Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Die alte Dame nickte zufrieden, weil ich so schnell begriff. »Gewiss doch. Habe ich das nicht gerade gesagt?« Sie hielt die Hand hoch. »Normalerweise würde ich mich da nicht einmischen. Ein Mann kann mit seinem Sohn umgehen, wie er es für richtig hält, aber … Rabbie ist mein Lieblingsenkel. Und der Junge kann nichts dafür, dass sein Vater ein Trunkenbold ist, so schlimm es für eine Mutter ist, so etwas über den eigenen Sohn sagen zu müssen.«

Sie hob mahnend den Finger wie ein Stöckchen. »Nicht, dass Ronalds Vater nicht auch manchmal einen Tropfen zu viel getrunken hat. Aber er hat nie Hand an mich oder die Kinder gelegt – zumindest nach dem ersten Mal nicht mehr«, fügte sie nachdenklich hinzu. Sie blinzelte mich plötzlich an, und ihre Apfelbäckchen rundeten sich, so dass ich einen klaren Eindruck davon bekam, was für eine lebhafte, attraktive junge Frau sie einmal gewesen sein musste.

»Einmal hat er mich geschlagen«, vertraute sie mir an. »Ich habe die Pfanne aus dem Feuer geholt und ihm damit eins übergebraten.« Sie wiegte sich vor Lachen. »Dachte schon, ich hätte ihn umgebracht, und hatte jammernd seinen Kopf auf meinem Schoß und wusste nicht, was ich tun sollte, eine Witwe, die zwei Kinder satt bekommen musste. Aber er hat sich erholt«, sagte sie beiläufig, »und mich und die Kinder nie wieder angerührt. Dreizehn Stück habe ich bekommen«, sagte sie stolz. »Und zehn davon großgezogen.«

»Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich wieder, und diesmal meinte ich es ernst.

»Himbeerblätter«, sagte sie und legte mir vertraulich die Hand auf das Knie. »Denkt daran, Liebes, Himbeerblätter helfen. Und wenn nicht, kommt zu mir, dann mache ich Euch einen Trank aus Sonnenhut und Kürbiskernen, mit einem rohen Ei verquirlt. Das zieht den Samen Eures Mannes direkt in Euren Schoß, und bis Ostern seht Ihr selber wie ein Kürbis aus.«

Ich hustete und wurde rot. »Mmmpfm. Und Ihr wollt, dass Jamie, äh, der gnädige Herr, Euren Enkelsohn als Stalljungen einstellt, um ihn seinem Vater wegzunehmen?«

»Aye, das ist es. Rabbie ist ein fleißiger Junge, und der gnädige Herr wird nicht …«

Die Miene der alten Dame erstarrte mitten in ihrem lebhaften Wortschwall. Ich drehte mich um und erstarrte ebenfalls. Rotröcke. Dragoner, sechs Mann, die vorsichtig über den Hang auf die Mühle zugeritten kamen.

Mrs. MacNab erhob sich mit bewundernswerter Geistesgegenwart und setzte sich auf Jamies Kleidung, so dass diese unter ihren ausgebreiteten Röcken verschwand.

Hinter mir platschte es im Mühlteich, und Jamie holte beim Auftauchen explosiv Luft. Ich hatte Angst, nach ihm zu rufen oder mich zu bewegen, denn ich wollte die Aufmerksamkeit der Dragoner nicht auf den Teich lenken, doch die plötzliche Totenstille hinter mir signalisierte, dass er sie selbst gesehen hatte. Das Schweigen wurde durch ein einziges Wort unterbrochen, das leise, aber von Herzen über das Wasser kam.

»Merde.«

Die alte Dame und ich saßen reglos mit versteinerten Gesichtern da und beobachteten, wie die Soldaten den Hügel herunterkamen. Als sie sich schon auf der letzten Wegbiegung befanden, wandte sie sich rasch zu mir um und hielt sich den dünnen Finger vor den Mund. Ich durfte nichts sagen, damit sie nicht hörten, dass ich Engländerin war. Mir blieb nicht einmal Zeit zu nicken, ehe schlammverkrustete Hufe dicht vor uns zum Stehen kamen.

»Guten Morgen, die Damen«, grüßte der Anführer. Es war ein Korporal, zu meiner Erleichterung jedoch nicht Korporal Hawkins. Ich sah mich rasch um und stellte fest, dass diese Männer nicht zu denen zählten, die ich in Fort William gesehen hatte, und meine Hand löste ihre Umklammerung des Korbgriffs ein kleines bisschen.

»Wir haben die Mühle von oben gesehen«, sagte der Dragoner, »und dachten, wir könnten vielleicht einen Sack Mehl erwerben?« Er verneigte sich nacheinander vor uns beiden, da er sich nicht sicher war, wen er ansprechen sollte.

Mrs. MacNab war zwar frostig, aber höflich.

»Guten Morgen«, antwortete sie und neigte den Kopf. »Ich fürchte, wenn Ihr etwas zu essen wollt, muss ich Euch enttäuschen. Das Mühlrad funktioniert nicht. Vielleicht, wenn Ihr das nächste Mal hier vorbeikommt?«

»Oh? Was stimmt denn nicht?« Der Korporal, ein junger Mann mit einer frischen Gesichtsfarbe, schien neugierig geworden zu sein. Er ging zum Ufer hinunter, um einen Blick auf das Rad zu werfen. Der Müller, der just in diesem Moment auftauchte, um über die jüngsten Fortschritte mit dem Mühlstein zu berichten, sah ihn und verschwand hastig wieder.

Der Korporal rief einen seiner Männer. Er stieg die Böschung hinauf und winkte dem anderen Mann, der sich pflichtschuldigst bückte, damit der Korporal auf seinen Rücken steigen konnte. Von dort aus konnte er mit beiden Händen das Rietdach packen und wand sich hinauf. Oben gelandet, stand er auf und bekam ganz knapp die Kante des großen Rads zu fassen, das er jetzt mit beiden Händen hin und her schob. Er bückte sich und rief dem Müller durch das Fenster zu, er solle noch einmal versuchen, den Mühlstein von Hand zu drehen.

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