Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Ich zwang mich, den Blick von der Wasserrinne abzuwenden. Ich wusste zwar nicht viel darüber, wie eine Wassermühle funktionierte, doch ich hatte Angst, dass bei einem plötzlichen Ruck des Rads alles, was sich darunter befand, zerquetscht werden könnte. Diese Angst war anscheinend nicht unbegründet, denn Mrs. MacNab wendete sich drängend an einen der Soldaten.

»Ihr solltet Euren Herrn da herunterrufen, Junge. Was er macht, ist weder gut für die Mühle noch für ihn selbst. Er sollte sich nicht in Dinge einmischen, von denen er nichts versteht.«

»Oh, nur keine Sorge, Mütterchen«, sagte der Soldat gelassen. »Korporal Silvers Vater hat eine Weizenmühle in Hampshire. Das bisschen, was der Korporal nicht über Wasserräder weiß, würde in meinen Schuh passen.«

Mrs. MacNab und ich sahen uns alarmiert an. Nachdem der Korporal noch ein wenig auf und ab geklettert war und vorsichtig geschoben und gezogen hatte, kam er wieder zu uns herunter. Er schwitzte heftig und wischte sich mit einem großen, schmutzigen Taschentuch über das Gesicht, ehe er uns ansprach.

»Ich kann es von oben nicht bewegen, und dieser Dummkopf von einem Müller scheint kein Wort Englisch zu sprechen.« Er richtete den Blick auf Mrs. MacNabs kräftigen Stock und auf ihre knotigen Gliedmaßen, dann auf mich. »Vielleicht könnte mich ja die junge Dame begleiten und für mich mit ihm reden?«

Mrs. MacNab streckte beschützend die Hand aus und packte mich am Ärmel.

»Ihr müsst meiner Schwiegertochter verzeihen, Sir. Sie ist nicht ganz richtig im Kopf, seit ihr letztes Baby tot zur Welt gekommen ist. Hat seit über einem Jahr kein Wort mehr gesprochen, die Arme. Und ich kann sie keine Minute allein lassen, sonst wirft sie sich vor Schmerz ins Wasser.«

Ich tat mein Bestes, mir den Anschein zu geben, als sei ich nicht ganz richtig im Kopf – was mich in meinem gegenwärtigen Zustand keine große Mühe kostete.

Der Korporal sah bestürzt aus. »Oh«, sagte er. »Nun ja …« Er wanderte zum Ufer des Teichs hinunter und blickte stirnrunzelnd ins Wasser. Er sah genauso aus wie Jamie eine Stunde zuvor, anscheinend auch aus demselben Grund.

»Es geht nicht anders, Collins«, sagte er zu dem älteren Soldaten. »Ich muss tauchen und nachsehen, warum es sich nicht bewegt.« Er zog seinen roten Rock aus und begann, die Manschetten seines Hemds zu öffnen. Ich wechselte einen entsetzten Blick mit Mrs. MacNab. Vermutlich reichte die Luft unter dem Mahlwerk ja zum Überleben, aber der Platz reichte mit Sicherheit nicht aus, um sich ernsthaft zu verstecken.

Ich dachte gerade wenig optimistisch über die Möglichkeit nach, einen überzeugenden epileptischen Anfall zu simulieren, als das Rad plötzlich über uns ächzte. Mit einem Geräusch, als würde ein Baum ermordet, vollführte das gewaltige Rund einen Halbkreis, stockte einen Moment, dann begann es, sich beständig zu drehen, und seine Schaufeln schöpften munter kleine Wasserbäche in die Rinne.

Der Korporal hielt inne und bestaunte das Rad. »Seht Euch das an, Collins! Was da wohl festgesteckt haben mag?«

Wie als Antwort kam oben auf dem Rad etwas in Sicht. Es hing rot und triefend an einer der Schaufeln. Die Schaufel tauchte in das Wasser ein, das jetzt durch die Rinne schäumte, der Gegenstand löste sich, und Jamies väterliche Unterhose trieb majestätisch auf das Wasser des Mühlteichs hinaus.

Der ältere Soldat fischte sie mit einem Stock heraus und präsentierte sie seinem Kommandeur, der sie vom Ende des Stocks pflückte wie ein Mann, der sich gezwungen sieht, einen toten Fisch in die Hand zu nehmen.

»Hm«, sagte er und hielt das Kleidungsstück kritisch an zwei Fingern hoch. »Woher in aller Welt mag das wohl gekommen sein? Es muss sich in der Achse verfangen haben. Merkwürdig, dass so etwas so viel Ärger machen kann, nicht wahr, Collins?«

»Ja, Sir.« Der Soldat fand das Innenleben eines schottischen Mühlrads eindeutig nicht übermäßig faszinierend, doch er antwortete höflich.

Nachdem er den Stoff ein paarmal hin und her gewendet hatte, zuckte der Korporal mit den Achseln und wischte sich damit den Schmutz von den Händen.

»Ein ordentliches Stück Flanell«, stellte er fest und wrang den nassen Lappen aus. »Mit Sicherheit noch gut, um das Sattelzeug zu putzen. Schönes Souvenir, was, Collins?« Und mit einer höflichen Verneigung vor Mrs. MacNab und mir wandte er sich seinem Pferd zu.

Die Dragoner waren kaum jenseits der Anhöhe verschwunden, als ein Plätschern im Mühlteich das Auftauchen des ortsansässigen Wassergeistes verkündete.

Seine Farbe war das blutleere, bläulich angehauchte Weiß von Carraramarmor, und seine Zähne klapperten so laut, dass ich seine ersten Worte kaum ausmachen konnte. Allerdings waren sie ohnehin gälisch.

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