Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

»Oh, aye. Ich habe nur stumm neben Jamie gestanden und jedes Mal genickt, wenn er Luft holen musste. Als Jamie schließlich die Worte ausgegangen sind, hat sein Vater gehüstelt und gesagt: ›Ich verstehe.‹ Dann hat er sich umgedreht und eine Weile aus dem Fenster geschaut. Dabei hat er kopfnickend den Riemen geschwungen, als dächte er nach. Wir haben Seite an Seite dagestanden, wie es Jamie schon beschrieben hat, und haben mächtig geschwitzt. Schließlich hat sich Brian umgedreht und uns aufgefordert, ihm in den Stall zu folgen.«

»Dort hat er jedem von uns einen Besen, eine Bürste und einen Eimer in die Hände gedrückt und uns zum Turm gedreht«, erzählte Jamie weiter. »Er hat gesagt, ich hätte ihn überzeugt und er hätte sich zu einer ›konstruktiveren‹ Art der Bestrafung entschlossen.«

Ian verdrehte langsam die Augen, als folgte er den grob behauenen Steinen des Turms rundum und aufwärts.

»Dieser Turm ist zwanzig Meter hoch«, erklärte er mir, »und er hat einen Durchmesser von gut zehn Metern, mit drei Etagen.« Er seufzte tief. »Wir haben ihn von oben bis unten gefegt und ihn von oben bis unten geschrubbt. Wir haben fünf Tage gebraucht, und ich schmecke heute noch verrottetes Haferstroh, wenn ich huste.«

»Und am dritten Tag hast du versucht, mich umzubringen«, sagte Jamie, »weil ich uns das eingebrockt hatte.« Er fasste sich vorsichtig an den Kopf. »Ich hatte eine gemeine Platzwunde über dem Ohr, wo er mich mit dem Besen getroffen hat.«

Ian ließ sich nicht beirren. »Dafür hast du mir zum zweiten Mal die Nase gebrochen, also waren wir quitt.«

»Typisch Murray, so Buch zu führen«, beschwerte sich Jamie und schüttelte den Kopf.

»Also«, begann ich aufzuzählen: »Du sagst, Frasers sind stur, Campbells sind hinterlistig, MacKenzies sind bezaubernd, aber durchtrieben, und Grahams sind dumm. Was zeichnet denn die Murrays aus?«

»Man kann sich im Kampf auf sie verlassen«, sagten Jamie und Ian gleichzeitig, dann lachten sie.

»Es stimmt aber«, sagte Jamie, als er sich wieder erholt hatte. »Man muss nur sichergehen, dass man sie auf seiner Seite hat.« Und prompt wurden beide Männer vom nächsten Lachkrampf ereilt.

Jenny schüttelte missbilligend den Kopf über ihren Mann und ihren Bruder.

»Und wir haben noch nicht einmal Wein getrunken«, sagte sie. Sie legte ihre Näharbeit beiseite und hievte sich zum Stehen hoch. »Komm mit, Claire; sehen wir nach, ob Mrs. Crook wohl Plätzchen zum Portwein gebacken hat.«

Als wir eine Viertelstunde später mit einem Tablett durch den Flur kamen, hörte ich Ian sagen: »Dann macht es dir nichts aus, Jamie?«

»Was denn?«

»Dass wir ohne deine Zustimmung geheiratet haben – Jenny und ich, meine ich.«

Jenny, die neben mir herging, kam vor der Zimmertür plötzlich zum Stehen.

Es prustete leise aus der Richtung des Sofas, auf dem Jamie lag, die Füße auf ein Kissen gestützt. »Da ich euch ja nicht gesagt hatte, wo ich war, und ihr keine Ahnung hattet, wann ich zurückkommen würde – falls überhaupt –, kann ich es euch wohl kaum verübeln, dass ihr nicht gewartet habt.«

Ian hatte sich über den Kaminholzkorb gebeugt, und ich konnte sein Profil sehen. Er trug ein kleines Stirnrunzeln in seinem länglichen, gutmütigen Gesicht.

»Nun, ich fand es nicht richtig, vor allem, weil ich doch ein Krüppel bin …«

Diesmal war das Prusten lauter.

»Jenny könnte keinen besseren Ehemann haben, und wenn du beide Beine verloren hättest und die Arme noch dazu«, sagte Jamie schroff. Ians blasse Gesichtshaut nahm eine verlegene Röte an. Jamie hüstelte und schwang die Beine von seinem Fußkissen, um sich vorzubeugen und ein Holzscheit aufzuheben, das aus dem Korb gefallen war.

»Wie kam es denn dann überhaupt, dass du trotz deiner Skrupel geheiratet hast?«

»Großer Gott, Mann«, protestierte Ian, »du glaubst, ich hatte eine Wahl? Gegen eine Fraser?« Er schüttelte den Kopf und grinste seinen Freund an.

»Sie ist eines Tages zu mir hinaus aufs Feld gekommen, während ich versuchte, einen Wagen zu flicken, der ein Rad verloren hatte. Ich bin voller Dreck darunter hervorgekrochen, und da stand sie und sah aus wie ein Busch voller Schmetterlinge. Sie sieht mich von Kopf bis Fuß an und sagt …« Er hielt inne und kratzte sich am Kopf. »Nun, ich weiß gar nicht, was sie genau gesagt hat, aber es endete damit, dass sie mich geküsst hat, Dreck hin oder her, und verkündet hat: ›Schön, dann heiraten wir also am Martinstag.‹« Er breitete die Hände zu einer Geste der komischen Resignation aus. »Ich war immer noch dabei zu erklären, warum ich so etwas nicht dürfte, als ich mich unvermittelt vor dem Priester stehend wiedergefunden habe und mich sagen hörte: ›Ich nehme dich, Janet …‹, und einen ganzen Haufen unmöglicher Dinge geschworen habe.«

Jamie lehnte sich lachend zurück.

»Aye, das Gefühl kenne ich«, sagte er. »Man bekommt es ein wenig mit der Angst zu tun, nicht wahr?«

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