Glück haben, eine zu fangen, Sir«, sagte MacKay. »Vielleicht wären ihnen die Katzen dabei doch eine Hilfe. Ist das für heute alles, Sir?«




Kapitel 9

Der Wanderer

Greys Entschlossenheit im Hinblick auf James Fraser hielt genau zwei Wochen an. Dann kam aus der Ortschaft Ardsmuir der Mann mit der Nachricht, die alles veränderte.

»Lebt er noch?«, fragte er den Mann scharf. Der Überbringer, ein Bewohner des Dorfes, der für das Gefängnis arbeitete, nickte.

»Ich habe ihn selbst gesehen, Sir, als er ins Dorf gebracht wurde. Er ist jetzt im Lime Tree, und man kümmert sich um ihn – aber er sah nicht so aus, als würde es reichen, sich um ihn zu kümmern, Sir, falls Ihr versteht.« Der Mann zog vielsagend die Augenbraue hoch.

»Ich verstehe«, antwortete Grey knapp. »Danke, Mr. –«

»Allison, Sir. Rufus Allison. Euer Diener, Sir.« Der Mann nahm den angebotenen Shilling entgegen, verbeugte sich mit dem Hut unter dem Arm und ging.

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