Jamies Züge spannten sich an. Man hatte ihn neben das Bücherregal geführt, wo das Licht eines dreiarmigen Kerzenleuchters auf sein Gesicht fiel; Grey selbst war nicht mehr als eine schwarze Silhouette vor der Glut des Feuers.
»Das ist meine private Angelegenheit«, sagte er.
»Private Angelegenheit?«, wiederholte Grey ungläubig. »Habt Ihr gesagt, Eure private Angelegenheit?«
»So ist es.«
Der Gefängnisverwalter atmete heftig durch die Nase ein.
»Das ist womöglich die größte Unverschämtheit, die ich in meinem ganzen Leben gehört habe!«
»Dann hattet Ihr wohl ein ziemlich kurzes Leben, Major«, sagte Fraser. »Wenn ich das sagen darf.« Es war sinnlos, es hinauszuzögern oder zu versuchen, es dem Mann recht zu machen. Besser, sofort eine Entscheidung zu provozieren und es hinter sich zu bringen.
Irgendetwas hatte er auf jeden Fall provoziert; Grey ballte die Fäuste an seinen Seiten, und er trat einen Schritt auf ihn zu, fort vom Feuer.
»Habt Ihr irgendeine Vorstellung, was ich Euch hierfür antun könnte?«, erkundigte sich Grey mit leiser, sehr kontrollierter Stimme.
»Aye, das habe ich, Major.« Mehr als nur eine Vorstellung. Er wusste aus eigener Erfahrung, was sie ihm antun konnten, und er war alles andere als von freudiger Erwartung erfüllt. Doch es war ja nicht so, als hätte er eine Wahl.
Einen Moment atmete Grey nur schwer, dann wies er mit einem Ruck seines Kopfes auf Fraser.
»Kommt her, Mr. Fraser«, befahl er. Jamie starrte ihn verwundert an.
»Hierher!«, sagte er entschlossen und zeigte auf eine Stelle direkt vor ihm auf dem Kaminläufer. »Stellt Euch hierher, Sir!«
»Ich bin kein Hund, Major!«, fuhr Jamie ihn an. »Macht mit mir, was Ihr wollt, aber ich gehe nicht bei Fuß, wenn Ihr mich ruft!«
Überrascht stieß Grey ein kurzes, unwillkürliches Lachen aus.
»Entschuldigung, Mr. Fraser«, sagte er trocken. »Ich wollte Euch damit nicht beleidigen. Ich hätte nur gern, dass Ihr näher kommt. Bitte?« Er trat beiseite, verneigte sich ausladend und zeigte auf den Kamin.
Jamie zögerte, doch dann trat er argwöhnisch auf den gemusterten Läufer. Grey kam näher, und seine Nasenflügel bebten. So nah verliehen ihm die feinen Knochen und die helle Haut seines Gesichtes ein beinahe mädchenhaftes Aussehen. Der Major legte ihm die Hand auf den Ärmel, und die Augen mit den langen Wimpern weiteten sich erschrocken.
»Ihr seid ja nass!«
»Ja, ich bin nass«, sagte Jamie betont geduldig. Außerdem fror er. Selbst so dicht am Feuer durchlief ihn ein leiser, fortwährender Schauder.
»Warum?«
»Warum?«, wiederholte Jamie erstaunt. »Habt Ihr etwa den Wachen nicht befohlen, mich mit Wasser zu überschütten, ehe sie mich in eine eiskalte Zelle geworfen haben?«
»Nein, das habe ich nicht getan.« Es war nicht zu übersehen, dass der Major die Wahrheit sagte; sein Gesicht war bleich unter der Röte des Feuerscheins, und er sah wütend aus. Seine Lippen pressten sich zu einer schmalen Linie zusammen.
»Ich entschuldige mich dafür, Mr. Fraser.«
»Akzeptiert, Major.« Kleine Dampfschwaden begannen, von seinen Kleidern aufzusteigen, doch die Wärme durchdrang den feuchten Stoff. Seine Muskeln schmerzten vom vielen Zittern, und er wünschte, er könnte sich auf den Kaminläufer legen, Hund oder nicht.
»Hatte Eure Flucht etwas mit den Dingen zu tun, von denen Ihr im Wirtshaus
Jamie stand da und schwieg. Seine Haarspitzen trockneten, und kleine Strähnen schwebten ihm über das Gesicht.
»Schwört Ihr mir, dass Eure Flucht
Jamie stand da und schwieg. Er sah keinen Sinn darin, jetzt etwas zu sagen.
Der kleine Major schritt vor ihm auf und ab, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Hin und wieder blickte der Major zu ihm auf, dann setzte er sich wieder in Bewegung.
Schließlich blieb er vor Jamie stehen.
»Mr. Fraser«, sagte er förmlich, »ich frage Euch zum letzten Mal – warum seid Ihr aus dem Gefängnis entflohen?«
Jamie seufzte. Er würde nicht mehr lange am Feuer stehen können.
»Das kann ich Euch nicht sagen, Major.«
»Ihr könnt es nicht, oder Ihr wollt es nicht?«, fragte Grey scharf.
»Es scheint mir kein bedeutender Unterschied zu sein, Major, da Ihr so oder so nichts hören werdet.« Er schloss die Augen und wartete, während er versuchte, so viel Hitze aufzusaugen wie möglich, ehe sie ihn fortbrachten.
Grey wusste weder, was er sagen, noch, was er tun sollte.
Er holte tief Luft und fragte sich, was nun. Die kleinliche Grausamkeit, mit der sich die Wärter gerächt hatten, war ihm peinlich; umso mehr, als er schließlich selbst genau eine solche Handlungsweise in Erwägung gezogen hatte, als er erfuhr, dass Fraser sein Gefangener war.
Алекс Каменев , Владимир Юрьевич Василенко , Глуховский Дмитрий Алексеевич , Дмитрий Алексеевич Глуховский , Лиза Заикина
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