»Mein Lachen hat ihn geärgert, das konnte ich sehen, also habe ich noch mehr gelacht. Da hat er sich auf mich gestürzt und mir das Kleid halb vom Leib gerissen. Ich habe ihn geohrfeigt, woraufhin er mich so fest vor das Kinn geschlagen hat, dass ich Sterne gesehen habe. Dann hat er gegrunzt, als wäre das schön für ihn gewesen, und hat Anstalten gemacht, zu mir aufs Bett zu steigen. Mir ist nichts anderes mehr eingefallen, als wieder zu lachen. Ich habe mich auf die Knie hochgekämpft und ihn … ihn verhöhnt. Ich habe ihm erklärt, ich wüsste, dass er kein richtiger Mann ist und es mit einer Frau nicht zuwege bringt. Ich …«
Sie senkte den Kopf noch tiefer, so dass die schwarzen Locken vor ihren brennenden Wangen hingen. Ihre Worte waren sehr leise, fast geflüstert.
»Ich … ich habe die Fetzen meines Kleides auseinandergebreitet und ich … habe ihn mit meinen Brüsten gereizt. Ich habe ihm gesagt, ich wüsste, dass er Angst vor mir hat, weil er nicht imstande wäre, eine Frau zu berühren, sondern es nur mit Tieren und jungen Männern treiben könnte …«
»Jenny«, sagte Jamie und schüttelte hilflos den Kopf.
Sie hob den Kopf und sah ihn an. »So ist es nun einmal gewesen«, sagte sie. »Es war das Einzige, was mir eingefallen ist, und ich konnte sehen, dass er außer sich war, aber es war auch deutlich, dass er … nicht konnte. Und ich habe ihm direkt auf die Hose gestarrt und wieder gelacht. Und dann hat er mir die Hände um die Kehle gekrallt und mich gewürgt, und ich habe mir den Kopf am Bettpfosten gestoßen und … als ich wieder wach wurde, war er fort und du auch.«
Ihr standen die Tränen in den ausdrucksvollen blauen Augen, als sie nach Jamies Händen fasste.
»Jamie, vergibst du mir? Ich weiß, dass er dich nicht so behandelt hätte, wenn ich ihn nicht derart wütend gemacht hätte, und dann wäre Vater –«
»Oh, Jenny, Liebes,
Jamie wiegte sie sacht, während sie schluchzte. »Still, Kleines. Du hast das Richtige getan, Jenny. Es war nicht deine Schuld und vielleicht auch nicht meine.« Er strich ihr über den Rücken.
»Hör zu,
Jenny hörte auf zu weinen, richtete sich auf und sah ihn erstaunt an.
»Um die Leute gegen die Engländer aufzubringen? Aber warum?«
Jamie machte eine ungeduldige Handbewegung. »Um herauszufinden, wer möglicherweise Prince Charles unterstützen würde, sollte es zu einem neuen Aufstand kommen. Aber ich weiß noch nicht, auf welcher Seite Randalls Auftraggeber steht – ob er sich dafür interessiert, die Gefolgsleute des Prinzen beobachten zu lassen und vielleicht ihr Eigentum beschlagnahmen zu lassen, oder ob er selbst vorhat, mit dem Prinzen zu marschieren, und deshalb möchte, dass die Highlands zum Krieg bereit sind, wenn die Zeit gekommen ist. Ich weiß es nicht, und es ist jetzt auch nicht wichtig.« Er berührte das Haar seiner Schwester und strich es ihr aus der Stirn.
»Wichtig ist nur, dass dir nichts zugestoßen ist und ich zu Hause bin. Ich komme bald für immer zurück,
Sie hob seine Hand an die Lippen und küsste sie mit brennendem Gesicht. Sie suchte in ihrer Tasche nach einem Taschentuch und putzte sich die Nase. Dann sah sie Ian an, der nach wie vor erstarrt an ihrer Seite saß, die Augen voller Schmerz und Wut.
Sie berührte ihn sacht an der Schulter.
»Du meinst, ich hätte es dir sagen sollen?«
Er bewegte sich nicht, sondern sah sie nur unverwandt an. »Aye«, sagte er leise. »Das meine ich.«
Sie legte sich das Taschentuch auf den Schoß und fasste ihn an beiden Händen.
»Ian, Mann, ich habe es dir nicht erzählt, weil ich dich nicht auch noch verlieren wollte. Mein Bruder war fort und mein Vater. Ich wollte mein Herzblut nicht auch noch verlieren. Denn du bedeutest mir mehr als selbst mein Haus und meine Familie, Liebster.« Sie schenkte Jamie ein schiefes Lächeln. »Und das heißt wirklich eine Menge.«
Sie blickte Ian flehend in die Augen, und ich konnte sehen, wie die Liebe und der verletzte Stolz in seinem Gesicht miteinander rangen. Da erhob sich Jamie und berührte mich an der Schulter. Leise gingen wir aus dem Zimmer und ließen die beiden vor dem sterbenden Feuer zurück.
Es war eine klare Nacht, und durch die hohen Fenster flutete das Mondlicht herein. Ich konnte nicht einschlafen und dachte, dass es vielleicht das Licht war, das auch Jamie wach hielt; er lag zwar reglos da, doch ich konnte an seiner Atmung hören, dass er nicht schlief. Er drehte sich auf den Rücken, und ich hörte ihn leise glucksen.
»Was findest du denn so lustig?«