Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

»Mehr als wahr, ma chère, mehr als wahr. Alles, was ich gemeint habe, war, dass Ihr strikt vom juristischen Standpunkt aus weder eine Sünde noch ein Verbrechen begangen habt, was diese beiden Männer betrifft. Das waren die beiden Aspekte Eurer Situation, die ich vorhin erwähnt habe: was Ihr getan habt und was Ihr tun werdet.« Er griff nach meiner Hand und zog mich neben sich zum Sitzen herunter, um mit mir auf Augenhöhe zu sein.

»Das ist es doch, was Ihr mich gefragt habt, als ich Euch die Beichte abgenommen habe, oder? Was habe ich getan? Und was soll ich tun?«

»Ja, das ist es. Und Ihr sagt mir, dass ich nichts Falsches getan habe? Aber ich …«

Was seine Angewohnheit betraf, mich zu unterbrechen, dachte ich, so war er fast so schlimm wie Dougal MacKenzie.

»Ja, Ihr habt nichts Falsches getan«, sagte er entschlossen. »Es ist möglich, in strikter Übereinstimmung mit Gottes Gesetz und mit dem eigenen Gewissen zu leben, versteht Ihr, und dennoch Schwierigkeiten und Tragödien zu erleben. Es ist die schmerzliche Wahrheit, dass wir immer noch nicht wissen, warum le bon Dieu zulässt, dass es das Böse gibt, doch wir haben sein Wort, dass dies so ist. ›Ich habe das Gute geschaffen‹, sagt Er in der Bibel, ›und ich habe das Böse geschaffen.‹ Demzufolge kann es geschehen, glaube ich, dass selbst gute Menschen – vor allem gute Menschen –«, fügte er nachdenklich hinzu, »in ihrem Leben auf große Wirren und Schwierigkeiten stoßen. Nehmt zum Beispiel diesen Jungen, den Ihr töten musstet. Nein«, sagte er und hob die Hand, um meinem Einwand zuvorzukommen, »täuscht Euch nicht. Angesichts Eurer Notlage konntet Ihr nicht anders, als ihn zu töten. Selbst die heilige Mutter Kirche, welche lehrt, dass das Leben heilig ist, erkennt die Notwendigkeit an, sich selbst und seine Familie zu verteidigen. Und da ich ja den Zustand Eures Mannes erlebt habe …«, sagte er mit einem Blick auf den Gästeflügel, »bezweifle ich nicht, dass Ihr den Weg der Gewalt einschlagen musstet. Daher habt Ihr Euch nichts vorzuwerfen. Natürlich erfüllt Euch Eure Tat mit Mitleid und Bedauern, Madame, denn Ihr seid ja ein sehr mitfühlender Mensch.« Er tätschelte sacht die Hand, die auf meinen hochgezogenen Knien lag.

»Manchmal enden unsere besten Taten in Dingen, die äußerst bedauerlich sind. Und doch hättet Ihr nicht anders handeln können. Wir wissen nicht, was Gottes Plan für den jungen Mann war – vielleicht war es tatsächlich Sein Wille, dass der junge Mann in diesem Moment zu Ihm in den Himmel kam. Doch Ihr seid nicht Gott, und es gibt Grenzen für das, was Ihr von Euch erwarten könnt.«

Ich erschauerte kurz, als ein kalter Windstoß um die Ecke fegte, und ich zog mein Schultertuch fester um mich. Anselm sah das und wies auf das Becken.

»Das Wasser ist warm, Madame. Vielleicht möchtet Ihr Eure Füße hineintauchen?«

»Warm?« Ich gaffte das Wasser ungläubig an. Bis jetzt war es mir gar nicht aufgefallen, doch anders als die Weihwasserbecken vor der Kirche hatte der Fischteich keine vereisten Ecken, und kleine grüne Pflanzen trieben im Wasser oder sprossen aus den Ritzen zwischen den Steinen, aus denen der Teich gemauert war.

Zur Illustration zog sich Anselm selbst die Ledersandalen aus. Auch wenn sein Gesicht und seine Stimme kultiviert sein mochten, hatte er doch die kantigen, kräftigen Hände und Füße eines Bauern aus der Normandie. Er zog den Rock seiner Kutte bis zu den Knien hoch und tauchte die Füße in den Teich. Die Karpfen schossen davon, machten aber sofort wieder kehrt, um den Eindringling neugierig mit den Nasen anzustupsen.

»Sie beißen doch nicht, oder?«, fragte ich, während ich die hungrigen Mäuler argwöhnisch betrachtete.

»Nicht in Haut, nein«, versicherte er mir. »Sie haben keine richtigen Zähne.«

Also zog ich mir ebenfalls die Sandalen aus und steckte vorsichtig die Füße ins Wasser. Zu meiner Überraschung war es angenehm warm. Nicht heiß, aber doch ein herrlicher Kontrast zu der feuchten, kalten Luft.

»Oh, wie schön!« Ich wackelte begeistert mit den Zehen, was beträchtliche Bestürzung unter den Karpfen auslöste.

»Es befinden sich mehrere Mineralquellen in der Nähe der Abtei«, erklärte Anselm. »Sie steigen heiß aus der Erde auf, und ihr Wasser hat große Heilkräfte.« Er wies zum anderen Ende des Wassertrogs, wo ich eine kleine Öffnung zwischen den Steinen sehen konnte, halb verborgen hinter den dahintreibenden Wasserpflanzen.

»Eine kleine Menge des heißen Mineralwassers wird aus der nächsten Quelle hierhergeleitet. So kann der Koch zu jeder Jahreszeit frischen Fisch auf den Tisch bringen; normalerweise wäre das Winterwetter zu bitter für sie.«

Eine Weile paddelten wir schweigend mit den Füßen im Teich, und die schweren Körper der Fische huschten durch das Wasser und stießen hin und wieder überraschend kraftvoll gegen unsere Beine. Die Sonne kam wieder hervor und tauchte uns in schwache, aber spürbare Wärme. Anselm schloss die Augen und ließ das Licht über sein Gesicht strömen. Ohne sie zu öffnen, sprach er weiter.

Перейти на страницу:

Похожие книги