Im Osten erhob sich jetzt das Licht, nur ein Hauch von blasserem Grau am Horizont, doch genug, um zu verhindern, dass ich stolperte, als mich Frank durch eine Lücke im Erlengebüsch führte, die er am oberen Ende des Pfades gefunden hatte. Im Inneren des Gebüschs befand sich eine kahle Stelle, gerade so groß, dass wir beide Schulter an Schulter dort stehen konnten. Von hier aus war der Pfad deutlich zu sehen, genau wie das Innere des Steinkreises, keine sieben Meter von uns entfernt. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, was genau eigentlich während des Krieges Franks Aufgabe gewesen war. Auf jeden Fall schien er einiges darüber zu wissen, wie man sich lautlos im Dunkeln bewegte.
Müde, wie ich war, hätte ich mich am liebsten unter einem gemütlichen Busch zusammengerollt und wäre wieder eingeschlafen. Doch dazu war kein Platz, also blieb ich stehen und suchte den steilen Pfad nach eintreffenden Druiden ab. Allmählich bekam ich Rückenschmerzen, und die Füße taten mir weh, doch es konnte nicht mehr lange dauern; der Streifen im Osten hatte sich blassrosa verfärbt, und ich vermutete, dass es bis zum Tagesanbruch keine halbe Stunde mehr sein würde.
Die Erste bewegte sich fast so lautlos wie Frank. Nur einmal klapperte es leise, als ihre Füße kurz vor dem Gipfel einen Kiesel lostraten, und dann kam der gepflegte graue Schopf lautlos in Sicht. Mrs. Graham. Es stimmte also. Mr. Wakefields Haushälterin trug einen praktischen Tweedrock und eine Wolljacke und hatte ein weißes Bündel unter dem Arm. Sie verschwand hinter einem der aufrechten Steine, still wie ein Geist.
Danach kamen sie schnell, allein, zu zweit oder zu dritt, und das unterdrückte Kichern und Flüstern auf dem Pfad verstummte, sobald der Kreis für sie in Sicht kam.
Ein paar von ihnen erkannte ich. Da war Mrs. Buchanan, die Postbeamtin, das blonde Haar zu einer frischen Dauerwelle frisiert, der ein kräftiger Hauch
Insgesamt waren es fünfzehn, ausnahmslos Frauen, im Alter von über sechzig wie Mrs. Graham bis hin zu einer jungen Frau Anfang zwanzig, die ich vor zwei Tagen mit einem Kinderwagen beim Einkaufen gesehen hatte. Sie waren alle für schwieriges Terrain gekleidet und trugen Bündel im Arm. Nach ein paar knappen Worten verschwanden sie hinter Steinen oder Büschen und kamen mit leeren Händen und entblößten Armen wieder zum Vorschein, ganz in Weiß gekleidet. Ich fing einen Hauch von Waschmittel auf, als eine von ihnen unser Gebüsch streifte, und erkannte ihre Gewänder als Bettlaken, die sie an den Schultern verknotet hatten.
Sie sammelten sich außerhalb des Steinrings in einer Reihe, von der Ältesten zur Jüngsten. Schweigend standen sie da und warteten. Das Licht im Osten nahm zu.
Als die Sonne allmählich über den Horizont kroch, setzte sich die Reihe der Frauen in Bewegung und schritt langsam zwischen zwei Steinen hindurch. Die Anführerin lenkte sie direkt in die Mitte des Rings und führte sie im Kreis herum, wieder und wieder, immer noch langsam, stattlich wie eine Prozession von Schwänen.
Plötzlich blieb die Anführerin stehen, hob die Arme und trat in den Mittelpunkt des Kreises. Sie hob das Gesicht zu den beiden östlichsten Steinen und ließ ihre hohe Stimme erklingen. Nicht laut, aber so deutlich, dass man es im ganzen Kreis hören konnte. Der reglose Nebel fing die Worte auf und ließ sie widerhallen, als kämen sie von überall her, wie von den Steinen selbst.
Was auch immer die Stimme rief, wurde von den Tänzerinnen wiederholt. Denn sie wurden jetzt zu Tänzerinnen. Ohne einander zu berühren, jedoch mit zueinander ausgestreckten Armen bewegten sie sich auf und ab und verwoben sich, nach wie vor im Kreis. Unvermittelt teilte sich dieser Kreis. Sieben der Tänzerinnen bewegten sich im Uhrzeigersinn, immer noch im Kreis. Die anderen bewegten sich in entgegengesetzter Richtung. Die beiden Halbkreise passierten einander mit zunehmender Geschwindigkeit. Manchmal bildeten sie einen vollständigen Kreis, manchmal eine Doppelreihe. Und in der Mitte stand die Anführerin reglos da und stieß wieder und wieder diesen melancholischen, schrillen Ruf aus, in einer Sprache, die schon lange tot war.
Sie hätten lächerlich wirken sollen, und vielleicht taten sie das ja auch. Eine Ansammlung von Frauen in Bettlaken, manche von ihnen untersetzt und alles andere als beweglich, die auf einem Hügel im Kreis liefen. Doch der Klang ihres Rufes ließ mir die Haare im Nacken zu Berge stehen.
Plötzlich blieben sie gleichzeitig stehen und wandten sich der aufgehenden Sonne zu, zwei Halbkreise, die durch einen deutlichen Pfad voneinander getrennt waren. Als die Sonne über den Horizont stieg, flutete ihr Licht zwischen den östlichen Steinen hindurch, trennte die Hälften des Kreises wie ein Messer voneinander und traf auf den großen gespaltenen Stein auf der anderen Seite des Rings.