Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Sie war mit einem erstaunlichen Sammelsurium von Dingen bedeckt; zum Großteil waren es irgendwelche Papiere, Benzinquittungen, Korrespondenz, Benachrichtigungen des Diözesankonzils, lose Buchseiten, handschriftliche Notizen des Reverends, aber auch kleine Gegenstände wie Schlüssel, Flaschendeckel und anscheinend sogar kleine Autoteile, alles befestigt mit Heftzwecken und Bindfäden.

Ich stand auf und stöberte gedankenverloren in dem Mischmasch herum, während ich mit halbem Ohr der Diskussion in meinem Rücken folgte. (Wahrscheinlich war der Herzog von Sandringham Jakobit, beschlossen sie.) Mein Augenmerk fiel auf einen Stammbaum, der mit besonderer Sorgfalt an einer separaten Stelle hing und mit vier Heftzwecken befestigt war, in jeder Ecke einer. Ganz oben waren Namen notiert, die auf das frühe siebzehnte Jahrhundert datiert waren. Doch es war der Name am unteren Ende des Stammbaums, der meine Aufmerksamkeit erregte: »Roger W. (MacKenzie) Wakefield«, stand dort.

»Entschuldigung«, sagte ich und unterbrach damit einen letzten Wortschwall bezüglich der Frage, ob der Leopard im Wappen des Herzogs eine Lilie in der Pranke hatte – oder sollte das gar ein Krokus sein? »Ist das der Stammbaum Ihres Sohns?«

»Wie? Oh, äh, ja, das ist er.« Zerstreut eilte der Reverend herbei, begann aber nun abermals zu strahlen. Er löste den Stammbaum mit sanfter Hand von der Wand und legte ihn vor mir auf den Tisch.

»Ich wollte nämlich nicht, dass er seine eigene Familie vergisst«, erklärte er. »Seine Abstammung lässt sich weit zurückverfolgen, bis ins siebzehnte Jahrhundert.« Sein rundlicher Zeigefinger zeichnete die Abstammungslinie beinahe ehrfürchtig nach.

»Ich habe ihm meinen eigenen Namen gegeben, weil es mir passender erschien, denn er lebt ja hier. Aber ich wollte nicht, dass er vergisst, woher er kommt.« Er verzog entschuldigend das Gesicht. »Meine eigene Familie hat leider genealogisch nicht viel zu bieten. Vikare und andere Geistliche, zur Abwechslung hin und wieder ein Buchhändler, und sie lässt sich nur bis 1762 oder so zurückverfolgen. Erbärmliche Aktenführung, wissen Sie«, sagte er und schüttelte tadelnd den Kopf über die Lethargie seiner Vorfahren.

Es war schon spät, als wir das Pfarrhaus endlich verließen, und der Reverend versprach, am nächsten Morgen im Ort Kopien der Briefe anfertigen zu lassen. Frank plapperte fast auf dem gesamten Rückweg hingebungsvoll über Spione und Jakobiten. Schließlich jedoch fiel ihm auf, wie still ich war.

»Was ist mit dir, Schatz?«, fragte er und nahm mitfühlend meinen Arm. »Geht es dir nicht gut?« Im Ton dieser Frage mischte sich Sorge mit Hoffnung.

»Nein, mir geht es bestens. Ich musste nur …« Ich zögerte, weil wir dieses Thema bereits besprochen hatten. »Ich musste an Roger denken.«

»Roger?«

Ich stieß einen ungeduldigen Seufzer aus. »Also wirklich, Frank. Du kannst so … so ein Ignorant sein! Roger, Reverend Wakefields Sohn!«

»Oh, der. Ja, natürlich«, sagte er vage. »Nettes Kind. Was ist denn mit ihm?«

»Nun ja … nur, dass es viele Kinder gibt wie ihn. Waisenkinder, weißt du.«

Er sah mich scharf von der Seite her an und schüttelte den Kopf.

»Nein, Claire. Ich würde es ja wirklich gerne tun, aber ich habe dir schon ein paarmal gesagt, wie ich über eine Adoption denke. Es ist einfach … Na ja, ich könnte keine richtigen Gefühle für ein Kind entwickeln, das nicht … tja, nicht von meinem Blut ist. Das ist bestimmt lächerlich und egoistisch von mir, aber so ist es nun einmal. Vielleicht ändere ich ja irgendwann meine Meinung, aber im Moment …« Wir gingen ein paar Schritte in geladenem Schweigen weiter. Plötzlich blieb er stehen, wandte sich mir zu und nahm meine Hände.

»Claire«, sagte er heiser. »Ich wünsche mir unser Kind. Du bist das Wichtigste auf der ganzen Welt für mich. Ich möchte vor allem, dass du glücklich bist, aber ich will auch … tja, ich will dich für mich selbst haben. Ich habe Angst, dass ein Kind, das von außen kommt, das nicht tatsächlich mit uns verwandt ist, wie ein Eindringling wäre und dass ich mich daran stoßen würde. Aber dir ein Kind schenken zu können, es in dir wachsen zu fühlen und zu sehen, dabei zu sein, wie es zur Welt kommt … dabei hätte ich eher das Gefühl, dass es … ein Stück von dir ist. Und von mir. Ein richtiger Teil der Familie.« Seine Augen waren groß und flehend.

»Ja, schon gut.« Gern hätte das Thema beendet – vorerst. Ich wandte mich zum Weitergehen, doch er streckte die Hände aus und nahm mich in die Arme.

»Claire. Ich liebe dich.« Die Zärtlichkeit in seiner Stimme war überwältigend, und ich lehnte den Kopf an seine Jacke und spürte, wie seine Wärme und die Kraft seiner Arme mich umgaben.

»Ich liebe dich auch.« Einen Moment standen wir eng umschlungen da und schwankten sacht im Wind, der über die Straße fegte. Plötzlich wich Frank ein wenig zurück und lächelte zu mir hinunter.

»Außerdem«, sagte er leise und strich mir das vom Wind zerzauste Haar aus dem Gesicht, »haben wir doch noch nicht aufgegeben, oder?«

Ich erwiderte sein Lächeln. »Nein.«

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