»Mmmpfm. Nun, am Morgen, nachdem uns Tibs Mutter erwischt hatte, bin ich bei Tagesanbruch aufgewacht. Ich hatte von ihr geträumt – von Tib, meine ich, nicht von ihrer Mutter –, und ich war nicht überrascht, eine Hand an meinem Schwanz zu spüren. Das Überraschende war, dass es nicht meine war.«
»Tibbys war es wohl auch nicht?«
»Nein. Es war ihr Vater.«
»Dougal?! Was in aller …«
»Oh, mir sind die Augen fast aus dem Kopf gefallen, und er hat ganz freundlich auf mich heruntergelächelt. Und dann hat er sich auf das Bett gesetzt, und wir haben ein bisschen miteinander geplaudert, Onkel und Neffe, Ziehvater und Ziehsohn. Er hat gesagt, wie viel Freude es ihm macht, dass ich da bin, da er ja selber keinen Sohn hat und so. Und dass mich seine Familie so gern hat. Und wie unangenehm er die Vorstellung fände, dass die unschuldigen Gefühle seiner Töchter mir gegenüber ausgenutzt werden könnten, aber dass er natürlich froh wäre, mir vertrauen zu können, als wäre ich sein eigener Sohn. Und die ganze Zeit hatte er die eine Hand auf seinem Dolch liegen und die andere auf meinen unschuldigen jungen Eiern. Also sagte ich ja, Onkel, und nein, Onkel, und als er ging, habe ich mich unter der Decke zusammengerollt und von Schweinen geträumt. Und ich habe erst wieder ein Mädchen geküsst, als ich sechzehn war und nach Leoch gegangen bin.«
Er sah mich an und lächelte. Er hatte sich das Haar mit einem Lederriemchen zusammengebunden, doch die kürzeren Enden standen wie üblich ringsum ab und schimmerten rot und golden in der kalten, klaren Luft. Seine Haut hatte sich auf unserem Weg von Leoch nach Lallybroch zu einem goldenen Bronzeton verdunkelt, und er ähnelte einem Herbstblatt, das fröhlich im Wind wirbelte.
»Und was ist mit dir, Sassenach, meine Hübsche?«, fragte er grinsend. »Sind dir die Jungen hinterhergehechelt, oder warst du sittsam und scheu?«
»Ein bisschen weniger als du«, antwortete ich umsichtig. »Ich war acht.«
»Himmel. Wer war denn der Glückliche?«
»Der Sohn des Dragomans. Es war in Ägypten. Er war neun.«
»Och, dann kann man dir ja keine Vorwürfe machen. Von einem älteren Mann verführt. Noch dazu ein verflixter Heide.«
Die Mühle kam unter uns in Sicht, postkartenreif mit einer tiefroten Kletterpflanze an der gelb verputzten Wand und mit offenen Fensterläden, die trotz der abgenutzten grünen Farbe adrett aussahen. Das Wasser rauschte fröhlich durch die Rinne unter dem untätigen Mühlrad in den Mühlteich, und auf dem Teich schwammen sogar ein paar Enten.
»Sieh nur«, sagte ich. Ich blieb auf dem Hügel stehen und legte Jamie die Hand auf den Arm. »Ist das nicht hübsch?«
»Es wäre um einiges hübscher, wenn sich das Wasserrad drehen würde«, sagte er pragmatisch. Dann sah er mich an und lächelte.
»Aye, Sassenach. Es ist wirklich schön hier. Ich bin als Kind hier schwimmen gegangen – hinter der Biegung des Bachs ist ein kleiner See.«
Etwas weiter unten sahen wir den See durch das Geflecht der Weidenzweige schimmern. Und die Jungen. Sie waren zu viert und planschten splitternackt unter großem Geschrei im Wasser herum.
»Brrr«, sagte ich bei ihrem Anblick. Das Wetter war zwar schön für die Jahreszeit, aber es war dennoch so frisch, dass ich froh war, ein Schultertuch dabeizuhaben. »Mir friert ja schon beim Zusehen das Blut in den Adern ein.«
»Och …«, sagte Jamie, »komm, ich wärme es dir wieder.«
Er warf einen Blick auf die Jungen und zog mich in den Schatten einer großen Rosskastanie. Dort legte er mir die Hände um die Taille.
»Du warst zwar nicht die Erste, die ich geküsst habe«, sagte er leise. »Aber ich schwöre, dass du die Letzte bist.« Und er neigte den Kopf zu meinem Gesicht hinunter.
Der Müller kam sofort aus der Mühle, und hastig stellten wir einander vor. Dann zog ich mich auf die Bank am Mühlteich zurück, während sich Jamie eine minutenlange Schilderung des Problems anhörte. Als der Müller zurück in die Mühle ging, um zu versuchen, den Stein von innen zu drehen, blieb Jamie noch einen Moment stehen, um in die finsteren, verkrauteten Tiefen des Mühlteichs zu spähen. Schließlich zuckte er resigniert mit den Achseln und begann, sich seiner Kleider zu entledigen.
»Es geht nicht anders«, sagte er zu mir. »Ian hat recht; irgendetwas klemmt unter der Rinne im Rad fest. Ich muss tauchen und …« Er hielt inne, weil er mich nach Luft schnappen hörte, und drehte sich zu der Bank um, auf der ich mit meinem Korb saß.
»Was hast
»Aber … doch nicht …