Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

»Flickt es doch selbst!« Ich drückte ihm das Hemd wieder in die Hände und wandte mich zum Gehen.

»Wie Ihr wollt«, sagte Dougal freundlich hinter mir. »Jamie kann sich das Hemd selber flicken, wenn Ihr ihm nicht helfen wollt.«

Ich hielt inne, dann drehte ich mich zögernd um und streckte die Hand aus.

»Also gut«, sagte ich, doch ich wurde unterbrochen, weil eine große Hand über meine rechte Schulter hinweglangte und Dougal das Hemd entriss. Jamie funkelte uns beide finster an, knüllte sich das Hemd unter den Arm und verließ das Zimmer so lautlos, wie er es betreten hatte.

In dieser Nacht kamen wir in einer Kate unter. Oder vielmehr ich kam dort unter. Die Männer schliefen im Freien auf Heuhaufen, in den Wagen oder im Farn. Mir dagegen organisierte man – vielleicht wegen meines Geschlechts oder weil ich halb Gefangene war – eine Strohmatratze im Haus auf dem Boden am Kamin.

Mein Strohlager erschien mir zwar deutlich besser als das eine Bett, in dem die gesamte sechsköpfige Familie nächtigte, doch ich beneidete die Männer um ihr Schlaflager im Freien. Das Feuer war nicht gelöscht, sondern nur für die Nacht abgedeckt, und die Luft in der Kate war zum Schneiden vor Wärme und von den Gerüchen und Geräuschen der unruhigen, ächzenden, schnarchenden, schwitzenden, furzenden Insassen erfüllt.

Nach einer Weile gab ich jeden Gedanken an Schlaf in dieser stickigen Atmosphäre auf. Ich erhob mich, nahm eine Decke mit und stahl mich leise hinaus. Nach dem Mief in der Kate war die Luft im Freien so frisch, dass ich mich an die Steinmauer lehnte und mir die köstliche Kühle in großen Zügen in die Lungen sog.

Es gab zwar einen Wachtposten, der reglos unter einem Baum am Wegrand saß, doch er warf mir nur einen Blick zu. Da er anscheinend zu dem Schluss kam, dass ich im Hemd nicht weit gehen würde, widmete er sich wieder der kleinen Schnitzerei in seinen Händen. Der Mond schien hell, und die Klinge seines kleinen Sgian dhu glänzte im Schatten der Baumkrone auf.

Ich umrundete die Kate und ging dahinter ein Stück den Hügel hinauf. Dabei achtete ich darauf, nicht auf die Schläfer im Gras zu treten. Ich fand eine schöne einsame Stelle zwischen zwei großen Felsbrocken und baute mir dort ein gemütliches Nest aus aufgehäuftem Gras und der Decke. Als ich schließlich ausgestreckt am Boden lag, sah ich dem Mond auf seinem Weg über den Himmel zu.

Genauso hatte ich an meinem ersten Abend als Colums unfreiwilliger Gast den Mond durch mein Fenster in Leoch aufgehen sehen. Seit meiner verhängnisvollen Passage durch den Steinkreis war also ein Monat verstrichen. Immerhin glaubte ich jetzt zu wissen, warum die Steine dort aufgestellt worden waren.

Vermutlich besaßen sie selbst keinerlei Bedeutung, sondern waren Markierungen. So wie ein Schild, das an einer Felskante vor Steinschlag warnt, dienten die Steine dazu, eine Gefahrenstelle anzuzeigen. Eine Stelle, wo … was? Wo die Kruste der Zeit besonders dünn war? Wo eine Art Tor offen stand? Nicht dass die Erbauer der Kreise gewusst hätten, was sie da markierten. Für sie war es eine Stelle, hinter der ein grauenvolles Rätsel steckte und machtvolle Magie; eine Stelle, an der Menschen ohne Vorwarnung verschwanden. Oder vielleicht aus dem Nichts auftauchten.

Das war ein Gedanke. Was wäre wohl geschehen, fragte ich mich, wenn jemand auf dem Hügel Craigh na Dun gewesen wäre, als ich abrupt dort auftauchte? Vermutlich kam es auf die Zeit an, die man betrat. Wäre mir hier ein Landarbeiter unter solchen Umständen begegnet, hätte man mich mit Sicherheit für eine Hexe oder eine Feenfrau aus dem Hügelvolk gehalten. Vermutlich Letzteres, weil ich ja ausgerechnet auf diesem Hügel mit diesem Ruf aufgetaucht war.

Natürlich war es möglich, dass er diesen Ruf genau daher hatte, dachte ich. Wenn im Lauf der Jahre immer wieder Menschen an einer bestimmten Stelle plötzlich verschwunden oder ebenso plötzlich aus dem Nichts erschienen waren, machte sie sich ja mit gutem Grund einen Namen als verzauberter Ort.

Ich steckte einen Fuß unter der Decke hervor und wackelte im Mondschein mit meinen langen Zehen. Nicht besonders feenähnlich, beschloss ich kritisch. Mit fast einem Meter siebzig war ich für diese Zeit eine hochgewachsene Frau; auch nicht kleiner als viele Männer. Da ich also wohl doch nicht als Fee durchging, hätte man mich vermutlich für eine Hexe oder einen bösen Geist gehalten. Dem wenigen nach, was ich über die Methoden wusste, mit denen man gegenwärtig mit solchen Manifestationen verfuhr, konnte ich nur dankbar sein, dass in Wirklichkeit niemand mein Erscheinen mitbekommen hatte.

Ich fragte mich, was wohl geschehen würde, wenn es auch andersherum funktionierte. Was, wenn jemand aus dieser Zeit verschwand und in meiner eigenen Zeit auftauchte? Exakt das beabsichtigte ich schließlich, falls es irgendwie zu bewerkstelligen war. Wie würde wohl eine moderne Schottin wie Mrs. Buchanan vom Postamt reagieren, wenn auf einmal beispielsweise jemand wie Murtagh vor ihren Füßen einfach so aus dem Boden fuhr?

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