Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

»Euer erster Mann – Frank war sein Name? –, auch ihn muss man, denke ich, in Gottes Hand legen als eines der bedauerlichen Dinge, an denen Ihr nichts ändern könnt.«

»Aber ich hätte doch etwas tun können«, wandte ich ein. »Ich hätte zurückgehen können … vielleicht.«

Er öffnete ein Auge und betrachtete mich skeptisch.

»Ja, vielleicht«, pflichtete er mir bei. »Und vielleicht auch nicht. Ihr dürft Euch keine Vorwürfe machen, weil Ihr gezögert habt, Euer Leben aufs Spiel zu setzen.«

»Es war ja nicht das Risiko«, sagte ich und schnippte mit den Zehen nach einem großen, schwarz-weiß gefleckten Karpfen. »Zumindest nicht nur. Es war … nun, zum Teil war es Angst, aber vor allem war es, weil ich … ich Jamie nicht verlassen konnte.« Ich zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich … konnte es einfach nicht.«

Anselm lächelte und öffnete nun beide Augen.

»Eine gute Ehe ist eine der kostbarsten Gottesgaben«, stellte er fest. »Wenn Ihr so klug wart, diese Gabe zu erkennen und anzunehmen, ist Euch das nicht vorzuwerfen. Und vergesst nicht …«, er legte den Kopf schief wie ein brauner Sperling, »Ihr seid jetzt seit fast einem Jahr verschwunden. Euer erster Mann hat gewiss begonnen, sich mit Eurem Verlust abzufinden. Sosehr er Euch geliebt haben mag, so erleben doch alle Menschen Verluste, und uns sind Mittel gegeben, zu unserem eigenen Nutzen damit fertig zu werden. Vielleicht hat er ja angefangen, sich ein neues Leben aufzubauen. Wäre es eine gute Tat, wenn Ihr den Mann verlassen würdet, der Euch so sehr braucht, den Ihr liebt und mit dem Ihr durch das Band der heiligen Ehe verbunden seid, um zurückzukehren und dieses neue Leben zu stören? Erst recht, wenn Ihr zwar aus Pflichtgefühl zurückkehren würdet, aber das Gefühl hättet, dass Euer Herz anderweitig vergeben ist – nein.« Er schüttelte entschlossen den Kopf.

»Kein Mensch kann Diener zweier Herren sein. Wenn dies nun Eure einzig gültige Ehe wäre und das hier –«, wieder wies er kopfnickend auf den Gästeflügel, »nur eine ungeregelte Verbindung, dann läge Eure Pflicht möglicherweise anderswo. Doch Ihr wurdet durch Gott verbunden, und ich glaube, Ihr dürft Eure Pflicht gegenüber dem jungen Herrn erfüllen. Was nun den anderen Aspekt betrifft – was Ihr tun sollt. Das bedarf sicher einiger Diskussion.« Er zog die Füße aus dem Wasser und trocknete sie an seiner Kutte ab.

»Ziehen wir uns doch in die Klosterküche zurück, wo wir vielleicht Bruder Eulogius dazu bewegen können, uns ein wärmendes Getränk aufzutischen.«

Ich fand noch ein verstreutes Brotstück auf dem Boden und warf es den Karpfen zu, dann bückte ich mich, um mir die Sandalen wieder anzuziehen.

»Ich kann Euch gar nicht sagen, was für eine Erleichterung es ist, mit jemandem darüber zu reden«, sagte ich. »Und ich komme immer noch nicht darüber hinweg, dass Ihr mir tatsächlich glaubt.«

Er zuckte mit den Schultern und bot mir galant den Arm an, während ich mir die groben Riemen der Sandalen über die Füße schob.

»Ma chère, ich diene einem Mann, der die Brote und Fische vermehrt hat.« Er lächelte und wies kopfnickend auf den Teich, wo jetzt die letzten Wirbel der Karpfenfütterung verebbten. »Der die Kranken geheilt und die Toten erweckt hat. Soll ich erstaunt sein, dass der Herr der Ewigkeit eine junge Frau durch die Steine der Erde geholt hat, um Seinen Willen zu tun?«

Nun, dachte ich, das war auf jeden Fall besser, als zur Hure von Babylon erklärt zu werden.

Die Küche des Klosters war wie eine warme Höhle, deren Gewölbedecke vom fettigen Qualm der Jahrhunderte geschwärzt war. Bruder Eulogius, der bis zu den Ellbogen in einem Bottich mit Teig steckte, grüßte Anselm mit einem Nicken und rief einem der Laienbrüder auf Französisch zu, er solle uns bedienen. Wir suchten uns einen Platz abseits des geschäftigen Treibens und setzten uns mit zwei Bechern Ale und einem Teller nieder, auf dem eine Art heißes Pastetchen lag. Ich schob den Teller zu Anselm hinüber, zu konzentriert, um mich für das Essen zu interessieren.

»Lasst es mich so formulieren«, sagte ich und überlegte mir meine Worte sorgfältig. »Wenn ich wüsste, dass einer Gruppe von Menschen Unheil droht, sollte ich mich zu dem Versuch verpflichtet fühlen, es abzuwenden?«

Anselm rieb sich nachdenklich mit dem Ärmel über die Nase, die in der Wärme der Küche zu laufen begann.

»Im Prinzip ja«, sagte er. »Doch es würde auch von einer Reihe anderer Dinge abhängen – wie groß ist das Risiko für Euch selbst, wem seid Ihr sonst verpflichtet? Und wie groß ist Eure Chance auf Erfolg?«

»Ich habe nicht die geringste Ahnung, was ich darauf antworten kann. Auf keine dieser Fragen. Abgesehen davon, wem ich verpflichtet bin – ich meine, ich habe ja Jamie. Aber er gehört zu denen, die Schaden nehmen könnten.«

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