Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Jamie schlief fast zwei Tage durch und erwachte nur, um etwas Brühe oder Wein zu sich zu nehmen. Einmal wach, begann er jedoch, wie ein ganz normaler gesunder junger Mann zu heilen, der sich plötzlich seiner bislang selbstverständlichen Kraft und Unabhängigkeit beraubt sieht. Mit anderen Worten: Er genoss es ungefähr vierundzwanzig Stunden lang, sich umsorgen zu lassen, und dann wurde er nacheinander nervös, unruhig, gereizt, mürrisch, aufsässig und böse.

Die Wunden an seinen Schultern schmerzten. Die Narben an seinen Beinen juckten. Er hatte es satt, auf dem Bauch zu liegen. Es war zu warm im Zimmer. Seine Hand schmerzte. Vom Rauch des Kohlebeckens brannten ihm die Augen, so dass er nicht lesen konnte. Er hatte genug von Brühe, Brei und Milch. Er wollte Fleisch.

Ich erkannte die Symptome seiner wiederkehrenden Gesundheit und war froh darüber, aber ich hatte nicht vor, mir alles gefallen zu lassen. Ich lüftete das Zimmer, wechselte seine Laken, trug ihm Ringelblumensalbe auf den Rücken auf und rieb ihm die Beine mit Aloesaft ein. Dann bat ich einen Laienbruder, ihm neue Brühe zu holen.

»Ich will diesen Mist nicht mehr! Ich brauche richtiges Essen!« Aufgebracht schob er das Tablett beiseite, so dass die Brühe auf die Serviette unter der Schale schwappte.

Mit verschränkten Armen blickte ich auf ihn hinunter. Seine blauen Augen blitzten herrisch zurück. Er war spindeldürr, und seine Gesichtsknochen malten sich deutlich unter der Haut ab. Seine Genesung verlief zwar gut, doch die gereizten Nerven seines Magens würden noch eine Weile brauchen. Selbst Brühe und Milch konnte er ja nicht bei sich behalten.

»Du bekommst richtiges Essen, wenn ich es erlaube«, teilte ich ihm mit, »vorher nicht.«

»Ich will es aber jetzt! Glaubst du etwa, du kannst mir vorschreiben, was ich esse?«

»Ja, verdammt! Ich bin hier der Arzt, falls du das schon vergessen haben solltest.«

Er schwang die Füße über die Bettkante und schien tatsächlich gehen zu wollen. Ich legte ihm die Hand auf die Brust und schubste ihn zurück.

»Du bleibst gefälligst im Bett und tust einmal im Leben, was man dir sagt«, fuhr ich ihn an. »Du bist noch nicht kräftig genug zum Aufstehen, und du bist auch noch nicht bereit für feste Nahrung. Bruder Roger sagt, du hast dich heute Morgen wieder übergeben.«

»Bruder Roger kann sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern und du genauso«, sagte er zähneknirschend und kämpfte sich wieder hoch. Er streckte die Hand aus und bekam die Tischkante zu fassen. Mit beträchtlicher Anstrengung erhob er sich und stand dann schwankend da.

»Leg dich wieder ins Bett! Du fällst gleich!« Er war alarmierend blass, und vom bloßen Stehen brach ihm der kalte Schweiß aus.

»Ich falle nicht«, behauptete er. »Und wenn doch, ist es meine Sache.«

Inzwischen war ich wirklich wütend.

»Ach ja? Und wer, glaubst du, hat dir denn dein elendes Leben überhaupt gerettet? Das hast du wohl ganz allein gemacht, wie?« Ich packte seinen Arm, um ihn wieder auf das Bett zuzuschieben, doch er entriss ihn mir.

»Ich habe dich nicht darum gebeten, oder? Habe ich dir nicht gesagt, du sollst mich in Ruhe lassen? Außerdem weiß ich nicht, warum du dir überhaupt die Mühe gemacht hast, mir das Leben zu retten, wenn du mich doch nur verhungern lassen willst – es sei denn, es macht dir Freude, dabei zuzusehen.«

Das war einfach zu viel.

»Du bist so verdammt undankbar!«

»Und du bist ein altes Waschweib!«

Ich richtete mich zu voller Größe auf und zeigte drohend auf das Bett. Mit meiner ganzen Schwesternautorität sagte ich: »Geh sofort zurück ins Bett, du sturer, nichtsnutziger, idiotischer …«

»Schotte«, brachte er den Satz für mich auf den Punkt. Er trat einen Schritt auf die Tür zu und wäre hingefallen, wenn er nicht Halt an einem Hocker gefunden hätte. Er ließ sich in letzter Sekunde heftig darauf niederplumpsen und blieb schwankend sitzen. Seine Augen blinzelten ein wenig, weil ihm schwindelig war. Ich ballte die Hände zu Fäusten und funkelte ihn an.

»Schön«, sagte ich. »Schön, verdammt. Ich lasse dir Brot und Fleisch bringen, und wenn du dann auf den Boden gekotzt hast, kannst du es selbst wieder aufwischen! Ich tue es jedenfalls nicht, und wenn Bruder Roger es macht, ziehe ich ihm das Fell über die Ohren!«

Ich stürmte in den Flur und knallte die Tür hinter mir zu, just bevor auf der anderen Seite die Waschschüssel dagegenknallte. Als ich mich umdrehte, sah ich mich einem interessierten Publikum gegenüber, das von dem Lärm angezogen worden sein musste und jetzt im Flur stand. Bruder Roger und Murtagh standen nebeneinander und starrten auf mein rotes Gesicht und meine schwer atmende Brust. Roger sah bestürzt aus, doch über Murtaghs Kratergesicht breitete sich langsam ein Lächeln, während er dem Schwall gälischer Obszönitäten hinter der Tür zuhörte.

»Dann geht es ihm also besser«, sagte er zufrieden. Ich lehnte mich an die Korridorwand und spürte, wie sich auch mein Gesicht langsam zu einem Lächeln verzog.

»Oh ja«, bestätigte ich. »Das tut es.«

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