Als der erste glückliche Schock schließlich der Wärme der Kameradschaft wich, begannen wir wieder, uns zu unterhalten. Zuerst über die Gegend, die wir durchquerten. Dann, vorsichtig, über mich und die Zeit, aus der ich gekommen war. Meine Schilderungen des modernen Lebens faszinierten ihn, obwohl ich merkte, dass ihm meine Geschichten zum Großteil wie Märchen erschienen. Besonders faszinierten ihn Autos, Panzer und Flugzeuge, die ich ihm wieder und wieder beschreiben musste, so detailliert es ging. In stiller Übereinstimmung vermieden wir es, Frank auch nur am Rande zu erwähnen.
Während wir immer weiterritten, wandte sich das Gespräch wieder unserer Gegenwart zu; Colum, der Burg, der Hirschjagd und dem Herzog.
»Eigentlich scheint er ganz sympathisch zu sein«, sagte Jamie. Da das Terrain jetzt schwieriger wurde, war er abgestiegen und ging neben Donas her, was uns die Unterhaltung erleichterte.
»Das fand ich auch«, erwiderte ich. »Aber …«
»Oh, aye, der Schein kann trügen, ich weiß. Trotzdem, wir haben uns gut verstanden, er und ich. Wir haben abends in der Jagdhütte am Feuer gesessen und uns unterhalten. Er ist auf jeden Fall um einiges intelligenter, als es scheint; er weiß, wie seine Stimme auf die Leute wirkt, und ich glaube, er benutzt sie, um ein wenig wie ein Trottel zu erscheinen, während gleichzeitig sein Verstand unablässig am Werk ist.«
»Mmm. So habe ich ihn eingeschätzt. Hast du … es ihm erzählt?«
Er zuckte mit den Schultern. »Nur ein paar unvollständige Einzelheiten. Er kannte natürlich meinen Namen noch von damals.«
Ich lachte bei der Erinnerung an seine Schilderung dieser Ereignisse. »Habt ihr, äh, in Erinnerungen an die gute alte Zeit geschwelgt?«
Er grinste, und der Herbstwind wehte ihm die Haarspitzen um das Gesicht.
»Oh, nur ein bisschen. Er hat mich gefragt, ob ich immer noch Magenbeschwerden habe. Ich habe keine Miene verzogen und gesagt, im Allgemeinen nicht, aber ich hätte gerade das Gefühl, dass es ein wenig zu zwicken begänne. Er hat gelacht und gesagt, er hoffe, diese Art von Schwierigkeiten würde meiner schönen Frau keine Unannehmlichkeiten bereiten.«
Ich lachte ebenfalls. Was der Herzog zu tun gedachte oder auch nicht, schien mir nicht von überwältigender Wichtigkeit zu sein. Trotzdem konnte er uns eines Tages möglicherweise nützlich sein.
»Ich habe ihm also erzählt«, fuhr Jamie fort, »dass man mich für vogelfrei erklärt hat, ich aber nicht schuldig im Sinne der Anklage bin, obwohl es mir so gut wie unmöglich ist, das zu beweisen. Er schien sich zwar dafür zu interessieren, aber ich wollte ihm nicht die gesamten Umstände erklären – geschweige denn, dass man ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt hat. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm den Rest anvertrauen sollte, und überlegte noch, als … Nun ja, dann kam Alec ins Lager gerast, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her, und Murtagh und ich sind in demselben Tempo aufgebrochen.«
Apropos. »Wo
»Er ist mit mir zusammen losgeritten, aber sein Pferd konnte mit Donas nicht mithalten. Aye, du bist wirklich ein feiner Kerl,
»Mach dir keine Sorgen um Murtagh. Er lacht über so etwas.«
»Murtagh – lachen? Ich glaube, ich habe ihn im Leben noch nicht
»Oh, aye. Mindestens zweimal.«
»Seit wann kennst du ihn denn schon?«
»Seit zweiundzwanzig Jahren. Er ist mein Taufpate.«
»Oh. Das erklärt natürlich einiges. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er sich meinetwegen so angestrengt hätte.«
Jamie tätschelte mir das Bein. »Natürlich hätte er das getan. Er hat dich gern.«
»Das muss ich dir dann wohl glauben.«
Da wir nun bei den jüngsten Ereignissen angelangt waren, holte ich tief Luft und fragte ihn etwas, was ich unbedingt wissen wollte.
»Jamie?«
»Aye?«
»Geillis Duncan. Wird man … wird man sie wirklich verbrennen?«
Er blickte mit einem kurzen Stirnrunzeln auf und nickte.
»Ich gehe davon aus. Aber erst, wenn das Kind geboren ist. Ist es das, worüber du dir Gedanken machst?«
»Unter anderem. Jamie, schau her.« Ich versuchte, den voluminösen Hemdsärmel hochzuschieben, doch es gelang mir nicht. Also schob ich mir stattdessen den Halsausschnitt über die Schulter, um ihm meine Impfnarbe zu zeigen.
»Großer Gott«, sagte er, nachdem ich es ihm erklärt hatte. Er sah mich scharf an. »Also deshalb … Dann ist sie auch aus deiner Zeit?«
Ich zuckte ratlos mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Alles, was ich vermuten kann, ist, dass sie vermutlich irgendwann nach 1920 geboren wurde; damals wurden die öffentlichen Impfungen eingeführt.« Ich sah mich um, doch tief hängende Wolken verhüllten die Hügel, die uns von Leoch trennten. »Vermutlich werde ich es jetzt auch nicht mehr erfahren.«