Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Die wahrscheinlichste Reaktion würde es wohl sein, davonzulaufen, die Polizei zu rufen oder vielleicht auch gar nichts zu tun, außer Freunden und Nachbarn von dieser außergewöhnlichen Sache zu erzählen, die neulich passiert war …

Und der Besucher? Nun, wenn er vorsichtig war und Glück hatte, gelang es ihm möglicherweise, sich in die neue Zeit zu fügen, ohne allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Mir gelang es ja schließlich auch einigermaßen, mich als normale Person dieser Zeit auszugeben, selbst wenn mein Aussehen und meine Ausdrucksweise zunächst einigen Argwohn erregt hatten.

Was aber, wenn ein auf diese Weise heimatloser Mensch allzu anders war oder lauthals herausposaunte, was ihm widerfahren war? Wenn er in primitiven Zeiten landete, hätte man einen verdächtigen Fremden vermutlich auf der Stelle umgebracht, ohne weitere Nachforschungen anzustellen. Und in aufgeklärteren Zeiten hätte man ihn wahrscheinlich für verrückt erklärt und in eine Anstalt gesteckt, wenn er nicht verstummte.

Gut möglich, dass es diese seltsamen Vorgänge schon so lange gab wie die Erde selbst, überlegte ich. Selbst wenn jemand vor Zeugen verschwand, gab es damit keine Lösung für das Rätsel; keine Erklärung für das, was geschehen war, weil ja die einzige Person, die es wusste, nicht mehr da war. Und am anderen Ende hielten die Verschwundenen vermutlich den Mund.

In Gedanken versunken, hatte ich weder das leise Stimmengemurmel noch die Schritte im Gras bemerkt und war völlig verblüfft, ein paar Meter weiter plötzlich eine Stimme zu hören.

»Der Teufel soll dich holen, Dougal MacKenzie«, sagte sie. »Auch wenn du mein Onkel bist, bin ich dir das nicht schuldig.« Die Stimme war zwar leise, doch voll unterdrückter Wut.

»Ach nein?«, sagte eine andere Stimme schwach belustigt. »Ich meine, mich an einen gewissen Eid zu erinnern, mit dem du Gehorsam versprochen hast. ›Solange meine Füße auf dem Land der MacKenzies ruhen‹, lautete er, glaube ich.« Ein Fuß trat mit einem leisen Geräusch auf die feste Erde. »Und das hier ist MacKenzie-Land, Junge.«

»Ich habe Colum mein Wort gegeben, nicht dir.« Es war also der junge Jamie MacTavish, und ich brauchte nicht lange zu raten, worüber er sich so aufregte.

»Das ist ein und dasselbe, Mann, das weißt du ganz genau.« Ich hörte ein leises Klatschen wie das einer Hand gegen eine Wange. »Dein Gehorsam gilt dem Oberhaupt des Clans, und außerhalb von Leoch stelle ich nicht nur Colums Beine dar, sondern dazu seinen Kopf, seine Arme und seine Hände.«

»Und ich habe noch nie ein besseres Beispiel dafür gesehen, dass die eine Hand nicht weiß, was die andere tut«, kam die schlagfertige Antwort. Trotz der Bitterkeit lag etwas Gewitztes in Jamies Ton, das Freude an diesem Kräftemessen verriet. »Was meinst du wohl, was die Rechte dazu sagen wird, dass die Linke Gold für die Stuarts sammelt?«

Es folgte eine kurze Pause, ehe Dougal antwortete. »Die MacKenzies, MacBeolains und MacVinichs sind freie Männer. Niemand kann sie zwingen, gegen ihren Willen etwas zu geben, und es kann sie genauso wenig jemand daran hindern. Im Übrigen – wer weiß? Es ist doch möglich, dass Colum am Ende mehr für Prinz Charles Edward gibt als sie alle zusammen.«

»Möglich«, pflichtete ihm die tiefere Stimme bei. »Es könnte auch sein, dass es morgen zum Himmel regnet statt zur Erde. Das heißt aber nicht, dass ich mit meinem umgedrehten Eimer an der Treppe stehen und warten werde.«

»Ach nein? Du hättest mehr von einem Stuart auf dem Thron als ich, Junge. Und von den Engländern höchstens eine Galgenschlinge. Wenn dir nichts an deinem Hals liegt …«

»Mein Hals ist meine Sache«, unterbrach ihn Jamie heftig. »Genau wie mein Rücken.«

»Nicht solange du mit mir unterwegs bist, mein lieber Junge«, sagte die Stimme seines Onkels spöttisch. »Wenn du hören willst, was Horrocks dir mitzuteilen hat, wirst du tun, was ich anordne. Ich rate es dir dringend; mag ja sein, dass du gut mit der Nadel umgehen kannst, aber du hast trotzdem nur das eine Hemd.«

Es raschelte, als ob sich jemand erhob, und Schritte entfernten sich leise im Gras. Allerdings nur ein Paar Schritte, dachte ich. Ich setzte mich so behutsam ich konnte hin und blinzelte vorsichtig um einen der Felsen herum, die mich verbargen.

Jamie war noch da. Er saß vornübergebeugt ein paar Meter weiter auf einem Felsen, die Ellbogen auf die Knie gelegt, das Kinn auf die verschränkten Hände gestützt. Er wandte mir halb den Rücken zu. Ich begann zurückzuweichen, weil ich ihn nicht stören wollte, als er mich unvermittelt ansprach.

»Ich weiß, dass du da bist«, sagte er. »Komm heraus, wenn du möchtest.« Seinem Ton nach war es ihm so oder so völlig gleichgültig. Ich erhob mich und war schon fast im Freien, als mir einfiel, dass ich ja nur mein Hemd trug. Weil er schon genug um die Ohren hatte, ohne auch noch meinetwegen rot werden zu müssen, wickelte ich mich taktvoll in die Decke, ehe ich aus meinem Versteck trat.

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